Der Check: Laut Verband werden mehr als 340 Aktivitäten betrachtet. Besonders positiv bewertet würden beispielsweise
- der Verzicht auf Pestizide
- die Reduktion von Treibhausgasen
- die Anlegung von Biodiversitätsflächen
- aber auch soziale Standards wie ein „gerechter Lohn“.
Jedes Kriterium werde auf einer Skala von –10 bis +10 bewertet und alle von einem Betrieb erreichten Punkte würden in 9 Bereichen (von Klima über Boden und Wasser bis Soziales) zusammengefasst. So könne jeder Betrieb auf einen Blick sehen, wo er im Vergleich zu anderen Betrieben stehe, wo der Verbesserungsbedarf am größten sei.
Für Außenstehende völlig undurchsichtig
Ein ausgefeiltes und fundiertes System, gewiss. Nur leider ist es für Außenstehende völlig undurchsichtig. Die Kriterien werden zwar auf der Homepage aufgelistet, doch was eine Muss- und was eine Soll-Bedingung darstellt, erfährt man ebenso wenig wie, welche Schwellenwerte erreicht werden müssen, um das Gütesiegel zu bekommen. Auffällig viele Kriterien sind sehr schwammig formuliert; häufig ist die Rede von „anstreben“, „erwägen“, „bevorzugen“ oder „vermeiden“. So wird beispielsweise unter dem Punkt Maschineneinsatz gefordert, man solle Rapsöl aus regionalem Anbau erwägen. Wenn der Betrieb nach kurzer Überlegung zum Schluss kommt, das mit dem Rapsöl lieber sein zu lassen – wird er dann dafür (für das bloße Erwägen) schon mit Pluspunkten belohnt? Nein, so ist es natürlich nicht gemeint.
Eindruck: für jeden Betrieb locker erfüllbar
Dennoch bleibt für Konsumenten der Eindruck bestehen, dass die Kriterien unverbindlich und für jeden Betrieb locker erfüllbar sind. Nach Angaben des Weinbauverbandes handelt es sich bei dem Bewertungssystem ja auch um ein Beratungs- und Lerntool für die Betriebe. Sie sollen auf diese Weise Schritt für Schritt zu nachhaltigem Wirtschaften erzogen werden. Das ist ohne Zweifel eine wichtige Zielsetzung, aber Konsumenten erwarten sich von einem Gütesiegel, dass nur jene Betriebe damit ausgezeichnet werden, die bereits Mindeststandards erreicht haben – und nicht solche, die erste Gehversuche unternehmen.