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Lebensmittel - Was können wir noch essen?

  • BSE-Krise und Antibiotikaskandal als Chance zum Umdenken
  • Auch einwandfreies Fleisch kann krank machen
  • Bei ausgewogener Ernährung ist Fleisch Nebensache

Wie Blei liegen sie im Kühlregal: Schweinsbraten um 39,90 das Kilo, spottbilliger Rindslungenbraten und andere Attraktionen, mit denen Supermarktketten Kunden ködern. Sogar Fleischtigern kann bei Antibiotika und BSE der Appetit vergehen. Es gibt keine absolute Sicherheit, dass Schnitzel und Braten auf Ihrem Teller „sauber“ sind. Auch ein kleiner Fleischhauer kann Ware aus trüben Quellen beziehen. Gastwirte müssen nicht bekannt geben, woher das Fleisch kommt. Problematisch ist die Situation bei Fertigprodukten (siehe „Nicht alles klar bei Babynahrung“).

Alternativen

Alternativen sind nicht in Sicht: Hühner, Puten oder die exotischen Straußenvögel stammen ebenfalls meist aus Massenhaltung. Das macht sie anfällig für Krankheiten, Medikamente sind nötig.

Ein kleines Stück genügt

Doch eine Krise ist immer auch eine Chance. Herr und Frau Österreicher leiden an typischen Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Nicht ganz unbeteiligt daran ist der hohe Fleischkonsum: mittags Gulasch oder Schnitzel, abends Wurst aufs Brot und das siebenmal in der Woche. Ernährungswissenschafter hingegen empfehlen Fleisch und Wurst nur je zwei- bis dreimal wöchentlich und auch da nur 150 Gramm Fleisch (ein etwa handtellergroßes Stück) sowie 5 Deka Wurst pro Portion.

Zu viel Fett

Wer viel Fleisch isst, nimmt dabei meist auch viel Fett – und damit zu viele Kalorien – zu sich. Entweder ist das Fleisch schön „durchzogen“ oder mit reichlich Fett (Panier, Sauce) zubereitet. Tierisches Fett enthält hauptsächlich die weniger günstigen gesättigten Fettsäuren. Durch den zu hohen Fettkonsum kann der Cholesterinspiegel steigen und mit ihm das Risiko der Arterienverkalkung. Die ebenfalls im Fleisch enthaltenen Purine können Gicht auslösen. Und: Fleisch (ver-)führt dazu, andere wertvolle Lebensmittel links liegen zu lassen.

Völlerei verschuldet Hunger

Die Kehrseite der Völlerei in den Industriestaaten ist der Hunger in den Entwicklungsländern. Dort wird statt Nahrung für die einheimische Bevölkerung Futter für die Tiermast angebaut. Dafür werden Wälder abgeholzt und Feuchtgebiete trockengelegt. Dabei ist die Energieausbeute tierischer Nahrung ausgesprochen schlecht, weil Tiere ihr Futter hauptsächlich zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen verbrauchen. Um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren, sind 7 bis 16 Kilogramm Getreide oder Sojabohnen nötig. Anders gesagt: Würde sich die Menschheit überwiegend vegetarisch ernähren, hätten alle genug zu essen.

Vorbild Vegetarier

Tatsächlich könnten wir von Vegetariern einiges lernen. Sehr oft sind es Menschen, die sich viele Gedanken über richtige Ernährung und Lebensweise machen. Der falsche Weg wäre aber, Braten oder Burenwurst einfach wegzulassen oder durch Torte und Kolatsche zu ersetzen. Solche „Puddingvegetarier“ nehmen vorwiegend „leere“ Kalorien ohne Vitalstoffe auf, Mangelerscheinungen sind daher möglich.

Kohlehydrate

Ausgewogene Kost besteht zu mehr als der Hälfte aus Kohlenhydrat-Lieferanten wie Brot (bevorzugt Vollkornbrot), Teigwaren, Reis und Erdäpfeln. Die enthalten nebenbei auch pflanzliches Eiweiß (Proteine). Rund die Hälfte der täglichen Eiweißzufuhr sollte aus pflanzlichen Quellen stammen.

Sehr günstig sind hier auch Bohnen, Erbsen und Linsen. Klug kombiniert lässt sich die Wertigkeit der verschiedenen pflanzlichen Proteine erhöhen, zum Beispiel Bohnen mit Getreide oder Erdäpfel mit Topfen oder Eiern.

Obst und Gemüse

Als Nächstes in der Skala der wichtigsten Lebensmittel kommen Obst und Gemüse. Davon sollte man täglich ruhig ein halbes Kilo verputzen, am besten aufgeteilt auf fünf Portionen unterschiedlicher Art, die Hälfte als unerhitzte Frischkost. Milch, Käse, Fleisch sowie pflanzliche Fette rangieren mengenmäßig erst unter „ferner liefen“ – also ziemlich genau umgekehrt, wie es gängigen Essgewohnheiten entspricht.

Pflanzliche Wundermittel

Studien zufolge sind „gemäßigte“ Vegetarier, die auch Milch, Milchprodukte und Eier essen, besser mit Mikronährstoffen (Vitaminen und Spurenelementen) versorgt als die Normalbevölkerung. Übergewicht, Bluthochdruck oder hohe Blutfettwerte sind bei ihnen selten. Nicht einmal Eisenmangel ist bei ihnen ein Thema. Eisen kommt nämlich auch in Pflanzen (Getreide und bestimmte Gemüsesorten) vor. Kombiniert man diese mit Lebensmitteln, die reichlich Vitamin C enthalten (zum Beispiel Orangensaft), kann das Eisen optimal verwertet werden.

