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Scheinwerfer - Konsument 1/2001

Reifenfüllgas - Zahlen für die Luft

In der Formel 1-Welt ist es selbstverständlich: Die Reifen der Boliden werden nicht mit Luft, sondern mit Stickstoff gefüllt. Immer stärker werden jetzt aber auch Reifenfüllgase für ganz gewöhnliche Pkw beworben. Bei Reifenhändlern und Schnellwerkstätten kann man sich die Gase Marke Pneumix oder Secur Pneus einfüllen lassen.

Die Liste der Vorteile, die dem Stickstoff-befüllten Reifen nachgesagt werden, ist überwältigend: höhere Lebensdauer, geringerer Treibstoffverbrauch, kein Reifenplatzer mehr, gleichbleibender Reifendruck und vieles mehr. Der in der Pressluft vorhandene Sauerstoff wird für das vorzeitige Altern der Autoreifen verantwortlich gemacht; außerdem werde, so heißt es, die Pressluft durch Luftfeuchtigkeit und Öldämpfe verunreinigt. Bei den Spezialgasen, die hauptsächlich aus Stickstoff und einer Spur Edelgasen zusammengesetzt sind, würden diese negativen Faktoren beseitigt. Denn anders als Sauerstoff sei Stickstoff ein inertes oder inaktives Gas, das heißt, es gibt keine (unerwünschten) chemischen Reaktionen mit anderen Stoffen.

Das mag unbestritten sein, von Fachleuten wird jedoch bezweifelt, dass sich die Vorteile bei normaler Nutzung eines Pkw bemerkbar machen. Laut Pannenstatistik der Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ sind Reifenprobleme fast immer auf äußere Schäden oder Abnutzung zurückzuführen, das Innenleben der Reifen spielt praktisch keine Rolle. Auf der anderen Seite wird die Gefahr gesehen, dass der propagierte konstante Reifendruck dazu verleiten könnte, den Druck nicht mehr regelmäßig zu kontrollieren. Auch Reifenhersteller betonen, die Verwendung von Stickstoff könne eine regelmäßige Kontrolle (alle 14 Tage) nicht ersetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Nachfüllen von Stickstoff nicht flächendeckend an allen Tankstellen, sondern nur in bestimmten Werkstätten möglich ist. Zum Unterschied von Pressluft ist Stickstoff überdies kostenpflichtig (50 bis 60 Schilling pro Reifenfüllung). Kritiker halten denn auch die Stickstoff-Idee für den Versuch, mit dem Image des Autorennsports die Leute dazu zu überreden, für etwas zu bezahlen, was ohnehin gratis zur Verfügung steht.

AVM Profit Fonds 1 - Riskante Beteiligung

Als so genanntes innovatives Anlageprodukt wird der AVM Profit Fonds 1 über Vermögensberater angeboten. Das Kapital der Anleger soll entweder in gebrauchten englischen Lebensversicherungspolizzen (konservativ) oder als vorbörsliche Beteiligung an kleinen und mittleren Unternehmen (dynamisch) angelegt werden. Letzteres nennt der Fachmann Venture Capital (Wagniskapital). Auf der Homepage der AVM AG, die dieses Produkt managt, sind eindrucksvolle Renditen aufgelistet – allerdings für Top-Unternehmen in den USA. Dass solche Kapitalzuwächse auch mit unbekannten Neuankömmlingen erzielt werden können, ist damit nicht gesagt. Nicht verraten wird, in welche Unternehmen das Geld konkret fließen wird. Genannt werden ausschließlich Branchen, und zwar solche, die in den Medien als besonders zukunftsträchtig hochgejubelt werden: Neue Technologien (IT, Internet, Multimedia), der Medienbereich, Biochemie und Medizintechnik.

Aber wer möchte schon sein Geld „ins Blaue“ investieren? Dieser Fonds scheint nicht auf der Liste registrierter Investmentfonds von Standard & Poor’s (www.micropal.com ) auf, wo rund 38.000 Investmentfonds aus der ganzen Welt erfasst sind. Des Rätsels Lösung: Der „Fonds“ ist trotz seines Namens kein Investmentfonds. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein Gesellschaftsanteil an einer Personengesellschaft, wie der Österreich-Repräsentant von AVM auf Anfrage bestätigt. Laut Kontrollbank wurde auch kein Prospekt nach dem Kapitalmarktgesetz hinterlegt.

Womit ein Anleger zu rechnen hat, wird zwar in den Werbeaussagen nicht groß hinausposaunt, es findet sich aber kleingedruckt unter „Risikohinweise“: Der Totalverlust der Kommanditeinlage ist möglich. Und der Anteil ist – anders als echte Investmentfonds – praktisch unverkäuflich. Wenn eine Geldanlage zwar Fonds heißt, aber kein Investmentfonds ist, und mit dem Slogan „auf sichere Art“ wirbt, obwohl das gesamte Kapital futsch sein kann, lässt das wenig schmeichelhafte Rückschlüsse auf die Seriosität zu.

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