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Nachhaltige Fonds: Ökologie & Ethik - Nichts für Puristen

Viele Öko- und Ethikfonds sind ein Kompromiss zwischen nachhaltigem Investment und guter Verkaufbarkeit. Wer pure Nachhaltigkeit wünscht, muss das Angebot sehr genau prüfen.

Nachhaltige Fonds unterliegen so wie alle Fondsinvestments den Gesetzmäßigkeiten des Geld- und Kapitalmarktes. Deshalb ­sollte jedem Anleger zuerst einmal klar sein, wie viel Risiko er sich leisten kann bzw. will (eher defensiv mit Schwerpunkt Anleihen oder riskanter mit reinen Aktienfonds).

Erst dann sollte sich die Aufmerksamkeit auf die Nachhaltigkeit der verschiedenen Fondsangebote und auf eventuelle Unterschiede bei Ausgabeaufschlägen, Verwaltungs- und Depotgebühren richten.

Nachhaltigkeit: Anlagegesellschaft entscheidet selbst

Was ­genau als "nachhaltig" gilt, da scheiden sich die Geister, weil Nachhaltigkeit in vielen ­Bereichen und in unterschiedlichem Ausmaß wirksam werden kann. Bei der Geldanlage werden darunter meist ökologische und ­soziale Aspekte eines Produkts und von ­dessen Herstellung, aber auch soziale und moralische Unternehmensführung zusammengefasst. In der Praxis bedeutet das, dass jede Kapitalanlagegesellschaft (KAG) für sich selbst festlegt, welche Kriterien einen "sauberen", ethisch vertretbaren Investmentfonds ­ausmachen.

Eurosif-Transparenzrichtlinie oder Umweltzeichen

Wo und wie sich interessierte Anleger hier am besten kundig machen, darüber haben wir in Ethik-Report: Nachhaltige Geldanlage 3/2012 berichtet. Nun haben wir die KAGs selbst um Angebote und entsprechendes Informa­tionsmaterial angeschrieben. Ausgewählt wurden nur Investmentfonds österreichischer KAGs und nur solche, die den Eurosif-Trans­parenzrichtlinien entsprechen oder das Österreichische Umweltzeichen tragen (siehe rechts "Umweltzeichen: Gütesiegel für Nachhaltigkeit"). Fonds der Volksbank-KAG sind nicht ver­treten, weil uns bis Redaktionsschluss keine Informa­tionen zugingen.

Zwei Wege zum nachhaltigen Investmentfonds

Um einen nachhaltigen Fonds zu finden, der den eigenen Werten am ehesten entgegenkommt, bieten sich zwei Strategien an:

1. Entweder die Wahl eines Fonds mit Unternehmen, die nachhal­tiges Wirtschaften fördern, beispielsweise im Bereich alternativer Energien oder der Wasserversorgung und -aufbereitung; diese sind jedoch dünn gesät, weil sie für größere ­Publikumsfonds oft nicht die notwendigen Volumina erreichen.

2. Oder der Ausschluss von Branchen, Unternehmen und Ländern, denen man aus persönlicher Überzeugung kein Kapital zur Verfügung stellen möchte – meist in Kombination mit der Auswahl von Unternehmen, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht die besten Standards anstreben.

Weiche Ausschlusskriterien und Kapitalverflechtungen

Kapitalverflechtungen und Zulieferverträge

Hier wird es allerdings kompliziert, denn selbst wenn die Zusammensetzung eines Fonds auf den ersten Blick ökologisch und ethisch einwandfrei wirkt, können etwa an sich umweltfreundliche, sozial ausgerichtete Unternehmen über Kapitalverflechtungen oder Zulieferverträge mit ganz und gar nicht ökologischen Betrieben verbunden sein. ­ Wie wäre Ihre Einschätzung zum Beispiel bei einem Unternehmen, das Solarpaneele herstellt, aber eine 100-Prozent-Tochter ­eines Atom- oder Ölkonzerns ist – nachhaltig oder nicht?

Aufgeweichte Ausschlusskriterien

Auch die von den KAGs angeführten Ausschlusskriterien der einzelnen Fonds halten nicht immer, was der Name verspricht. Beispiel Atom- und Rüstungskonzerne: Sie sind bei allen Anbietern ein absolutes No-go, aber für den einen nur ab einem bestimmten Umsatzanteil, für den anderen lediglich dann, wenn ein Unternehmen auch "verwerfliches" Kriegsmaterial wie Landminen herstellt.

