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Ärger mit der Verpackung, dreiste Werbeversprechen waren die aufreger zur Wahl der KONSUM-Ente des Jahres 2020
Ärger mit der Verpackung, dreiste Werbeversprechen waren die aufreger zur Wahl der KONSUM-Ente des Jahres 2020 Bild: Konstantinoudi/VKI

Lebensmittel: KONSUM-Ente - Broccoli aus Ecuador

Die Herkunft von Lebensmitteln, Ärger mit der Verpackung und dreiste Werbeversprechen waren die Aufreger bei der Wahl zur KONSUM-Ente des Jahres 2020. Gewinner des Schmähpreises ist diesmal Iglo.

KonsumENTE 2019 Logo (Bild: VKI)

Auch im Corona-Jahr 2020 war es nicht nur das Virus, das für Verdruss und Aufregung unter den in Österreich lebenden Konsumentinnen und Konsumenten sorgte. Über unsere Plattform Lebensmittel-Check, die wir gemeinsam mit dem für Gesundheit und Konsumentenschutz zuständigen Ministerium seit mehr als zehn Jahren betreiben, gingen im vergangenen Jahr Beschwerden zu Hunderten Lebensmitteln ein – so viele wie nie zuvor.

Überdimensioniert oder irreführend

Wie immer betrifft ein Großteil der Reklamationen die Art und Weise, wie Lebensmittel angeboten werden, etwa überdimensionierte Verpackungen oder irre­führende Werbebotschaften auf der Ver­packung. Zunehmend in den Fokus rückte im vergan­genen Jahr auch die Frage, woher unsere Lebensmittel kommen und inwieweit die Herkunft der Rohstoffe für den Verbraucher auf dem Produkt transparent gemacht wird.

Herkunft immer wichtiger

So kommt es nicht von ungefähr, dass unser Schmähpreis, die KONSUM-Ente des Jahres 2020, an den tief­gekühlten Broccoli der Marke Iglo geht.

Aus den Beschwerden, die uns im ver­gangenen Jahr erreichten, haben wir ins­gesamt zehn Produkte zur Wahl gestellt, die für besonderen Ärger sorgten. An der Abstimmung zwischen dem 6. November 2020 und dem 6. Jänner 2021 beteiligten sich rund 6.000 Konsumentinnen und Konsumenten.

 Konsum-Ente 2020: Welches ist das ärgerlichste Lebensmittel? (Bild: VKI)

Lebensmittel-Check

Fühlen Sie sich durch Aufmachung, Kennzeichnung oder Bewerbung eines Produktes in die Irre geführt? Dann melden Sie es uns auf Lebensmittel-Check: Ärger mit einem Produkt?.

Wir kaufen das ­Produkt ein und überprüfen es auf den von Ihnen angegebenen Mangel. Ist die Beschwerde zutreffend, fordern wir vom Hersteller bzw. Vertreiber eine Stellungnahme an. Diese ver­öffentlichen wir samt Ihrer Beschwerde auf der Lebensmittel-Check-Homepage. Gibt der Anbieter keine Stellungnahme ab, machen wir auch dies transparent.

Iglo Broccoli

Frischer Broccoli wird bei uns in der kalten Jahreszeit meistens aus Spanien oder Italien importiert. Gibt es im Geschäft keinen frischen, greift man schon einmal zu tiefgekühltem, etwa dem von Iglo.

Iglo Broccoli

Dies umso mehr, als der Tiefkühlgigant seine Gemüseprodukte auf der Homepage als "Erntefrisches Gemüse – natürlich aus dem Marchfeld" promotet. Auch direkt auf vielen Iglo-Gemüseprodukten findet sich dieser Herkunftsnachweis.

Auf der Broccolipackung, die ein Konsument erwarb, stand zwar nur "Erntefrisch vom Feld tiefgefroren", doch was liegt näher als die Vermutung, das Feld werde sich wohl in unseren Breiten befinden. Als der Kunde die Verpackung genauer unter die Lupe nahm, las er, dass das Gemüse aus Ecuador stammte. Auch wenn Iglo dieses Produkt formal korrekt ausgezeichnet hat, brachte dies doch so viele Konsumenten auf die Palme, dass es für den Broccoli mit großem Abstand zur KONSUM-Ente 2020 reichte.

