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Banken-Stresstest - Muss ich reagieren?

Viele Bankkunden fragen sich, wie sie auf den Stresstest reagieren sollen. In den meisten Fällen besteht kein Grund zur Beunruhigung.

Für den Sparer hat der Banken-Stresstest keine direkten Auswirkungen. Durch die Einlagensicherung und die rechtlichen Rahmenbedingungen sind die Sparguthaben - unabhängig vom Ergebnis - geschützt.

Konsequenzen für Volksbank-Kunden

Auch wenn eine Bank als bedenklich eingestuft wurde, was in Österreich nur der Volksbank (ÖVAG) widerfuhr, bedeutet das keine Gefahr für Sparguthaben. Denn die sind auch bei der Volksbank durch die Einlagensicherung geschützt.

Auch wer in Investmentfonds der Volksbank investiert hat, ist vom Schicksal der Bank nicht direkt betroffen. In dem Fall ist das Fondsvermögen als Sondervermögen deklariert und kann im Falle der Insolvenz der Bank nicht zur Begleichung der Bankschulden herangezogen werden.

Wer hingegen Anleihen der Volksbank gezeichnet hat (der Bank Geld geborgt hat), ist Gläubiger der Bank und könnte theoretisch zum Handkuss kommen, wenn das Vertrauen in die Bank und die Bonität zurückgehen. Allerdings ist eine Restrukturierung der Volksbankengruppe bereits geplant. Die Bank hat versichert, dass alle Verbindlichkeiten pünktlich bei Fälligkeit bezahlt werden. Ob dies tatsächlich der Fall ist, lässt sich aus heutiger Sicht nicht vorhersehen.

Warum eigentlich Stresstest?

Der Banken-Stresstest (Comprehensive Assessment 2014) ist eine Überprüfung wichtiger Banken, um Ihre Überlebensfähigkeit auch in Krisenzeiten zu sichern. Man geht davon aus, dass die Pleite einer Bank ab einer bestimmten Größe bzw. bei starker Verflechtung Auswirkungen auf das gesamte Finanzsystem haben könnte. Das Schlagwort ist "too big to fail" – die Bank wäre dann zu groß um sie pleitegehen zu lassen. Der Konkurs einer solchen Bank könnte das Finanzsystem in Gefahr bringen und/oder eine Kettenreaktion bei weiteren Banken hervorrufen.

In der EU herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass solche Banken in einer Finanzkrise aus Steuergeldern gestützt werden müssten. Um dies möglichst zu vermeiden, wurden die EZB (Europäische Zentralbank) und die EBA (Europäische Banken Authority) beauftragt, besondere, europaweit einheitliche Prüfungsszenarien zu entwickeln und die Banken entsprechend zu testen, um ihre wirtschaftliche Überlebensfähigkeit auch in Krisenzeiten zu gewährleisten.

Was geschieht im Stresstest?

Einfach gesagt werden im Stresstest die Bankbilanzen genauer unter die Lupe genommen. Die Risiken, die in den Bilanzen stehen, werden identifiziert und bewertet. Dabei werden sowohl Kreditrisiken als auch andere Anlagen der Banken wie Aktienpakete und Immobilien berücksichtigt.

Zusätzlich erfolgt eine Bewertung der aktuellen Bilanz unter einem optimistischen und einem Krisen-Szenario. Das Krisen-Szenario beinhaltet zum Beispiel ein Absinken der Wirtschaftsleistung um 0,7% im Jahr 2014 und weitere 1,5% 2015. Aktien- und Immobilienmärkte geben um 20% nach und die Arbeitslosigkeit steigt.

Trotz dieser schlechten wirtschaftlichen Entwicklungen müssen die Banken, um den Stresstest zu bestehen, auch im Folgejahr (2016) mindestens 5,5 Prozent Eigenkapital aufweisen. Im optimistischen Szenario (moderates Wachstum) muss eine Eigenkapitalquote von mindestens 8 Prozent eingehalten werden.
Da der Stresstest über ein Jahr lief, konnten einige Banken bereits Kapitalmaßnahmen durchführen, um dieses Ziel zu erreichen.

Was bedeutet das Ergebnis des Stresstests?

Der Stresstest ist keine Vorhersage der Entwicklung. Er basiert auf Szenarien, die so eintreten könnten, aber nicht müssen. Der Stresstest soll Schwachstellen in den Bankbilanzen aufzeigen und die Verantwortlichen auffordern, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Auch eine "durchgefallene" Bank ist damit nicht automatisch pleite. Sie muss aber ihre "Hausaufgaben" machen. Konkret: Die Bank muss umgehend entsprechende Pläne entwerfen und vorlegen. Nach deren Genehmigung hat sie sechs bzw. neun Monate Zeit, diese Pläne umzusetzen.

Welche Sanierungsmaßnahmen kommen in Frage? Die Bank kann sich frisches Eigenkapital holen (Aktienausgabe, Verzicht auf die Ausschüttung von Gewinnen und ähnliches) oder ihre Risiken abbauen (z.B. Verkauf von schlechten Aktien).

Klar ist: Der Stresstest wurde auf Basis der aktuellen Bilanzen erstellt. Schon die Bilanz zum 31.12.2014 kann andere Zahlen ergeben.

Vergleich: Eigenkapitalquoten österreichischer Banken

Eigenkapitalquoten der österreichischen Banken laut Stresstest

  2013 2016
    Bas. Adv.
BAWAG P.S.K. Bank für Arbeit und Wirtschaft und 
Österreichische Postsparkasse AG
14,3%   11,9%   8,5%
Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG                16,8% 17,2% 11,8%  
Raiffeisenlandesbank OÖ AG 10,3% 11,3% 7,9%
Erste Group Bank AG 10,0% 11,2% 7,6%
Raiffeisen Zentralbank Österreich AG 9,7% 9,5% 7,8%
Österreichische Volksbanken-AG 10,3% 7,2% 2,1%

2013 = Aktuelle Quote der Bilanz 2013
2016 Bas = Quote bei Basisszenario 2016 (bestanden mit 8%)
2016 Adv = Quote bei Krisenszenario 2016 (bestanden mit 5,5 %)

Weitere Infos unter:

2014 EU-wide stress test results

Comprehensive assessment press conference (Transcript)
 

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