Alle Teppichböden riechen
So viel vorweg: Alle Teppichböden, auch Wollteppiche, dünsten in den ersten
Wochen nach der Verlegung Stoffe aus, die die Raumluft verschlechtern. Sie
verursachen aber keine Gesundheitsschäden. Lediglich empfindsame Personen
reagieren oft mit Befindlichkeitsstörungen (Kopfschmerzen, Übelkeit,
Konzentrationsstörungen). Der typische Neugeruch sollte sich innerhalb sechs bis
acht Wochen verflüchtigt haben. Bis dahin hilft nur Lüften, am besten
Stoßlüften.
Ursachen für Geruchsentwicklung
Schuld an der Geruchsbelästigung können zwar auch Untergrund, Klebstoff oder
Spachtelmasse sein – eine chemische Keule sind die textilen Bodenbeläge aber
allemal. Der Flor synthetischer Auslegeware besteht aus Polyamid, Polyester,
Polypropylen oder Acryl. Bei getufteten Teppichen muss das Trägergewebe mit
einer Zwischenschicht aus SBR (Styrol-Butadien-Rubber) verklebt werden. Ohne
Chemie geht es auch beim Färben und Bedrucken der Beläge nicht ab. Ein Kapitel
für sich ist die Rückenbeschichtung. Waren es früher die Schaumrücken aus
Polyvinylchlorid (PVC), die wegen der enthaltenen Weichmacher für Probleme
sorgten, geraten nun auch die Nachfolger, Teppiche mit Kompaktschaumrücken,
unter Beschuss. Deren aufgeschäumtes Latex-Gemisch enthält ebenfalls Substanzen,
die die Raumluft belasten. Die Teppichproduzenten sind darum dazu übergegangen,
Teppichböden mit so genannten textilen Zweitrücken zu versehen. Irrtum, wenn Sie
glauben, dass darin keine Chemie enthalten sei. Ausgangsmaterial ist meist
Polypropylen, auch Acryl oder Jute, seltener das nicht so umweltverträgliche
Polyurethan. Das jeweilige Gewebe wird zusammen mit einer Kaschiermischung aus
SBR plus Acrylatverdickern und Flammschutzmittel als Rückenschicht aufgeklebt.
Bei der Verbindung zwischen Styrol und Butadien kommt es als Nebenreaktion zur
Bildung zweier extrem unangenehm riechender Verbindungen, die später im
Endprodukt noch enthalten sind.