Kelly’s Pom-Bären

Im vergangenen Jahr belegte die Firma Kelly mit ihren Chips unangefochten Platz 1. Grund für die Auszeichnung war, dass der Hersteller die Füllmenge des Produktes von einem Tag auf den anderen stillschweigend um über 14 Prozent reduziert hatte, aber die Chips weiter zum gleichen Preis verkaufte.

Kelly’s Pom-Bären

Auch heuer ist Kelly mit seinen Pom-Bären auf dem Stockerl. Mehr als 60 Prozent der Teilnehmer ärgerten sich sehr darüber, dass der Beutel mit der Knabberei nur zur Hälfte gefüllt ist, was man jedoch erst so richtig merkt, nachdem man die Verpackung geöffnet hat. Kommentar der Konsumenten: Mogelpackung!

Rio Mare Thunfisch Natur

Wer eine Dose Thunfisch Natur kauft, geht davon aus, ungewürzten Thunfisch in eigener Lake ohne sonstige Zusätze zu erhalten.

Rio Mare Thunfisch Natur

Das trifft bei vielen Produkten, die mit "Natur" oder "Naturell" werben, auch zu. Nicht so bei Rio Mare Thunfisch Natur. Diesem Produkt sind laut Zutatenliste Sellerie- und Zwiebelaroma zugesetzt. Das hätte sich die Konsumentin nicht erwartet, die uns auf dieses Produkt aufmerksam machte. Mehr als 54 Prozent der Teilnehmer unserer Abstimmung sehen das auch so.

Vollkraft Klare Suppe

Vollkraft Klare Suppe aus kontrolliert biologischem Anbau wirbt auf der Packung mit dem Hinweis "nach Hildegard von Bingen".

Vollkraft Klare Suppe

Laut Packungsaufschrift sind die Suppenwürfel obendrein ohne Hefeextrakt, lactosefrei, glutenfrei und vegan. Das alles könnte möglicherweise noch zu einem von Hildegard von Bingen kreierten Produkt passen. Dass diese Suppe laut Zutatenliste jedoch nicht gerade wenig Palmfett enthält, stößt vielen Konsumenten sauer auf.

Beauty Sweeties

Der zuckerfreie Fruchtgummi ist mit dem Europäischen Vegetarismus- Label als "vegan" gekennzeichnet und lockt mit dem Aufdruck "Natur pur". In kleiner und zarter Schrift findet sich ein wenig verschämt noch ein weiterer Hinweis: "Naschen in Maßen – kann bei übermäßigem Verzehr (ab ca. 5 Häschen) abführend wirken."

Beauty Sweeties

Verärgerte Konsumenten berichteten uns von Beschwerden wie Bauchkrämpfen, Blähungen und Übelkeit, die oft schon nach wenigen schnabulierten Häschen aufgetreten seien. Ursache des Übels sind mehrwertige Alkohole (auch Zuckeralkohole genannt), die weniger Kalorien haben als Zucker und deshalb gern zum Süßen zuckerfreier Produkte verwendet werden.

Ferrero Kinder Bueno

Ferrero Kinder Bueno wird unter anderem in einer Kunststoffhülle angeboten, in der zwei Riegel stecken. Jeder Riegel ist wiederum in eine extra Kunststoffhülle eingeschweißt.

Ferrero Kinder Bueno

Bei einem Kunden sorgte eine derartige Verschwendung von Verpackungsmaterial für Unmut. Fast 50 Prozent der Teilnehmer unserer KONSUM-Enten-Umfrage sehen das genauso.

Danone Topfencreme

Der Aufstieg von Danone Topfencreme in die KONSUM-Enten-Hitparade begann im März vergangenen Jahres. Seit damals wird das Produkt in neu gestaltetem Becher und mit neuer Füllmenge bei gleichem Preis angeboten.

