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Pubertät: Akne - Angst vor dem Spiegel

In der Pubertät gilt es viele Probleme zu meistern. Eins davon heißt Akne. Unser neues KONSUMENT-Buch bietet
konkrete Hilfestellung für eine schwierige Lebensphase.

Unter all den Schreckgespenstern, die in Familien mit Pubertierenden herumgeistern, ist Akne eines der fürchterlichsten. Jedenfalls für die Betroffenen selbst. Meist fängt es irgendwann zwischen 10 und 14 an. Eines  Morgens sind sie da, die Mitesser und Pickel, die die Fachleute „Komedonen“, „Papeln“ und „Pusteln“ nennen. Hautärzte sehen tatsächlich einen Unterschied in dem, was da auf der Haut blüht, und den gibt es auch. Für  diejenigen, die es trifft, sind es aber einfach nur grässliche, manchmal entzündet-rote oder eitrig-gelbliche Knötchen, die da auf Stirn und Wangen, am Kinn, dem Dekolletee oder dem Rücken sprießen, wehtun können  und immer das Selbstwertgefühl in den Keller rasseln lassen. 

Medizinische Behandlung häufig notwendig

Kaum ein Jugendlicher bleibt verschont von dieser typischen Pubertätskrankheit. Die Betonung liegt auf „Krankheit“, denn Akne, das sind nicht „bloß ein paar Wimmerl, die schon wieder vergehen, wenn du nicht dran herumdrückst“.  Je früher der Gang zum Arzt oder zur Ärztin erfolgt, desto besser, denn medizinische Laien können nicht unterscheiden, ob es sich um eine harmlosere Variante handelt oder ob – wie in 20 Prozent der Fälle – eine  medizinische Behandlung notwendig ist.

Hormone belasten die Talgdrüsen 

Dass die Pickel gerade mit der Geschlechtsreife zu wachsen beginnen, ist kein Zufall. Die Geschlechtshormone fördern die Bildung von Fett („Talg“, „Sebum“) in den Talgdrüsen, die sich in der oberen Hautschicht, nahe den  Haarwurzeln befinden. Zudem bildet sich in der Pubertät auch vermehrt Hornmaterial, das sind jene Hautzellen, die abgestorben sind und abfallen, ohne dass man es merkt. Diese Hautschüppchen verstopfen die Talgdrüsen und den Schaft, in dem die Körperbzw. Kopfhaare sitzen – die ersten Mitesser entstehen. Die immer auf der Haut sitzenden Keime fühlen sich in dieser fettigen Umgebung besonders wohl und vermehren sich blitzschnell, so kann es zu eitrigen Entzündungen kommen. 

Vererbung der Akne von den Eltern

Wie heftig sich die Krankheit bemerkbar macht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So scheint es eine genetische Veranlagung zu geben: Haben die Eltern selbst stark an Akne gelitten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die Kinder von Pusteln übersät sein werden. Auch hat sich in epidemiologischen Studien gezeigt, dass Kinder, bei denen sich die ersten Pickel schon sehr früh zeigen, besonders starke Akne entwickeln.

Gemütslage beeinflusst Akne

Vom Pickelproblem zum Problempickel 

Auch die Gemütslage hat einen Einfluss auf die Akne. Und umgekehrt. So kann der Blick in den Spiegel die Heranwachsenden schier zur Verzweiflung bringen. Oft kommen dann auch noch witzig gemeinte, aber verletzende  Kommentare von Kumpels, Freundinnen, Tanten oder Vätern. Wen das kaltlässt, der ist mit einer äußerst starken Psyche gesegnet. Bei rund 13 Prozent der Akne-Patienten ist das ganz und gar nicht der Fall, sie werden regelrecht depressiv. Ungefähr ebenso viele entwickeln Angststörungen. 

Psychische Lage beeinflusst Hautzustand

Umgekehrt verschlechtert psychische Anspannung den Hautzustand. Zwar ist der Mechanismus noch nicht ganz geklärt, doch ein Zusammenhang mit dem Stresshormon Cortisol wird angenommen. Jedenfalls können Prüfungen, Liebeskummer oder Krach mit den Eltern die Sache schlimmer machen. Auch deshalb ist im Umgang mit Teenagern ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt. 

