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Ethische Geldanlage - Moralischer Gewinn

Immer mehr Konsumenten legen ihr Geld in Aktien oder Investmentfonds an. Wer dies nach ethischen Gesichtspunkten tut, geht zwar – wie es bei diesen Geldanlageformen eben ist – ein Risiko ein, hat aber ein gutes Gewissen.

Nicht mehr die Produktion von Gütern und die Erbringung von Dienstleistungen dominieren die Weltwirtschaft, sondern die Finanzmärkte. War es ihre ursprüngliche Aufgabe, dem Handel zu dienen und Investitionen zu finanzieren, so werden die globalen Geldströme mehr und mehr zur Spekulation verwendet. Mehr als 90 Prozent aller Transaktionen haben keinen realwirtschaftlichen Hintergrund mehr.

Der „Shareholder-Value“

Im Jahr 1998 übertraf das Volumen des weltweiten Aktienhandels bereits deren Bestand, das heißt, dass im Durchschnitt jede Aktie pro Jahr mindestens einmal ihren Besitzer gewechselt hat. Das „Shareholder-Value“-Prinzip hat sich auch in Europa seinen fixen Einfluss erkämpft. Dieser Umstand erzeugt großen Druck auf die Unternehmen, den Investoren hohe Rendite und hohe Aktienkurse abzuliefern. Gewinn zu machen alleine reicht nicht mehr. Unter „Shareholder-Value“ versteht man übrigens den „Wert“ eines Unternehmens für Aktionäre.

Unethisch erhöhte Renditen

Auch Konsumenten, die ihr Geld in Aktien oder Investmentfonds angelegt haben, erwarten sich hohe Renditen. Doch diese wird oft durch Freisetzung von Arbeitnehmern und andere Rationalisierungsmaßnahmen, aber auch durch umweltschädigendes Verhalten zu erzielen versucht. Es kommt mehr und mehr vor, dass Arbeitnehmer ihr Geld in Aktien der eigenen Firma anlegen und dann zwecks Renditesteigerung gekündigt werden. Ist also Geldanlage grundsätzlich unethisch?

Ökologische und soziale Überlegungen

Max Deml, Chefredakteur der Zeitschrift „Öko-Invest“, sieht die Sache so: „Den Hauptanteil an der Umverteilung, bei der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, hat der Zinseszinsmechanismus, der beispielsweise für die hohen Staatsverschuldungen verantwortlich ist. Dieser Mechanismus ist bei Aktien nicht gegeben. Natürlich gibt es Unternehmen, die mit Mitteln Renditen zu steigern versuchen, die aus ökologischen und sozialen Überlegungen abzulehnen sind. Deshalb ist es auch wichtig, sich genau anzusehen, welche Aktien man kauft oder in welchen Investmentfonds man investiert.“

Ausschluss- und Qualitätskriterien

Es geht also darum, Geld „ethisch“ – in erster Linie ökologisch und sozial verträglich – anzulegen. Zu diesem Zweck gibt es mittlerweile eine Reihe von ethischen Bewertungssystemen bezüglich Aktien und Fonds. Sie haben oft unterschiedliche Schwerpunkte. Beispielsweise können individuell ausgewählte Ausschlusskriterien, aber auch Qualitätskriterien maßgebend sein.

Kriterien für ethische Anlage

Die Ausschlusskriterien stellen einen Primärfilter dar. Wertpapieremittenten, die eines der vorgegebenen Kriterien verletzen, werden ausgesiebt. Ethisch wertvolle Kriterien bleiben dabei aber unberücksichtigt. Nicht so, wenn es einen Sekundärfilter für Qualitätskriterien gibt. In diesem Fall ist auch die Einhaltung definierter Kriterien dieser Art erforderlich. Dass zusätzlich die finanzielle Eignung eines Wertpapiers eine Rolle spielt, ist selbstverständlich. Die Herstellung von Rüstungsgütern ist jedenfalls ein typisches Ausschlusskriterium, der Einsatz von umweltverträglichen Technologien ein Qualitätskriterium (siehe Kasten „Ausschluss- und Qualitätskriterien“).

Bei den Qualitätskriterien geht es um den so genannten „Stakeholder-Value“. Darunter versteht man die Akzeptanz des Unternehmens seitens Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern, Anrainern etc. sowie die Beziehungsqualität zu diesen, den Umgang mit der Natur, aber auch das Verhalten des Unternehmens gegenüber Gesellschaft und Staat.

Ein Fall für Spezialisten

Aktive Anbieter von Ethik-Fonds sind in Österreich nur spärlich zu finden. Wenn auch bereits einige Banken solche Fonds in ihrem Angebot haben, so bedarf es hier meist hartnäckiger Anfragen – schließlich handelt es sich nicht um „hauseigene“ Produkte. Von vielen Banken werden dazu auch nur unzureichende Informationen geboten. Doch gerade diese sind im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Bewertungssystemen wichtig. Denn nicht immer sind Kriterien, die Anlegern aus ethisch-moralischen Gründen als wichtig erscheinen, vom Fondsmanagement berücksichtigt. In jedem Fall sollte man auf die Ausfolgung eines Rechenschaftsberichts bestehen.

