Bare Münze - Finanz-Infos von KONSUMENT. - Diesmal: Eine Bankomatkarte mit Vorteilen, so lobt die Santander-Bank ihre Cashcard. Doch ob die Goodies die Bankomatgebühr kompensieren, ist mehr als fraglich…
„Sie funktioniert wie Ihre Bankomatkarte, hat aber den entscheidenden Vorteil: Der Betrag wird nicht sofort von Ihrem Girokonto abgebucht, sondern in kleinen monatlichen Raten. So bleibt Ihr Konto entspannt und Sie profitieren von mehr finanziellem Spielraum.“
Ganz so einfach und positiv, wie es uns diese Werbung suggeriert, ist die CashCard der Santander Consumer Bank leider nicht. Bevor man sich zu einer solchen überreden lässt, sollte man wissen, dass es einige Unterschiede zu einer gewohnten Bankomatkarte gibt.
Wann ist der Kontoausgleich möglich?
Bei der Bankomatkarte können Sie jederzeit durch Überweisungen oder Einzahlungen Ihr Minus auf dem Konto abdecken. Damit die üppigen Sollzinsen so kurz wie möglich verrechnet werden. Bei der CashCard tilgen Sie Ihren Sollsaldo (d.h. Kredit) in „kleinen monatlichen Raten“, Sie zahlen also den Kredit langsamer ab – logische Folge: Sie müssen in Summe (deutlich) mehr Sollzinsen bezahlen. Laut Fußnote beträgt die Laufzeit immerhin 60 Monate, das sind fünf Jahre.
Sollzinsen
Die Sollzinsen für die geduldete Kontoüberziehung (sogenannter Kontorahmen, Einkaufsreserve, etc.) sind ja bei jeder Bank hoch, so auch bei Santander. Positiv zu vermerken ist: Bei der CashCard erfahren Sie die Konditionen anlässlich der Kartenbeantragung: In den ersten 3 Monaten wird ein Fixzinssatz von 4,98 Prozent p.a. verrechnet, danach ein variabler Zinssatz von (derzeit) 9,98 Prozent p.a. Der Effektivzinssatz wird mit 10,51 Prozent angegeben.
Kredithöhe
Bei der üblichen Bankomatkarte ist der Kontorahmen abhängig vom Einkommen bzw. den laufenden Einzahlungen. Personen mit hohem Einkommen erhalten also einen höheren Kredit als Personen mit niedrigerem Einkommen. Bei der CashCard werden alle gleich behandelt: Der Einkaufsrahmen beträgt generell 2.000 Euro. Für Wenigverdiener besteht hier allerdings ein nicht zu unterschätzendes Risiko: Man tappt in die berühmte Schuldenfalle, aus der man sich häufig nicht mehr befreien kann, im Gegenteil, die Schulden werden immer mehr (wegen der hohen Zinsen).
Bankomat-Gebühr
Zumindest derzeit sind bei (fast) allen Banken Abhebungen vom eigenen Konto kostenfrei, auch wenn bereits über Gebühren diskutiert wird. Anders bei Santander, hier ist die ungeliebte Gebühr bereits Wirklichkeit: Je Abhebung am Bankomat werden 2,50 Euro in Rechnung gestellt. Bei einer Abhebung von beispielsweise 100 Euro wären dies 2,5 Prozent an Gebühren, bei einer Abhebung von 200 Euro 1,25 Prozent, usw.
Goodies für den Kartengebrauch
Die Bank Austria hat mit ihrem CashBack-Modell damit begonnen – bei Einkauf in bestimmten Geschäften erhält man eine (kleine) Gutschrift. Das bietet auch die CashCard von Santander: Konkret erhält man in allen österreichischen Tankstellen 2 Prozent Rabatt auf alle Einkäufe – ob man jetzt tankt oder etwas im Shop kauft. Allerdings ist diese Erstattung begrenzt, wie das Kleingedruckte verrät: nämlich auf 40 Euro im Jahr. Und dies entspricht einem Einkauf von 2.000 Euro. Den Sie allerdings ja nicht ganz kostenlos tätigen: Neben dem teureren Einkauf in der Tankstelle z.B. bei Lebensmitteln bezahlen Sie ja 10,51 Prozent effektiven Jahreszins für Ihren Kredit. Damit entpuppt sich dieses Goodie weniger als Geschenk sondern bestenfalls als eine minimale Verbilligung des Kredits, den CashCard-Besitzer bei Santander laufen haben.
Fazit: Die Bankomat-Gebühr kommt vermutlich teurer als man bei Tankstellen Rabatt erhält. Fünf Jahre muss man den Kredit abstottern. Die Attraktivität der CashCard ist solcherart beschränkt. Vor allem aber ist zu kritisieren, dass hier wieder einmal versucht wird, jungen Leuten den Einstieg in eine Schuldnerkarriere schmackhaft zu machen.
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