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Fertigmenüs: Essen aus dem Besenkammerl - Küchenfrisch?

Schluss mit frisch - die Fertigprodukte kommen. "Kunde König": Ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Frische Zutaten?

Man hat das aus der winterlichen Werbung in Erinnerung: Wenn man unseren tapferen Schirennläufern „Iss was G’scheits!“ zuruft, dann greifen sie zum Fertigmenü. Passt irgendwie, denn die Herren sind von der schnellen Truppe, bei denen geht es immer um Hundertstelsekunden, da bleibt keine Zeit fürs Braten und Gemüseschneiden.

Heerscharen von Köchen, die pausenlos "frische Zutaten" predigen und vor der Talfahrt der Esskultur warnen, haben in Wahrheit keine Chance. Ein großer Teil der Menschheit besitzt fast alles, darunter eine schöne Küche zum Herzeigen, aber leider fehlt die Zeit.

Pizza als künstliche Gletschermumie

Dafür nimmt man kleine Nachteile in Kauf, zum Beispiel den, dass selbst ein so einfaches Gericht wie die Pizza vorwiegend als künstliche Gletschermumie erworben wird. Und manchmal schmeckt, dass man sich fragt, ob man nicht doch lieber den Karton essen sollte.

An dieser Stelle sei wieder einmal das alte Lied gesungen, laut dem das Wort "frisch" zunehmend in die Bedeutungslosigkeit taumelt. Pizzen, die wochenlang im ewigen Eis der Kühltruhe liegen, nennen sich „ofenfrisch“. Fertigmenüs, die im Regal vor sich hinaltern, werden dreist als „küchenfrisch“ bezeichnet.

Werden kommende Generationen noch wissen, wie man eine echte, frische Nudelsuppe mit Rindfleisch-Geschmack zubereitet? Jedenfalls wird daran gearbeitet, schon die Kinder an industrielle Ersatzprodukte zu gewöhnen. Wie sonst sollte man sich die Werbung erklären, ein gesüßter Brei aus dem Doserl sei "so wertvoll wie ein kleines Steak".

Wie’s kommt, so kommt’s

Wo das Fertigessen zur Normalität wird, ergibt sich wenigstens ein Vorteil: Es bleibt mehr Platz in der Wohnung, weil die Küche überflüssig ist. Es genügt eine kleine Aufwärmstation, und die hat locker im Besenkammerl Platz.

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