Nicht an Pickel herumkratzen

Aber nicht nur Stress trägt zu einer Verschlechterung des Hautbildes bei. Vor allem warnen die Hautärzte davor, an den Pickeln herumzukratzen oder zu drücken. Durch die  Manipulation können Keime, vor allem Bakterien, tiefer in die Haut eindringen und zu mitunter großflächigen Infektionen und Entzündungen führen. Viele Ärzte meinen auch, dass bei psychischem Stress nicht so sehr das Cortisol die Schuld an der Verschlimmerung hat, sondern vielmehr das nervöse Herumgefummel im Gesicht. Wie dem auch sei: Es ist jedenfalls sinnvoll, den Pickel-Geplagten den Zusammenhang zu erklären und sie nicht einfach mit „Finger weg!“ anzuherrschen. Auch gewisse Kosmetika oder Haarwachs können die Entstehung von Akne begünstigen. Zigarettenrauchen kann Akne ebenfalls verschlimmern.

Richtige Ernährung ist wichtig

Essen und Haut 

Generationen von Müttern stellten strenge Diätregeln für das makellose Hautbild ihrer pubertierenden Kinder auf: keine Essiggurkerl, keine Schokolade, kein Schlagobers, keine fette Wurst. Generationen von Hautärzten  verbannten solche Ernährungsvorschriften ins Reich der Mythologie. In letzter Zeit mehren sich aber wissenschaftliche Hinweise darauf, dass es doch einen Zusammenhang zwischen Essen und Hautbild gibt. 

Diät gegen Akne

Herausgestellt hat sich, dass übergewichtige Mädchen öfter Akne entwickeln als normalgewichtige. Halten die Kinder Diät, so bessert sich das Hautbild. „Ausschlaggebend ist der glykämische Index eines Nahrungsmittels“, erläutert Jolanta Schmidt, Leiterin der Akne-Ambulanz an der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien.

Erhöhter Blutzucker kann Entstehung von Pickel unterstützen

Speisen mit einem hohen glykämischen Index treiben den Zuckergehalt im Blut rasch in die Höhe, beispielsweise Lebensmittel mit  Weißmehl wie Pizza und Kuchen, aber auch Obstsorten mit einem hohen Zuckeranteil wie etwa getrocknete Datteln oder Wassermelonen. Der erhöhte Blutzucker kann die Besiedlung der Haut mit Bakterien begünstigen, das ist aus Untersuchungen von Diabetikern bekannt. Deshalb hat es mit dem Schokolade-Verzicht durchaus etwas auf sich. „Besser ist dunkle Schokolade“, empfiehlt Schmidt. „Und wenn, dann gleich nach dem Essen“, denn da ist der Blutzucker ohnehin schon erhöht.

Akne: So wird behandelt - Benzoylperoxid

In Drogeriemärkten und Apotheken gibt es rezeptfrei jede Menge Mittelchen gegen unreine Haut und Pickel zu kaufen.

KONSUMENT hat vor einigen Jahren Jugend­liche selbst die Produkte testen lassen. Die Begeisterung über die Wirkung hielt sich in Grenzen (KONSUMENT 6/2006). Produkte, die Schwefel enthalten, können die Mit­esser sogar erst so richtig zum Sprießen bringen. Bei pflanzlichen Mitteln ist zudem immer zu bedenken, dass sie gar nicht so selten Unverträglichkeitsreaktionen und bei entsprechend veranlagten Jugendlichen Allergien hervorrufen können.

Reinigung und Pflege wichtig

Zwar gehört die Behauptung, dass Akne nur Menschen bekommen, die sich nicht ordentlich waschen, zu den vielen Legenden, die sich um die Pusteln ranken. Doch Reinigung und Pflege ist gerade bei Hautkrankheiten wichtig. Gereinigt werden sollte am besten mit Reinigungsmilch, ­seifenfreien Lotionen oder medizinischen Seifen, die die Haut nicht reizen. Das gilt vor allem dann, wenn die Behandlung mit einer medizinischen Salbe oder Creme notwendig ist, die die Haut irritiert. Zur Hautpflege eignen sich Feuchtigkeitscremen mit geringem Fettgehalt. Auch Make-up und Sonnenschutzmittel sollten nur wenig Fett enthalten. Diese Maßnahmen sind in der Mehrzahl der Fälle ausreichend. In rund 20 Prozent der Fälle ist eine medizi­nische Therapie notwendig. Meist genügt eine äußerliche Behandlung, die Mittel müssen ärztlich verschrieben werden.

