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Palmöl in Speiseeis - Palmöl am Stiel

, aktualisiert am

In vielen Produkten ist Palmöl enthalten. Auskunft gibt die Zutatenliste auf der Verpackung.

Bild: Inga-Nielsen, Kilroy79; Montage: VKI

Steigen die Temperaturen, dann steigt der Appetit auf Eis. Wer genau wissen will, ­woraus sich die kalten Köstlichkeiten zusammensetzen, ackert sich bei verpackten Produkten durch die Zutatenliste – und wird bei vielen Produkten auf Palmöl oder Palmkernöl stoßen. Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen, Palmkernöl aus den Fruchtkernen.

Monokulturen statt Regenwald

Palmöl lässt sich leicht verarbeiten, ist sehr lange haltbar und kann andere Fette gut ­ersetzen. Diese Eigenschaften machen es für die Lebensmittelindustrie attraktiv. Konsumenten sehen seinen Einsatz allerdings zunehmend kritisch: Ölpalmen werden in riesigen Monokulturen gezogen, für die zuvor tropischer Regenwald zerstört wurde. Wo heute Ölpalmen stehen, war früher ­unberührter Regenwald.

Vom Raubbau sind nicht nur Umwelt und Natur schwer betroffen. Die für die Ölpalmen notwendige künstliche Bewässerung raubt vielen Bauern die Lebensgrundlage. Sie können ihre Familien nicht mehr ernähren, weil ihre Felder aufgrund des Wassermangels kaum mehr etwas abwerfen.

Bauern in Armut und Abhängigkeit gedrängt

Um überleben zu können, bleibt ihnen meist nichts anderes übrig, als für ­einen Hungerlohn unter erbärmlichen Bedingungen auf den Plantagen zu schuften. Erpresserische Methoden, Missachtung der Menschenrechte, Kinderarbeit und Lohnsklaverei sind an der Tagesordnung. Immer wieder kommt es auch zu Landraub und ­gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Gesundheitsbedenkliche Stoffe

In Palmöl stecken zudem die höchsten ­Konzentrationen an gesundheitlich bedenklichem 3-MCDP und dessen Estern ­sowie Glycidyl-Fettsäure­estern. Diese Substanzen entstehen vor allem bei der Raffination (Wärmebehandlung) pflanzlicher Fette und Öle.


Zertifiziertes Palmöl, andere Öle

Zertifiziertes Palmöl

Am besten wäre es, auf Produkte mit Palm­öl zu verzichten. Die zweitbeste Lösung ist, nur Produkte zu kaufen, die zertifiziertes Palmöl enthalten. Dabei wird zumindest die Einhaltung gewisser Standards garantiert. Am häufigsten ist RSPO-zertifiziertes Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil – runder Tisch für nachhaltiges Palmöl). Es gibt vier Standards:

IP – Identity Preserved: Palmöl aus nachhaltigem Anbau. Es darf zu keinem Zeitpunkt mit nicht nach­haltigem, also ­konventionellem Palmöl vermischt werden.

S – Segregation: Nachhaltig erzeugtes Öl wird ebenfalls strikt von nicht nachhaltig erzeugtem Öl getrennt. Das Mischen von Ware aus mehreren als nach­haltig zertifizierten Mühlen ist erlaubt.

MB – Mass Balance: Nachhaltiges und konventionell erzeugtes Palmöl dürfen vermischt werden.

B & C – Book and Claim: Nachhaltiges Palmöl (physisches Produkt) und die Nachhaltigkeitszertifikate werden getrennt ­gehandelt.

Ein staatliches Siegel mit klaren Vorgaben für nachhaltig erzeugtes Palmöl existiert derzeit nicht.

Siehe dazu auch: Palmöl: Zertifizierung und Siegel - Nachhaltig irritierend

Andere Öle

Palmöl ist nicht das einzige pflanzliche Öl, das in Eiscreme enthalten sein kann. Wir haben uns die Zutatenlisten verschiedener in Geschäften angebotener Eissorten genau angesehen und nach enthaltenen pflanzlichen Ölen gesucht. Am häufigsten waren Kokosöl und Palmöl als Zutaten ­aufgelistet.

Die Erzeugung von Kokosöl ist ebenfalls problematisch. Auch Kokos­palmen werden in Plantagen gezogen. Um eine Tonne Kokosöl zu erzeugen, wird ­wesentlich mehr Fläche gebraucht als für ­eine ­Tonne Palmöl. In den Zutatenlisten fanden wir zudem Öle von Soja, Sonnenblume, ­Distel, Reis, Baumwollsamen und etliche weitere pflanzliche Fette und Öle, die man im Allgemeinen nicht in Eiscreme vermutet.