Das Geheimnis liegt in der Vielfalt der pflanzlichen Inhaltstoffe. Nicht nur die optimale Vitamin- und Mineralstoffzufuhr wird dadurch gewährleistet. Blätter, Körner, Früchte und Wurzeln aller Art versorgen uns zudem mit Substanzen, deren Rolle für die Gesundheit erst vor kurzem entschlüsselt wurde. Gemeint sind zum einen sekundäre Pflanzeninhaltstoffe, darunter Carotinoide, Polyphenole, Terpene und Glukonisolate. Sie können der Entstehung von Krebs vorbeugen, das Immunsystem ankurbeln, das Herzinfarktrisiko verringern und einiges mehr. Zum andern sind es die lange unterschätzten Ballaststoffe. Sie regulieren die Verdauung, senken den Cholesterinspiegel und beugen Darmkrebs vor. Ob Trauben, Kohl oder Zwiebel: Jedes pflanzliche Lebensmittel enthält eines oder mehrere dieser Wundermittel. Somit ergibt pflanzenbetonte Kost eine Vielfalt, mit der Pillen zur Nahrungsergänzung nicht mithalten können. Wer einseitig auf Fleisch setzt, dem entgeht also vieles.

Mangelerscheinungen

Doch auch das andere Extrem – völliger Verzicht auf alle Nahrungsmittel tierischer Herkunft wie Milch und Eier – ist bedenklich. Besonders schwangeren und stillenden Frauen sowie Säuglingen und Kleinkindern könnte es an wesentlichen Nährstoffen (Proteine, Kalzium, Eisen, Jod und Zink sowie Vitamin D, B2, B6 und B12) mangeln. Werden Sojaprodukte verwendet, ist außerdem nicht auszuschließen, dass sie aus genmanipulierten Pflanzen stammen.

Unbedenkliches Fleisch

Ganz verbannen muss man Fleisch nicht. Vielfalt ist auch hier günstiger als ständig nur Schweinernes. Das Risiko, sich mit dem Braten auch unerwünschte Stoffe einzuverleiben, wird gestreut und dadurch verringert. Bio-Fleisch gibt einen höheren Grad an Sicherheit. Absolute Unbedenklichkeit aber hat es nie gegeben und kann es auch nicht geben.

Pessimisten befürchten, dass alle Bedenken in ein paar Monaten vergessen sind. Dann wird fröhlich weitergevöllert. Bis der nächste Fleischskandal platzt.

Wo gibt es Bio-Fleisch?

Bei Fleisch besteht noch Nachholbedarf. Der Anteil an Biobauern beträgt fast zehn Prozent. Doch weniger als ein Prozent aller Schweine stammt aus biologisch wirtschaftenden Betrieben. Adressen gibt es im Einkaufsführer „BIO einkaufen & erleben in ...“ für verschiedene Regionen Österreichs. Zu bestellen beim Bio Club der ARGE Biolandbau unter der Servicehotline 0810 22 13 14 (Mo – Fr, 9 – 17 Uhr, zum Ortstarif aus ganz Österreich),

Internet: www.bioclub.at
E-Mail:
info@bioclub.at

Seit Jahresbeginn ist der Import von deutschem Rindfleisch nach Österreich verboten. Wir fragten Anbieter von Babynahrung nach der Herkunft von Rind- und Kalbfleisch in ihren Gläschen und wie sie auf das Verbot reagieren. 

Alete: Die Babykost wird in Deutschland hergestellt. Der Import von deutschen Rindfleischgläschen wurde eingestellt. Als Alternativen gibt es zahlreiche Sorten mit Bio-Puten- oder Bio-Hühnerfleisch. Das Fleisch stammt aus anerkannten deutschen Biobetrieben.

AlnaturA: Seit dem Importstopp werden keine Babygläschen mehr nach Österreich geliefert, die Öko-Kalb- oder Rindfleisch enthalten. Rind- und Kalbfleisch stammen von Demeter-Bauern in Nordrhein-Westfalen.

Bioland führt keine Babykost mit Rind- oder Kalbfleisch.

Hipp verarbeitet seit In-Kraft-Treten der Importbeschränkung ausschließlich österreichisches Bio-Rindfleisch von Rindern, die in Österreich geboren, gemästet und geschlachtet wurden.

Ja!Natürlich gab zu, dass das Fleisch in seinen Babygläschen deutsche Demeter-Ware ist. Ab April ist geplant, die Fleischwaren (Rind und Kalb) ausschließlich aus Österreich zu beziehen.

Sunval verwendet ausschließlich Fleisch von kontrollierten Demeter-Höfen, sagt aber nicht dazu, ob das Fleisch aus Österreich oder aus Deutschland stammt.

Fisch ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen, leicht verdaulichem Eiweiß und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und sollte daher mindestens einmal wöchentlich auf den Speiseplan. Seefische leisten zudem einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Jod, die in unseren Breiten nicht optimal ist. 
 

Auch für Nicht-Vegetarier eine Fülle von Informationen:
Leitzmann, Claus, Hahn, Andreas:

Vegetarische Ernährung –
Gesund und bewusst essen
,
Trias Verlag, Stuttgart,
240 Seiten,
öS 218,–

Damit wird es ganz einfach, 5-mal am
Tag Obst und Gemüse zu essen:

Szwillus, Marlisa:
Die schnelle Vitalküche,
Verlag Graefe und Unzer, München,
160 Seiten,
öS 218,–

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