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Lebensmittel einkaufen - Alternativen zu Billa, Spar und Co

Immer mehr Konsumenten suchen Alternativen zu den großen Lebensmittelketten. Vom Biokistl bis zur Einkaufsgemeinschaft gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

Ob nicht deklariertes Pferdefleisch, vergammelter Käse oder gepanschter Wein: Lebensmittelskandale werden fast immer im Zusammenhang mit großen Handelsunternehmen genannt. Mit ein Grund, weshalb immer mehr Konsumenten der Dominanz einiger weniger Groß­handelsunternehmen etwas entgegensetzen möchten und sich nach Alternativen um­sehen.

Lebensmittelkooperativen: bewusst Einkaufen

Ob das nun der Bioladen ums Eck ist, der selbst bepflanzte Gemüse­acker oder das Engagement in einer Einkaufsgemeinschaft – der verantwortungsbewusste Einkauf von Lebensmitteln steht im Vordergrund. Auch die Förderung von kleinbäuer­licher, biolo­gischer Landwirtschaft, die Vermeidung von Abfall oder von langen Transportwegen sind Motive, nach Alternativen zu suchen.

Bio-Produkte: bereits bei 6,5 Prozent

In Österreich gibt es rund 20.000 Bio-Landwirtschaftsbetriebe, die nach der EU-Bio-Verordnung fast 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen bewirtschaften. Der Bio-Anteil am Einkauf von Frischeprodukten im Einzelhandel liegt mittlerweile bei 6,5 Prozent. Da die Bio-Branche stark gewachsen ist und häufig die großen Betriebe kleinere verdrängen, kommt es immer wieder zu Missständen; Vorschriften, die für Bio-Betriebe gelten, werden durch Ausnahmeregelungen umgangen.

Einkauf in Bio-Läden oder beim Bauern 

Um dem etwas entgegenzusetzen, weichen Konsumenten zunehmend auf kleinere Anbieter wie Bio-Läden oder Bauern in der Nähe aus. Andere lassen sich die Bio-Ware ins Haus liefern: Viele der sogenannten Biokistln bieten neben Obst und Gemüse weitere Bio-Lebensmittel wie Getreide, Käse oder Fleischwaren. Die Kisten gibt es in verschiedenen Größen und flexibler Zusammenstellung, die Lieferung kann jederzeit abbestellt werden. Die Kosten betragen je nach Größe etwa 15 bis 23 Euro pro Kiste.

Bio-Kistl, Einkaufsgemeinschaft (FoodCoop) oder Foodsharing

Beispiele sind der Biohof Adamah, der Wien und Niederösterreich beliefert, das Bio­schatzkistl  im Burgenland, der Biohof Achleitner in Oberösterreich, oder die Bio Box in Innsbruck. Es gibt aber auch ganz anders gestrickte Lebensmittel-Initiativen, die wir auf den nächsten Seiten beschreiben: Community Gardens, FoodCoop, Bionetz Apfelkern, NETs.werk, KrautKOOPf, Selbstversorgergemeinschaft Schwaz, Bioparadeis, D´Speis, Fresskorb, Gelawi, Gela-Ochsenherz, BerSta, Gärtnerhof GIN und Foodsharing. 


Lesen Sie außerdem folgende Artikel zum Thema Lebensmittel: Bio-Lebensmittel, Aufgespießt: Bio-Lebensmittel - Arvays Schlussfolgerungen  Lebensmittel: Haltbarkeit, Obst und Gemüse, Bio-Lebensmittel: Worauf achten beim Kauf und unser KONSUMENT-Buch: Gesund einkaufen

Einkaufsgemeinschaft gegen industrielle Massenproduktion

Gärtnern in der Stadt

Auch der städtische Gartenbau, das sogenannte Urban Gardening, gewinnt an Bedeutung: Hier wird auf öffentlichen Flächen ein gemeinschaftlicher Anbau von Nutzpflanzen und Lebensmitteln organisiert. Die Idee der Gemeinschaftsgärten geht auf die Commu­nity Gardens zurück, die seit den 1970er- Jahren vor allem in New York entstanden sind. Auf brachliegenden Flächen wurden damals erste gemeinschaftlich getragene Projekte gegründet, die nicht nur grüne Freiräume schafften, sondern auch zu einer Revitalisierung und Aktivierung des Stadtteils führten.Heute gehören die Flächen, auf denen Gemeinschaftsgärten errichtet werden, meist öffentlichen Trägern wie Städten, Kommunen, Kirchen oder Stiftungen. In den Gärten gibt es Einzelparzellen sowie Gemeinschaftsflächen, soziale, kulturelle und ökologische Diversität ist ein wesentliches Kriterium.

Die Vorteile: Die Naturverbundenheit wird gestärkt, das Stadtklima und auch das soziale Klima verbessert, da sich hier die unterschiedlichsten Menschen einer Sache widmen. Kosten für Wasser, Versicherung oder Abfall werden meist zur Gänze von der Stadt oder anteilig von den Gärtnern übernommen.

