Test Kürbiskernöl: Wir haben Kürbiskernöl erstmals auf seine Herkunft getestet. Ergebnis: Öl aus österreichischen Kernen steckt nur in weniger als der Hälfte aller untersuchten Flaschen. Nach wie vor ist auf hübsche Bildchen und blumige Formulierungen kein Verlass.
„Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Kürbiskernöl denken“, wollte ein großes Meinungsforschungsinstitut im Herbst 2010 von Konsumenten wissen, die zumindest gelegentlich Kernöl einkaufen. Eine der häufigsten Antworten: die Steiermark. Wer das dickflüssige dunkle Öl mit dem charakteristischen nussigen Geschmack liebt, sieht sie sofort vor sich – die grüne Mark mit ihren weiten Feldern zwischen den üppig wuchernden Weingärten. Darauf, wie von Riesenhand hingestreut, unzählige große orange Kürbisse mit den charakteristischen grünen Streifen. Und vor den Gehöften die Bäuerinnen mit Kopftuch, die aus den dicken Plutzern die vielen schalenlosen Kerne holen. Kein Öl steht so für die Steiermark bzw. für Österreich wie dieses.
Heimisches Kürbiskernöl im Test
Jeder Käufer von Kernöl hat solche Bilder im Kopf, wenn er einkaufen geht. Vorm Regal sieht er sich in seiner Sichtweise bestätigt. Viele Etiketten mit Kürbissen drauf, dazu noch das Steiermark-Wappen oder zumindest die Landesfarben. Gelegentlich taucht auch die österreichische Fahne auf. Ganz zu schweigen von den Werbebotschaften. Da werden österreichische und steirische Traditionen wortreich beschworen und es wird auf strenge Qualitätskriterien sowie schonende Pressung hingewiesen. Dazu kommen noch Signalwörter wie Reinheit und Naturbelassenheit. Gesamteindruck: österreichische Qualität vom Feinsten.
Es hat sich wenig geändert
Dass hier mehr mit Suggestion als mit Information gearbeitet wird, wissen wir seit dem Juni 2009. Genau vor drei Jahren ackerten wir uns schon einmal durch all das ölige Gerede von pur und rein und traditionell (KONSUMENT 6/2009, Kürbiskernöl - Kerne auf China). Nun haben wir wieder Kernöl gekauft und die Etiketten genau studiert. Ergebnis: Die Botschaften, mit denen Kernöl an den Mann bzw. die Frau gebracht wird, sind nach wie vor in etwa dieselben wie bei unserer letzten Untersuchung.
Fakten statt Vermutungen
Dass bei all dem patriotischen Getue auf den Etiketten die Rohware für das Kürbiskernöl keineswegs aus Österreich kommen muss, sondern überwiegend aus dem Ausland stammt, wurde innerhalb der Branche schon lange kolportiert. Aus der Deckung wagen wollte sich aber niemand. Informationen darüber gab es immer nur hinter vorgehaltener Hand, unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Damit ist nun Schluss. Vor allem die Erzeuger von hochpreisigen steirischen Ölen haben offenbar die Nase voll. Sie wehren sich gegen Trittbrettfahrer, die einen auf steirisch machen, in Wahrheit aber billige Kürbiskerne aus China verarbeiten. Oder Öle verschiedener Herkunft mischen und um wenig Geld auf den Markt werfen.
China-Kerne häufig zu finden
„Im Lebensmitteleinzelhandel sind zirka 55 Prozent der Kürbiskernöle aus China-Kernen gepresst, im Großhandel sogar knapp 80 Prozent. Aufgrund der Gestaltung und Produktauszeichnung kann der Konsument die tatsächliche Herkunft häufig gar nicht herausfinden.“ Das sagte vor Kurzem der Verkaufs- und Marketingleiter der Firma Estyria (Steirerkraft) dem Branchenmagazin Regal (Heft 3/2012). Eine Aussage, die keine Frage offenlässt. Außer natürlich einer: Wer sind die Guten und wie heißen die Bösen? Unser Kürbiskernöltest schaut hinter die Kulissen.