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Diäten: Karl Lagerfelds 3Diät - Schlank mit Eiweiß

Die 3D-Diät setzt auf viel Eiweiß und eine Stärkung des Willens: Fast ist es eine "Werbefahrt in Buchform", nur dass es anstelle von Heizdecken oder Kristallgläsern Pülverchen und Cremen gibt.

Eines hat dieses Buch mit seiner Hauptperson, dem Modeschöpfer und Selbstdarsteller Karl Lagerfeld, gemeinsam: Es ist außergewöhnlich. Die Leser erwartet ein üppiger Cocktail aus Philosophie und Kosmetikshop, Anmerkungen zur Schönheitschirurgie, Werbung für spezielle Nahrungsergänzungsmittel und extravagante Rezepte. Fast eine "Werbefahrt in Buchform", nur dass es anstelle von Heizdecken oder Kristallgläsern Pülverchen und Cremen gibt.

Eiweiß und Wille

Das vom französischen Arzt Jean-Claude Houdret entwickelte Diätprogramm basiert auf zwei Hauptprinzipien: einer proteinreichen Ernährung und der Stärkung des Willens zum Abnehmen.

Die Abnahmewilligen können unter drei Schwierigkeitsgraden wählen und dürfen so je nach Programm täglich zwischen 800 und 1600 kcal zu sich nehmen. In der kalorienärmsten Stufe sind ausschließlich bestimmte Gemüsearten wie Fenchel, Sauerampfer, Spargel, Brokkoli, Paradeiser, grüner Salat oder Paprika erlaubt.

Proteindrinks für die Muskeln

Bei den anderen Stufen wird der Speiseplan um helles Fleisch sowie um Fische und Krustentiere erweitert. Zu allen Programmen gibt es Proteindrinks für die Muskeln, Gelatinekapseln, deren aufquellender Inhalt das Hungergefühl mindern soll, Vitamin- und Mineralstoffpräparate, ein Mittelchen, welches der Müdigkeit vorbeugen soll und ein weiteres gegen Stress. Erhältlich sind diese Präparate (wie auch die empfohlenen Kosmetika) ausschließlich über ein französisches Labor, mit einer Postadresse auf den noblen Champs-Élysées in Paris. 

Teure Präparate

Entsprechend kostspielig sind die auf Basis verschiedener Pflanzenstoffe hergestellten Präparate. Wer sich für die mittlere Stufe entscheidet, muss mit Kosten von knapp 55 Euro pro Woche alleine für die Nahrungsergänzungsmittel rechnen. Versandspesen sowie höherpreisige Speisezutaten wie Seezungenfilet, Wachteln oder Kaninchenrücken kommen da noch dazu.

Doch dieser relativ hohe finanzielle Aufwand hilft keineswegs, nachhaltig abzunehmen. Die in den Stufen eins und zwei viel zu geringe Kalorienzufuhr von bis zu maximal 1200 kcal pro Tag begünstigt den berüchtigten Jo-Jo-Effekt. Darüber hinaus können die Abbauprodukte der hohen Proteinzufuhr die Nieren belasten. Der Anteil an Kohlenhydraten in der Nahrungszusammenstellung wiederum ist zu niedrig. 

Es geht auch ohne Kapseln

Während die Autoren die Stufe drei des Programms als geeignet für mehrere Monate bezeichnen, ist dies aus Sicht der Ernährungswissenschaft auch aufgrund der eingesetzten Nahrungsergänzungsmittel abzulehnen. Eine sinnvolle Diät kommt ohne Pülverchen, Pillen oder Kapseln aus! Denn sie ist immer auch Anfang einer nachhaltigen Ernährungsumstellung, und ein ausgewogenes Verhältnis von Proteinen, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen ist daher automatisch Bestandteil der Rezepte zum Schlankwerden.

Anleitung für leichte Gymnastik

So scheint es, dass den geschäftstüchtigen Autoren die "Zeit danach" nicht wirklich am Herzen liegt. Vielleicht, weil dann mit den Nahrungsergänzungsmitteln kein Geld mehr zu machen ist? Zwar gibt es Anleitungen für leichte Gymnastik, die durchaus brauchbar sind, wirkliche Tipps für eine vernünftige Ernährung und für Verhaltensänderungen findet man im Buch aber nicht.

Negativ auch, dass manche Nahrungsmittel verboten sind, wie etwa "rotes" Fleisch. Von den erlaubten Zutaten sind dafür manche nicht nur teuer, sondern auch schwierig zu beschaffen. Auch die Zubereitung mancher Speisen, wie etwa Kalbsbraten, ist nichts für das übliche Zeitbudget normal arbeitender Menschen. Da hilft auch die Tatsache, dass der kalte Braten ein bürotaugliches Essen darstellt, nur wenig.

Insgesamt mag diese Diät vielleicht für Karl Lagerfeld geeignet sein, Herr und Frau Normalverbraucher sollten aber besser die Finger davon lassen.

Die 3D-Diät

Karl Lagerfeld, Jean-Claude Houdret ,
Steindl Verlag, Göttingen 2002,
222 Seiten, € 15,21

BEWERTUNG: NICHT ZUFRIEDENSTELLEND

BEWERTUNG: NICHT ZUFRIEDENSTELLEND

Das steckt dahinter:
Vor allem eine geringe Kalorienzufuhr, die zum Teil viel zu niedrig ist und auch zu wenig Kohlenhydrate enthält. Dadurch entstehende Unpässlichkeiten sollen mit Proteindrinks und diversen Kapseln abgefangen werden.

Das meinen wir dazu: Diese Diät ist zur gesunden und nachhaltigen Gewichtsreduktion nicht geeignet. Anstelle einer ausgewogenen Ernährung wird auf kostspielige Nahrungsergänzungsmittel gesetzt, die noch dazu nicht in jeder Drogerie, sondern nur an einer ganz bestimmten Adresse erhältlich sind.

  • Nahrungsergänzungsmittel Bestandteil des Programms 
  • keine Anleitung zur Verhaltensänderung 
  • teuer 
  • keine ausgewogene Nahrungszusammenstellung

FAZIT: Bei dieser Diät nimmt vor allem die Brieftasche ab!

So haben wir getestet

  • 50 Prozent der Gesamtnote vergaben wir für die Zusammensetzung der vorgeschlagenen Ernährung.
  • 25 Prozent dafür, ob die Empfehlungen der Ernährungswissenschaftler eingehalten werden.
  • 25 Prozent gingen auf das Konto des Sports. Die Sportprogramme wurden vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien einer kritischen Prüfung
    unterzogen.

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