Gemeinsam garteln

Die Stadt Wien zum Beispiel fördert unter dem Motto „gemeinsam garteln verbindet“ aktiv Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgärten. Die Gärten sollen die Nachbarschaftsbeziehungen stärken und sind ein aktiver Beitrag zur Grünraumgestaltung in der Stadt.

Gemeinschaftlich einkaufen

Stärkung der regionalen Landwirtschaft, ökologische Produktion, kurze Lieferwege und Transparenz: Das sind die Hauptmotive, die Menschen dazu bewegen, sich in einer sogenannten FoodCoop zu engagieren. Dabei handelt es sich um Lebensmitteleinkaufs­gemeinschaften als Antwort auf die indus­trielle Massenproduktion. Die Mitglieder einer FoodCoop organisieren den Einkauf gemeinschaftlich und beziehen ökologische Produkte meist direkt von Erzeugern aus der Region. Ankauf, Lagerung und Verteilung werden von den Mitgliedern selber durch­geführt und erfolgen ehrenamtlich. Dieser zeit‑ liche Aufwand wird durch die Kosten­ersparnis ausgeglichen: Da die Kosten des Einzelhandels wegfallen, kommen die Lebensmittel günstiger. Sowohl im ländlichen Raum als auch in den Städten Wien und Graz konnten sich Bestellgemeinschaften etablieren: etwa das Bionetz Apfelkern und das NETs.werk in Oberösterreich, KrautKOOPf in Graz, die Selbstversorgergemeinschaft Schwaz in Tirol sowie Bioparadeis, D’Speis oder Fress­korb in Wien.

Demokratisch und solidarisch

Sie alle verbindet eines: die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft, kurz Gelawi. Das Vorbild für diese Wirtschaftsform ist die Community Supported Agriculture (CSA) aus den USA. Dort begannen in den 1960er- Jahren Gruppen, direkte und unterstützende Beziehungen zu lokalen Bauern aufzubauen, um ihre eigenen Nahrungsmittel beziehen zu können. Heute breiten sich CSA-Projekte weltweit als lokale Ernährungsnetzwerke und als demokratische und solidarische Form der Organisation von Ernährung aus. Mit dem Projekt „gemeinsam landwirt­schaften“, kurz „gela-Ochsenherz“, startete Anfang 2011 das erste CSA-Projekt auch in Österreich.

Gemeinschaftliche Landwirtschaft

Der Ochsenherz Gärtnerhof ist ein gemeinschaftlich organisierter Demeter-Landwirtschaftsbetrieb in Gänserndorf. Der Betrieb ist darauf ausgerichtet, einen Kreis von ca. 200 Menschen (aktuell 230) mit Gemüse zu versorgen. Im Gegenzug decken diese Personen die Ausgaben des Gemüse­anbaus. Auf zirka fünf Hektar Land werden etwa 60 Gemüse­arten angebaut, auch ­eigenes Saatgut wird gewonnen und ­weitergegeben.

Ein weiteres Beispiel für die gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft ist BerSta, ein Waldviertler Naturkostgroßhändler, der aus der ersten Bio-Bauerngenossenschaft Österreichs hervorgegangen ist. Der Name ergibt sich aus Berg (für die Hochebene und das Hügelland des Waldviertels) und Stadt (für den Lebensbereich der Kunden).

Teilen und tauschen statt Lebensmittel vernichten

Beschäftigung und Gartenbau

Eine eigene Form der Landwirtschaft bildet der Gärtnerhof GIN, eine Kombination aus Beschäftigungsinitiative und Gartenbau­betrieb. Er bietet Menschen mit Behinderung, die nicht in der Arbeitswelt bestehen können, eine Tätigkeit im Gartenbetrieb. ­Frisches Gemüse der Saison wird ab Hof verkauft, Händler und Gastronomie werden beliefert.

Wider die Wegwerfmentalität

Während anderswo Menschen ums nackte Überleben kämpfen, landen in Österreich jährlich rund 157.000 Tonnen Lebensmittel im Müll – verpackt und unverpackt. Das sind Waren im Wert von über einer Milliarde Euro oder rund 300 Euro pro Haushalt und Jahr. Ein Zeichen gegen diese gigantische Vergeudung setzt das Netzwerk Foodsharing, das in Deutschland bereits erfolgreich läuft und im Frühjahr 2013 auch in Österreich gestartet wurde. Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins in Deutschland ist Valentin Thurn. Sein Film „Taste the Waste“ hatte 2011 eine breite öffentliche Debatte um die weltweite Lebensmittelverschwendung ausgelöst.

Foodsharing: Abnehmer in der Umgebung

Die Online-Plattform spricht Menschen an, die durch Teilen und Tauschen verhindern möchten, dass noch essbare Lebensmittel vernichtet werden. Wer zu viel eingekauft oder gekocht hat, vor dem Urlaub den Kühlschrank noch leer bekommen will oder auf der Suche nach einem bestimmten Lebensmittel ist, der findet bei Foodsharing Ab­nehmer bzw. Anbieter in der eigenen Um­gebung. Auch organisierte Tauschplätze, sogenannte „Fair-Teiler“, sollen eingerichtet werden.

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