Zwei Unternehmen haben sich auf Ethik-Fonds spezialisiert: Die Dr. Höller Vermögensverwaltung bietet in Zusammenarbeit mit der Bank Gutmann beziehungsweise der Gutmann Kapitalanlagegesellschaft in Österreich aufgelegte Ethik-Fonds an, die Tokos Vermögensberatung vertreibt darüber hinaus mehrere in Österreich zugelassene Ethik-Fonds, in der Mehrzahl solche mit Schwerpunkt Ökologie.

Keine Garantie gegen Verluste

Wer direkt Aktien kaufen möchte, dem bietet – vor allem auf dem ökologischen Sektor – die Zeitschrift „Öko-Invest“ wertvolle Hilfestellung. In jeder Ausgabe wird ein Schwerpunktthema behandelt, meist zu bestimmten Branchen, aber auch zu Regionen oder zu spezifischen Fragestellungen. Zudem werden ein Einsteiger-Portfolio, Musterdepot-Empfehlungen und vieles andere mehr geboten. Doch Vorsicht: Nicht hinter allen Öko-Aktien stehen Unternehmen, die ein ganzheitliches Umweltengagement praktizieren. Auch hier sollte man versuchen, sich darüber zu informieren, ob die gebotenen Umweltaspekte den eigenen Vorstellungen entsprechen.

Diverse Ethik-Fonds und Öko-Aktien wiesen bisher durchaus vorzeigbare Ergebnisse auf. Was die Zukunft bringen wird, kann jedoch nicht gesagt werden. Auch die ethische Geldanlage unterliegt den Gesetzmäßigkeiten des Aktienmarktes, das heißt, es besteht auch hier das Risiko, Geld zu verlieren. Langfristig gesehen sind Fonds wahrscheinlich ertragreicher als die sicheren Anlageformen wie das gute alte Sparbuch.

Aber als Anleger sollten Sie wissen: Eine Sicherheit gibt es bei Investmentfonds und Aktien nicht – auch nicht bei Ethik-Fonds und Öko- Aktien.

Die nachfolgenden Kriterien werden bei der Bewertung „ethischer Aktien“ und „Ethik-Fonds“ mitunter nur zum Teil berücksichtigt. Deshalb ist es besonders wichtig, diesbezügliche Informationen einzuholen.

Ausschlusskriterien

  • Menschenrechtsverletzungen, Handel mit repressiven Regimen
  • grobe Verstöße gegen Arbeits- und Sozialgesetze, Beschäftigung von Kindern
  • Verhinderung gewerkschaftlicher Aktivitäten
  • Diskriminierung von Frauen, Ethnien, Minderheiten und politischen Meinungen
  • Tätigkeit in den Bereichen Kriegsgüter, Atomenergie, Chlorchemie, Glücksspiel, Pornografie, Alkohol und Tabak sowie sonstiger gesundheitsgefährdender Produkte
  • grobe Verstöße gegen Umweltgesetze
  • umweltschädigendes Verhalten (Beitrag zu Ozonloch und Klimaerwärmung, Verwendung umweltschädigender Substanzen, Einsatz von Pestiziden, Intensivlandbau, Verwendung von Tropenholz...)
  • Einsatz von Gentechnologie
  • Durchführung von Tierversuchen, Pelzproduktion, Massentierhaltung, Dezimierung gefährdeter Arten
  • unfairer Handel mit der Dritten Welt
  • aggressive, den guten Sitten widersprechende Werbe- und Vertriebsmethoden

Qualitätskriterien

  • Frauen-, Familien- und Minderheitenfreundlichkeit, Mitarbeiterbeteiligung, Lohn- und Gehaltsgerechtigkeit, Weiterbildungsmöglichkeiten und Karriereförderung, soziale Absicherung von Mitarbeitern
  • Verwendung umweltverträglicher Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Technologien sowie Produkte, Verringerung des Verbrauchs natürlicher Ressourcen, Abfallvermeidung beispielsweise durch Wiederverwendung und Recycling, Reinhaltung von Luft, Wasser und Boden, Energieeinsparungen, Einsatz erneuerbarer Energien, Vorhandensein eines Umweltmanagementsystems inklusive entsprechender Audits
  • Betreiben von ökologischem Landbau, Einsatz von Alternativen zu Tierversuchen
  • Entwicklung, Herstellung und Vertrieb umweltverträglicher, langlebiger, reparaturfreundlicher, sicherer und qualitativ hochwertiger Produkte sowie von Technologien, die zur Sanierung oder Verringerung von Umweltschäden dienen, Vorhandensein eines Qualitätsmanagements inklusive Sicherheitsaudits, Anbieten von Dienstleitungen, die sozial- und umweltverträgliches Wirtschaften fördern
  • Einbeziehung von Konsumentenschutz-Aspekten, seriöse Werbe- und Vertriebspolitik, Informationsoffenheit
  • soziales und ökologisches Engagement über den Unternehmenszweck hinaus, soziale und emanzipatorische Arbeitsbedingungen schaffen, regionale Verantwortung zeigen inklusive der Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, Beiträge zum Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen, Initiativen zum fairen Handel mit der Dritten Welt

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