Fischzucht – nicht immer herrschen Zucht und Ordnung
Angesichts der Überfischung der Meere gewinnt die
kommerzielle Fischzucht, die sogenannte Aquakultur, zunehmend an Bedeutung.
Leider werden in der Aquakultur Kriterien wie schonende Tierhaltung und
Umweltschutz oft zugunsten der Profitmaximierung hintangestellt. Ein Vorgehen,
das aus der industriellen Tierzucht zu Lande hinlänglich bekannt ist. Gut
erkennen lässt sich die Fehlentwicklung
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Profitmaximierung:
Die hohe
Besatzdichte in Pangasiuszuchten
macht den Einsatz von
Medikamenten
notwendig.
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anhand der Erkenntnisse des World Wildlife Fund (WWF) über die
Pangasiuszucht in Vietnam, dem Land, aus dem rund 90 Prozent des in Europa und
den USA verkauften Pangasius kommen. Die auf den ersten Blick umweltfreundliche
Alternative zu Fisch aus überfischten Meeren zeigt dabei häufig recht dunkle
Seiten, die nicht auf die industrielle Pangasiuszucht beschränkt sind.
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Sorglos angelegte Fischfarmen
führen dazu, dass sensible Ökosysteme
zerstört werden. Das kann wie bei der Krabbenzucht Mangrovenwälder betreffen, es
können aber auch intensiv genutzte Uferzonen, die die Krabbelstube für
wildlebende Wassertiere sind, das lokale Gleichgewicht empfindlich stören. Auch
mitten im Land geschaffene Teiche können durch Landverbrauch, Änderung des
Kleinklimas oder Zerstörung wertvoller Biotope großen Schaden anrichten.
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Der hohe Wasserbedarf
kann den Grundwasserspiegel beeinträchtigen.
Bisweilen werden auch Gewässer umgeleitet, was andernorts zu Wassermangel führt.
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Zuchtfische
, die aus den Farmen entkommen, können natürliche Populationen
in den Gewässern beeinträchtigen. Sie können den Genpool verändern, Krankheiten
verbreiten, sind Futterkonkurrenten und sind – vor allem, wenn es sich um
Raubfische handelt – selber Fraßschädlinge.
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Die Fütterung mit Fischen
, Fischmehl oder Fischöl führt dazu, dass anderen
Fischen die Nahrungsgrundlage entzogen wird.
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Die hohe Besatzdichte
in den Farmen macht – genauso wie in Ställen – den
Einsatz von Medikamenten nötig, vor allem von Antibiotika. Durch unachtsamen
Gebrauch der Medikamente (was häufig der Fall ist) kommt es zur Verseuchung
offener Gewässer sowie des Grundwassers, bisweilen sind auch in den Tieren
Medikamentenrückstände zu finden. Nicht nur, dass damit Antibiotikaresistenzen
Vorschub geleistet wird, besonders prekär wird es, wenn gefälschte, unsaubere,
im Extremfall sogar giftige Mittel verwendet werden.
Der WWF empfiehlt daher, bei Lachs oder Shrimps auf biologische Zucht zu
achten, bei Zuchtforellen auf europäische Herkunft. Greenpeace sieht allerdings
auch bei Forellen Probleme, da diese Raubfische mit Fischmehl und -ölen
gefüttert werden, die wiederum vielfach aus umstrittener Industriefischerei
stammen.
Besser: Fische aus heimischen Gewässern
Mit Einschränkung empfiehlt der WWF Pangasius, aber auch Doraden aus
Mittelmeerzuchten, Zuchtlachs aus Norwegen, Schottland oder dem Atlantik sowie
Tilapia aus asiatischen Zuchtbecken. Auf tropische Shrimps und Aal sollte man
laut WWF in jedem Fall aus Gründen des Arten- und Umweltschutzes besser
verzichten. Ökologisch günstiger ist es, Fische aus heimischen Gewässern zu
kaufen. Kurze Transportwege sparen viel Energie, auch der Energieverbrauch für
das Tiefkühlen fällt meist weg. In größeren und kleineren Zuchten in Österreich
werden vor allem Forellen, Saiblinge, Welse und Karpfen produziert, zunehmend
auch als Bio-Fisch. Beim Karpfen werden derzeit rund 20 Prozent der Teichfläche
biologisch bewirtschaftet.
Forellen, Saiblinge oder Reinanken
In vielen heimischen Seen und Flüssen werden darüber hinaus Fische wie
Forellen, Saiblinge oder Reinanken nachhaltig bewirtschaftet. Die Produkte aus
kleineren Zuchten findet man allerdings nicht im Supermarkt, man kann sie
entweder direkt beim Produzenten, auf regionalen Märkten oder bei lokalen
Händlern erstehen.