Anlegerinformationen sehr genau studieren

Da es sich um große Publikumsfonds handelt, sind die Produkte so gestaltet, dass sie für möglichst viele Interessenten die ­richtigen Schlagwörter bieten. Um nicht ­unwissentlich etwas zu unterstützen, das man persönlich ablehnt, sollten die Ausschlusskriterien und Anlegerinformationen sehr genau studiert werden.

Auslagerung imageschädigender Bereiche

Auch die Verschiebung von "imageschädigenden" Bereichen auf ausgelagerte Unternehmen ist ein Fallstrick. Informationen dazu finden sich wohl kaum in den Unter­nehmensunterlagen, hier muss auf eigene Faust recherchiert werden, etwa über die Homepages der jeweiligen Unternehmen, auf denen Töchter und Subunternehmen zu finden sein sollten.

Nach Abschluss dranbleiben

Auch nach Abschluss dranbleiben

Das Interesse am gewählten Nachhaltigkeitsfonds sollte auch nach dem Abschluss andauern. Die KAGs halten ihre Anleger mit regelmäßigen Berichten auf dem Laufenden; die Erste Sparinvest zum Beispiel informiert in einem monatlichen Bulletin über Umschichtungen, die aufgrund von Nachhaltigkeitsüberprüfungen notwendig wurden. Wer diese Informationen ungeöffnet zum Altpapier gibt, darf nicht automatisch davon ausgehen, dass die eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit auch während der Laufzeit eingehalten werden.

Oft besser als ihr Ruf

Und natürlich kann auch ein wenig Interesse für den Kapitalmarkt ganz allgemein nicht schaden. Die nachhaltigen Fonds schneiden sehr oft ­besser ab, als ihnen nachgesagt wird, und liegen bei Performance-Vergleichen über alle Fondskategorien hinweg immer wieder einmal im Spitzenfeld.

Eigeninitiative wenn etwas schief läuft

Aber es kann auch anders laufen, und dann muss jeder in Eigeninitiative die richtigen Schritte setzen und zu gegebener Zeit zu einem anderen Fonds wechseln oder ganz aussteigen.

Tabelle: Nachhaltige Fonds

Zusammenfassung

  • Interesse notwendig. Engagement ist zu wenig, um nachhaltig zu investieren. Um einen wirklich „sauberen“ Fonds zu haben, ist viel Information vor dem Abschluss und kontinuierliches Interesse an der Entwicklung der involvierten Unternehmen und Länder während der Veranlagung notwendig.
  • Ausschlüsse mit Einschränkung. Manche kritische Bereiche sind nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz ausgeschlossen oder nur auf bestimmte Produkte beschränkt. Genaues Nachhaken ist erforderlich.
  • Während der Laufzeit. Immer wieder nachprüfen, ob der Fonds bei Umschichtungen noch den persönlichen Wertmaßstäben entspricht.

Umweltzeichen: Gütesiegel für Nachhaltigkeit

Fonds mit dem Österreichischen Umweltzeichen müssen klar definierten Ausschlusskriterien und Auswahlprozessen entsprechen und werden von externen Organisationen überprüft. Umweltzeichen-Fonds finden Sie unter Umweltzeichen.at: ausgezeichnet_Anlegen.

Zur Erhöhung der Transparenz muss ihr ökologisch-soziales Anlagekonzept nach den Transparenzleitlinien des European Sustainable and Responsible Investment Forum (Eurosif) dargestellt werden.

Buchtipp: "Nachhaltig leben"

Durch das eigene Konsumverhalten einen Beitrag zu einer "besseren" Welt zu leisten, ist der Wunsch vieler Verbraucher. Doch welche Möglichkeiten hat der Einzelne, dies im Alltag umzusetzen? Unser Buch gibt Tipps und Anregungen für all jene, die ganz individuell zu einem verantwortungsvollen Lebensstil finden wollen.

www.konsument.at/nachhaltig-leben

Aus dem Inhalt

  • Lebensmittel: fair und natürlich
  • Lifestyle: modisch, aber ökologisch
  • Mobilität, Tourismus, Freizeit
  • Nachhaltigkeit im Haushalt
  • Abfall vermeiden, Ressourcen schonen
  • Trend: gemeinsam nutzen statt besitzen

160 Seiten, 14,90 € + Versand

KONSUMENT-Buch: Nachhaltig leben (Bild:VKI)

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