Die Villa, der Mercedes und der Perserteppich, das waren in den sechziger und siebziger Jahren die sichtbaren Zeichen des Erfolgs, greifbare Symbole für Luxus und Reichtum. Von der schönen Villa muß der Mittelständler immer noch träumen, einen gebrauchten Mercedes kann man sich nach einigen sparsamen Jahren vieleicht leisten, der „Perser“ aber ist längst ein Massenprodukt geworden, das in vielen Haushalten devot den Boden ziert. Neben dem Iran gibt es aber eine Reihe anderer Länder und Völker, die handgeknüpfte Orientteppiche erzeugen: Türkei, Armenien, Kaukasus, Turkmenien, Afghanistan – und nicht zu vergessen die Kurden. Vergleichsweise neu auf dem Markt sind Teppiche aus Indien, China und Pakistan.
Mehr Käufer, niedrigere Preise
Es sind wirtschaftliche Gründe, die dem Orientteppich ein breites Publikum erschlossen haben: Der Wohlstand der Käufer – also unserer – ist gewachsen. Dafür herrschen in den Ursprungsländern des Orientteppichs, im Iran, aber auch in den Nachbarländern, schlechte wirtschaftliche Bedingungen. Weil dort die Inflation die Preise in die Höhe treibt, kann der Händler mit Dollars immer billiger einkaufen. Das senkt auch bei uns die Preise. Außerdem hat der Iran die Teppichproduktion massiv angekurbelt. Teppiche sind jetzt nach dem Erdöl die zweitwichtigste Einnahmequelle des Iran. Standen bis 1989 zwischen 2,5 und 3 Millionen Menschen am Knüpfstuhl, sind es jetzt zirka 9 Millionen. Entsprechend kletterten Produktion und Exporte in unerreichte Höhen. Die Preise sanken – Händler fügen bedauernd hinzu: „ins Bodenlose“. „Ein Ghom 2. Klasse mit 1,5 Quadratmeter, der vor einigen Jahren 60.000 bis 70.000 Schilling gekostet hat, ist jetzt“, so meint Mag. Farhang Sayahpour, Ombudsmann der Wirtschaftkammer für den Handel mit Orientteppichen in Wien, „für 25.000 bis 36.000 Schilling zu haben.“