Warum das Butterbrot in Gourmet-Restaurants gehört. - "Kunde König", ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.
Alois Grasböck |
In nervösen Zeiten darf man sich über eine gute Nachricht von Herzen freuen, und bitte sehr, hier ist eine: Mit der Butter ist, von Kleinigkeiten abgesehen, alles in bester Ordnung! Damit nicht genug, ist es in Österreich möglich, wunderbar schmackhaftes Brot aufzutreiben, und beides zusammen ergibt einen Klassiker der bodenständigen Ernährung, nämlich das Butterbrot.
Das Butterbrot in der Gourmet-Szene
Die Gourmet-Szene ist allzeit bereit, einen Fisch, der schon 5.000 Kilometer gereist ist, zu loben oder schwarze Trüffeln über die Nudeln zu hobeln. Das Butterbrot führt in dieser Welt ein Schattendasein. Das ist teilweise verständlich, weil es kein Haubenlokal wagen kann, „Süßrahmbutter an Natursauerteig-Krustenbrot mit Fleur de Sel 17 Euro“ auf die Karte zu setzen. Es liegt aber auch daran, dass die Meinung vorherrscht, praktisch jeder Ahnungslose könne es herstellen. Das stimmt nur bedingt. Wer einen Keil Brot acht- und lieblos beschmiert und dabei womöglich auch noch flucht, weil die kalte Butter fast so hart ist wie das Leben, ist natürlich ein Banause.
Das Kunststück der Kühe
Wenn die Kühe das wüssten, es würde ihnen so wehtun wie ein Stich ins Euter! Sie vollbringen das Kunststück, aus einem Haufen Gras die feinsten Lebensmittel zu zaubern, sie haben diese Respektlosigkeit wahrlich nicht verdient. Genießer wissen, dass schon das Brot ein Genussmittel ist, vor allem, wenn es von einem Bäcker kommt, der sein Handwerk liebt. Und ist nicht die Butter mit der sprichwörtlichen Urangst verbunden, man könnte sie uns vom Brot nehmen?
Auf der Butterseite landen
Gut, wenn das nicht geschieht, und im Idealfall entsteht eine Speise, die wichtige Kriterien erfüllt. Sie wird frisch zubereitet. Aus regionalen Produkten, das hilft den Bauern und trägt zur Pflege der Almwiesen bei. Anders schaut es aus, wenn die Butter aus Irland kommt. Nichts gegen die Iren, aber man kann die Globalisierung auch übertreiben. Schlussendlich wird dem Butterbrot eine Eigenschaft zugesprochen, die erstrebenswert ist: Wir hätten es doch alle gern, wenn wir im Falle des Hinunterfallens stets auf die Butterseite fallen würden.
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