Palmöl steckt bei Waffeleis meist in der ­Schokolade, mit der die Waffel ausgekleidet wird. Wenn ein Produkt schon Palmöl enthält, dann sollte es zumindest RSPO-zerti­fiziert, Standard S, besser noch IP sein.

Angaben vergeblich gesucht

Aber: Ob nachhaltig oder konventionell ­erzeugtes Palmöl in einem Produkt drin ist, erfährt man oft erst auf Nachfrage beim Hersteller oder beim Supermarkt. Auf den Packungen sucht man die entsprechenden Angaben meistens vergeblich. Wir haben einige Produkte ausgewählt und bei den Herstellern nachgefragt.

Beispiele: Manner Eiswaffeln, Nestlé Schöller Bum Bum, ...

Manner Eiswaffeln enthalten laut Zutatenliste pflanzliche Fette (Kokos, Palm)

Das sagt der Hersteller: Das Palmöl ist RSPO-zertifiziert, RSPO-Standard S.

Manner Eiswaffeln enthalten laut Zutatenliste pflanzliche Fette (Kokos, Palm) (Bild: VKI)

Dennree Vanille-Schoko Eishörnchen enthalten laut Zutatenliste Palmfett, Kokosfett, Palmöl

Das sagt der Hersteller: Der Palmölanteil im Produkt beträgt 2,15 %; das Palmöl ist Bestandteil der Eiswaffel und der kakaohaltigen Fettglasur, mit der die Waffel innen ausgekleidet ist. Das Öl ist RSPO-zertifiziert, RSPO-Standard S.

Dennree Vanille-Schoko Eishörnchen enthalten laut Zutatenliste Palmfett, Kokosfett, Palmöl (Bild: VKI)

S-Budget Conte Erdbeer Vanille enthält laut Zutatenliste pflanzliches Fett (Kokosnuss, Palm)

Das sagt der Hersteller: Das Palmöl befindet sich in der Schokolade, die zum Aussprühen der Waffeln verwendet wird. Das ­Palmöl wird nach RSPO-Standard hergestellt.

S-Budget Conte Erdbeer Vanille enthält laut Zutatenliste pflanzliches Fett (Kokosnuss, Palm) (Bild: VKI)

Nestlé Schöller Bum Bum enthält laut Zutatenliste Palmöl, Kokosfett

Das sagt der Hersteller: Das Palmöl ist in der Fettglasur enthalten, das Kokosöl in der Eismasse. Es wird ausschließlich nach­haltiges, RSPO-zertifiziertes Palmöl (Segregation) verwendet.

Nestlé Schöller Bum Bum enthält laut Zutatenliste Palmöl, Kokosfett (Bild: VKI)

Grandessa Waffel Hörnchen Vanille enthalten laut Zutatenliste pflanzliche Fette (Kokos, Palm)

Das sagt Diskonter Hofer (dort wird das Eis verkauft): Palmöl wird für die Fettglasur der Waffelhörnchen eingesetzt. Das Palmöl ist RSPO-zertifiziert, RSPO-Standard MB.

Grandessa Waffel Hörnchen Vanille enthalten laut Zutatenliste pflanzliche Fette (Kokos, Palm) (Bild: VKI)

VKI-Tipps

  • Inhaltstoffe: Achten Sie auf die Zutaten­liste. Dort sind alle Inhaltstoffe und somit auch Palmöl in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils aufgelistet. Je weiter vorn eine Zutat steht, umso mehr davon ist enthalten. Im Handel finden sich auch viele Eissorten, die frei von Palmöl sind.
  • Palmöl: Reduzieren Sie Ihren Palmöl-­Konsum. Wenn Sie versuchen, sich gesund und nachhaltig mit frischen regionalen und saisonalen Produkten (am besten in Bio-Qua­lität) zu ernähren, werden Sie auto­matisch weniger Palmöl konsumieren.

Leserreaktionen

Eis selbst gemacht

Letztlich war das auch ein Grund (nicht der einzige), warum ich mir eine Eismaschine gekauft habe und kein fertiges Eis mit all den dubiosen Zutaten mehr esse. Nur so kann ich sicherstellen, dass ich auch weiß, was drinnen ist. Ist nicht viel Arbeit, geht schnell und schmeckt gut.

User "Bernardy"
(aus KONSUMENT 9/2019)

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