Fremdwährungskredite: Viele Österreicher finanzierten in den vergangenen Jahren ihre Immobilien mit zinsgünstigen Krediten in Schweizer Franken. Finanzkrise und Euro-Schwäche durchkreuzten jedoch den Traum vom kostengünstigen Eigenheim.
Fremdwährungskredite für Private gibt es seit Mitte der 90erJahre, als Vorarlberger Grenzgänger wegen der niedrigeren Zinsen auf Franken-Kredite zu setzen begannen. Im restlichen Österreich begann der Boom erst fünf bis zehn Jahre später. Von Banken und Beratern tatkräftig unterstützt, begann sich herumzusprechen, dass Kredite in Schweizer Franken, Yen oder auch US-Dollar und Tschechischer Krone um ein Vielfaches günstiger seien als Euro-Darlehen.
Fixfertiges Konzept für Fremdwährungskredite
Und das Schöne daran war: Man musste dazu nicht einmal verreisen, sondern nur bis zur nächsten Bank pilgern. Dort gab es schon ein fixfertiges Konzept für Fremdwährungskredite, das folgenden Ablauf vorsah: Der Kreditnehmer nimmt ein Darlehen in der gewünschten Währung auf (wir haben uns hier auf Franken beschränkt, weil sie auch von 95 Prozent der Kreditnehmer gewählt wurden), der Kredit wird in Euro umgerechnet und bereitgestellt.
Tilgungsträger und Fondssparplan: Riskanter Traum
Parallel dazu wird ein sogenannter Tilgungsträger, meist in Form einer fondsgebundenen Lebensversicherung oder eines Fondssparplans, angespart. Zum Kreditlaufzeitende wird der Tilgungsträger in Schweizer Franken gewechselt und damit der Kredit auf einen Schlag getilgt. Viele Kunden griffen begeistert zu, weil das Zinsniveau in der Schweiz deutlich niedriger war als in der EuroZone: Zwischen 2000 und 2008 lagen Darlehen in Schweizer Franken im Schnitt um 1,5 bis 2 Prozentpunkte unter denen von Euro-Krediten. Bei einem Darlehen von umgerechnet 100.000 Euro brachte das einen jährlichen Zinsvorteil von 1.500 bis 2.000 Euro.
Probleme mit steigendem Frankenkurs
Viele verdrängten aber beim Blick auf den niedrigen Zinssatz, dass ein Fremdwährungsdarlehen in erster Linie ein spekulatives Devisengeschäft beinhaltet: Wenn die Fremdwährung, also in unserem Fall der Schweizer Franken, an Wert zulegt und/oder der Euro im Wert fällt, geht die Rechnung nicht mehr auf. Dann muss – in Euro – deutlich mehr hingelegt werden, um den FrankenKredit letztlich auf Gleich zu stellen.
Risiko: Zinsniveau und Tilgungsträger
Dazu kommt, dass es nicht bei den niedrigen Zinsen bleiben muss. Steigt das allgemeine Zinsniveau, werden auch die Kreditzinsen angepasst, die monatlichen Belastungen fallen dementsprechend höher aus. Mittlerweile hat sich der Zinsvorteil zwischen der Schweiz und Österreich auf magere 0,3 Prozent reduziert. Weiteres Risiko: der Tilgungsträger, mit dem der Kredit letztlich beglichen werden soll. Solange eine fondsgebundene Lebensversicherung oder ein Fondssparplan hohe Renditen abwirft, ist alles im Plan. Doch in den vergangenen Jahren war genau das nicht der Fall. Seit 2008 tun sich daher bei so manchem Bauherrn gewaltige Finanzierungslücken auf.
Nicht unüberlegt in Euro-Kredit wechseln
Und auch die Banken sind nervös geworden, schließlich stehen umgerechnet stolze 35 Milliarden Euro Kreditvolumen auf dem Spiel. Maßnahmen zur Minimierung des Risikos für Fremdwährungskredite sind also gefragt. Dazu gehören Gespräche mit dem kreditgebenden Institut und Beratung, am besten durch unabhängige Finanzexperten. Abzuraten ist von unüberlegtem Rückwechseln des Kredits in Euro, wie es manche Anbieter ihren Kunden ans Herz legen.
Beispiel: Kreditbeitrag € 100.000,-
Kreditzusage am 1.1.2000; 20 Jahre Laufzeit
Nach 20 bis 25 Jahren Laufzeit wären das also fast 50.000 Euro gewesen, die sich mit dem Franken-Kredit hätten einsparen lassen - wenn alles so gelaufen wäre wie geplant.
Auf den Punkt gebracht:
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