Bei leichter bis mittelschwerer Akne: Benzoylperoxid

Benzoylperoxid ist geeignet bei leichter bis mittelschwerer Akne, es verringert die Talgproduktion und weicht die Verhor­nungen auf, sodass der übermäßige Talg abfließen kann. Die Wirkung setzt erst nach zwei Wochen ein, zu Anfang sind nur die Nebenwirkungen zu spüren und zu sehen: Die Haut wird rot, brennt und schuppt, weshalb eine nicht fettende Pflegecreme als Begleitmaßnahme sinnvoll ist. Benzoylperoxyd macht die Haut empfindlicher gegen UV-Strahlung, es sollten daher keine Sonnenbäder genommen werden. Bei starker Sonneneinstrahlung sollte die Haut mit Sunblockern geschützt werden. Achtung: Wäsche, die mit Benzoylperoxid in Berührung kommt, bleicht aus.

Akne: So wird behandelt - Retinoide

Retinoiden: Therapie mit Risiken

Retinoide (Abkömmlinge der Vitamin-A-Säure) verhindern wie Benzoylperoxid die Bildung von übermäßigem Talg und weichen Verhornungen auf. Auch Renitoide irritieren die Haut zu Anfang sehr, weshalb Hautärzte empfehlen, Salben und Cremen mit Retinoiden zu Beginn der Therapie nur jeden zweiten Tag anzuwenden. Retinoide können in schweren Fällen auch als Kapseln zum Schlucken verabreicht werden (dann heißen sie Isotretinoin) und haben in beiden Fällen noch andere Neben­wirkungen: Sie machen die Haut extrem empfindlich gegen Sonnenlicht; Sonnenbäder sind deshalb tabu. Und die Reti­noide können zu Missbildungen bei Un­geborenen führen.

Mädchen und junge Frauen, die damit behandelt werden, müssen also unbedingt für Schwangerschaftsverhütung sorgen, und zwar noch bis zu drei Monate nach Therapieende. Isotretinoin steht überdies im Verdacht, Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken auszu­lösen. Erwiesen ist das nicht, aber auch der Beweis des Gegenteils steht noch aus.

Antibiotika manchmal sinnvoll

Wird mit anderen Präparaten keine aus­reichende Wirkung erzielt, können zusätzlich auch Antibiotika sinnvoll sein. Diese sind sowohl als äußerlich wie auch als innerlich anzuwendende Mittel auf dem Markt. Es besteht allerdings die Gefahr, dass Bakterien gegen den Wirkstoff oder ein Antibiotikum aus der gleichen Wirkstoffgruppe unempfindlich werden.

Zu­nächst sind äußerlich anzuwendende ­Präparate (Cremen, Gele, Lösungen und Salben) die Mittel der Wahl. Sollte sich die Akne nicht hinreichend bessern, kommen Antibiotika zum Einnehmen infrage. Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich der Akne-Patient an die vereinbarte Dosierung und Behandlungsdauer hält, da sonst Antibiotika-Resistenzen gefördert werden.

Buchtipp: "Pubertät"

Ratgeber Pubertät Der Umgang mit Jugendlichen ist nicht immer einfach. Der Grund dafür: Die Pubertät. Das Stadium in dem man nicht mehr Kind, aber auch noch nicht erwachsen ist, hält viele Überraschungen für Jugendliche und Eltern gleichermaßen bereit. 

Unser neues Buch "Pubertät"  gibt Anleitung zur Hilfe in einer stürmischen Zeit. Experten geben Anregungen und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bieten einen Blickwinkel auf Geschehnisse, denen man als Elternteil mitunter fassungslos gegenübersteht.

 Aus dem Inhalt:

  • Pubertät ist, wenn das Gehirn spinnt
  • Nicht mehr Kind - noch nicht erwachsen
  • Zusammenleben in der Krise
  • Den Alltag meistern
  • Essstörungen erkennen
  • Rauchen, Alkohol, der erste Sex

 132 Seiten; 14,90 Euro (+ Versandspesen)

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