Seit Kurzem gibt es auch bei uns verpackte Lebensmittel mit einer neuen Kennzeichnung. Sie stammt von der Lebensmittelindustrie. Durch die Angabe unterschiedlicher Portionsgrößen sorgt sie allerdings eher für Verwirrung als für Information.
Diese Nachricht liegt schwer im Magen: In den letzten Jahren ist die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sprunghaft angestiegen. In der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten bringt über die Hälfte der Erwachsenen zu viele Kilos auf die Waage, und auch die Kinder werden immer dicker. Die Europäische Kommission fordert daher eine bessere Verbraucherinformation und eine neue, vereinfachte Kennzeichnung auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen, die gesetzlich geregelt werden soll.
Transparenz gefragt
Mehr und bessere Informationen über das, was wir essen, wünschen sich seit Langem auch die Konsumenten. Verbraucher wollen nicht nur wissen, wie frisch ein Lebensmittel ist und wo es eigentlich herkommt, sondern ebenso, was genau es enthält. Nun ist die Industrie vorgeprescht und schafft Tatsachen. So finden sich in den Regalen unserer Supermärkte zunehmend Produkte, die zusätzlich zu den bisher gängigen Tabellen eine neue Art von Kennzeichnung aufweisen: Grafisch einheitlich gestaltete Felder, „Fingerprints“ genannt, listen in einer Ziffern- und Prozentkombination auf, was in einem Lebensmittel steckt. Grundlage dafür sind die sogenannten GDAs (Guideline Daily Amounts). Das sind Richtwerte für die Tageszufuhr von Nährstoffen.
Erwachsene, normalgewichtige Frauen
Natürlich gibt es keinen Richtwert, der für alle gilt, sondern mehrere. Männer haben schließlich einen höheren Nährstoffbedarf als Frauen, Kinder einen geringeren, und bei alten Menschen ist die Situation wieder anders. Welchen Wert also nehmen? Die Lebensmittelhersteller haben sich für eine erwachsene, normalgewichtige Frau mit einem Energiebedarf von 2.000 kcal pro Tag entschieden. Und damit, wie die eingangs zitierten Fakten zeigen, für ein ausgesprochenes Minderheitenprogramm.
Nährwerte in Zahlen
Wenn Sie trotzdem zu dieser Gruppe gehören, sind Sie ab sofort bestens informiert. Nehmen wir an, Sie kaufen eine Großpackung Vollkornriegel (genauer: Vollkornkekse mit Schokoladeumhüllung) von Balisto: Ein Fingerprint auf der Verpackungsvorderseite sagt Ihnen, wie viele Kalorien Sie pro Riegel verknuspern, nämlich 101, und dass Sie damit 5 Prozent des Richtwertes für Ihre tägliche Energiezufuhr ausschöpfen. Sie möchten es ganz genau wissen, drehen die Verpackung um und finden auf der Rückseite fünf Fingerprints, die Ihnen zusätzlich Informationen zu den wichtigsten Nährstoffen liefern.
Ihnen wird schwindlig, wenn Sie das lesen? Sie bekommen Kopfschmerzen bei der Vorstellung, dass Sie diese Angaben noch mit den Fingerprints anderer Produkte vergleichen sollen? Und was fangen Sie mit all diesen Angaben eigentlich an, wenn Sie nicht weiblich und normalgewichtig sind?
Wir beschreiben auf den folgenden Seiten die Kennzeichnung am Beispiel: Leibniz-Kekse, Balisto-Riegel, Dulano-Rostbratwürste, Combino-Spaghetti, Oetker-Fertigpizza, Fanta-Limonade. |