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Kater nach Alkoholkonsum
Hilft Myrkl gegen Katersymptome? Bild: Vectoriumw

Myrkl gegen den Kater

Verhindert die vorsorgliche Einnahme von Myrkl Kater-Symptome nach Alkoholkonsum?

Wissenschaftliche Belege fehlen. Das Nahrungsergänzungsmittel Myrkl soll vor den unangenehmen Folgen von Alkohol schützen. Ob das funktioniert, hat der Hersteller allerdings nicht untersucht.

Alkohol trinken, feiern und am nächsten Morgen trotzdem frisch und ohne Kater aufwachen: Mit dem Nahrungsergänzungsmittel Myrkl soll das möglich sein. Enthaltene probiotische Bakterien sollen den Alkohol bereits im Darm abbauen und verhindern, dass er überhaupt ins Blut gelangt. Die Wirkung sei laut Hersteller wissenschaftlich belegt. Unsere Kooperationspartner von medizin-transparent.at haben sich die Sache genauer angesehen.

Weniger Alkohol im Blut

Die Herstellerfirma wirbt mit den Ergebnissen einer Studie, in der 24 gesunde junge Männer und Frauen eine Woche lang täglich entweder zwei Kapseln Myrkl oder ein Schein-Präparat (Placebo) geschluckt hatten. Am Ende der Woche bekamen sie Alkohol in einer Menge zu trinken, die etwa einem halben Liter Bier entspricht. Danach wurde der Alkoholpegel der Teilnehmenden gemessen.

Ergebnis: 14 der 24 Testpersonen hatten keine messbaren Alkoholmengen im Blut, was angesichts der niedrigen konsumierten Mengen jedoch nicht überraschend war. Ihre Daten konnten gar nicht ausgewertet werden. Diejenigen, die Myrkl eingenommen hatten, hatten weniger Alkohol im Blut als die Kontrollgruppe mit dem Placebo.

Bloß Zufall?

Doch bei einer derart geringen Anzahl an Probandinnen und Probanden kann der Unterschied ebenso gut dem Zufall geschuldet sein. Zweifel an der Aussagekraft der Studie sind noch aus einem anderen Grund angebracht. Die Teilnehmenden schluckten das Mittel eine Woche lang zweimal täglich. Die Verzehrsempfehlung des Herstellers, um den unerwünschten Folgen des Alkohols vorzubeugen, lautet jedoch, zwei Kapseln direkt vor dem Alkoholkonsum zu schlucken. Ob das funktioniert, wurde ebenso wie die eigentliche Frage, ob Myrkl Katersymptome verhindere, nicht untersucht.

Unklar bleibt auch, wie das Mittel bei höheren Alkoholmengen wirkt. Über unerwünschte Wirkungen wurde in der Studie zwar nicht berichtet, um mögliche negative Folgen verlässlich beurteilen zu können, müsste die Zahl der Teilnehmenden jedoch viel größer sein und die Studie länger laufen.

Alternatives Kater-Mittel

Bei der Recherche fand medizin-transparent.at eine weitere Studie zu noch einem angeblichen Mittel gegen Kater. Dieses enthielt ebenfalls probiotische Bakterien, allerdings andere als Myrkl.

Hier zeigte sich bei 54 Teilnehmenden kein Unterschied, was Kater-Symptome am nächsten Tag angeht, egal, ob sie das Präparat oder ein Placebo eingenommen haben. Doch selbst wenn Myrkl und Co wirken würden, hätte die Sache noch einen anderen Haken: Kein Alkohol im Blut würde nicht nur die unerwünschten, sondern auch die erwünschten Wirkungen verhindern, und die sind ja für die meisten der Grund, Alkohol zu trinken.

Alkohol und Gesundheit

Alkohol wird zwar verbreitet als Genussmittel angesehen, er ist jedoch eine Droge und ein Gift. In geringen Mengen und ab und zu genossen ist er für die meisten Menschen gesundheitlich zwar unbedenklich, aber keinesfalls gesund. Auf Dauer zu viel zu trinken, kann krank machen und das Risiko für Lebererkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs erhöhen. Die Empfehlung von Fachleuten lautet:

  • Männer sollten dauerhaft nicht mehr als ein großes Bier (0,5 Liter) oder einen Viertelliter Wein pro Tag trinken.
  • Da weibliche Körper Alkohol anders verarbeiten als männliche, sollt es bei Frauen nicht mehr als ein kleines Bier (0,3 Liter) oder ein Achtelliter Wein pro Tag sein.

Wer ab und zu viel trinkt, hat noch nicht automatisch ein Alkoholproblem. Folgende Warnsignale können allerdings Hinweise auf eine Abhängigkeit sein:

  • Alkohol zu trinken, um Sorgen oder Stress bewältigen zu können
  • Probleme oder Streitereien mit der Familie, mit Freunden oder am Arbeitsplatz wegen des Alkoholkonsums und seiner Auswirkungen
  • regelmäßiger Kontrollverlust wegen Alkohols
  • weniger Alkohol trinken zu wollen, aber es nicht zu schaffen

Kooperation mit medizin-transparent.at

Logo von medizin transparent.
Bild: medizin transparent

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Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.

"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin Transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf www.medizin-transparent.at/myrkl-gegen-kater.

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