Danone Topfencreme

Müßig zu erwähnen, dass die Verpackungsinnovation auf Kosten des Inhalts ging. Statt 180 sind nur mehr 160 Gramm enthalten. Neue Verpackung, weniger Inhalt, gleicher Preis: Viele ärgerten sich, und auch uns kam das irgendwie bekannt vor.

Spar Natur Bio Pasta

Spar bot im vergangenen Jahr seine Bio-Dinkel-Pasta in einer Verpackung an, die Papier sehr ähnlich war, in Wahrheit jedoch aus einem nicht recycelbaren Kunststoff bestand, der im Restmüll entsorgt werden musste.

Spar Natur Bio Pasta

Davor war das Produkt in einem Plastiksackerl erhältlich gewesen, das recycliert werden konnte. Eine Konsumentin ärgerte sich sehr über diese Form von Greenwashing und mit ihr fast 40 Prozent der Teilnehmer unserer Abstimmung. Anmerkung: Wir haben Spar mit der Beschwerde konfrontiert. Die Handelskette bietet das Produkt inzwischen in Papierverpackung an.

Feldbacher Zwieback

Dafür, dass Feldbacher Zwieback in unserer KONSUM-Enten-Liste auftaucht, ist ausnahmsweise nicht der Hersteller verantwortlich, sondern es sind die Handelsketten.

Feldbacher Zwieback

Etliche Konsumentinnen und Konsumenten regten sich darüber auf, dass der Zwieback als österreichisches Produkt angeboten wird, obwohl er laut Packungsaufschrift in Deutschland hergestellt wird. Bei Merkur war Feldbacher Zwieback am Regal mit einer rot-weiß-roten Fahne und Herkunft A beworben, bei Spar wurde er als regionales Produkt der Steiermark zugeordnet. Als wir bei Rewe und Spar nachfragten, erklärte man uns, dass es sich um einen Fehler in bestimmten Filialen gehandelt habe.

Bresso Lachs-Kren-Aufstrich

Bereits vor 10 Jahren hatten wir den Aufstrich Lachs & Kren von Bresso kritisiert, weil im Becher, auf dem zwei Scheiben Räucherlachs und frisch geriebener Kren abgebildet sind, laut Zutatenliste gerade einmal 4 Prozent Lachs enthalten waren.

Bresso Lachs-Kren-Aufstrich

Im vergangenen Jahr setzte es erneut Konsumentenbeschwerden, weil der Lachsgehalt im Produkt nur 2,5 Prozent ausmachte. Das sei im Frischkäse kaum zu schmecken und in Wahrheit eine Mogelpackung, meinte ein Konsument. Unser Bericht aus dem Jahr 2010 hatte also nicht etwa dazu geführt, dass der Lachsanteil im Produkt erhöht wurde, vielmehr steckt nun noch weniger Fisch im Aufstrich.

VKI-Tipps

- Herkunftsangaben: Lassen Sie sich weder von der Aufmachung eines Produktes täuschen noch von der Auszeichnung am Regal. Eine rot-weiß-rote Optik bedeutet noch lange nicht, dass die Ware zu 100 Prozent österreichischen Ursprungs ist.

- Mogelpackungen: Durch Kippen oder Schütteln des Produktes lässt sich zwar nicht immer, aber doch oft erkennen, wie viel Inhalt und wie viel Luft in der Verpackung steckt.

- Optische Gestaltung: Verlassen Sie sich nicht darauf, wie ein Produkt beworben wird, bzw. auf das, was auf der Verpackung abgebildet ist. Darüber, woraus ein Produkt genau besteht, gibt nur die Zutatenliste verlässlich Aufschluss.

- Tradition: Hinweise wie „traditionell hergestellt“ oder „wie von Oma“ sind nicht geschützt. Lesen Sie die Packungsaufschrift deshalb vollständig und genau durch. Nur dann erfahren Sie, woraus sich das Produkt zusammensetzt und ob tatsächlich nur traditionelle Zutaten verwendet wurden.

- Ohne Zuckerzusatz: Der Aufdruck wird von Herstellern gern verwendet, weil er suggeriert, dass ein Produkt kalorienärmer oder gesünder ist. Doch der Verzicht auf Zucker wird häufig durch andere süßende Zutaten wie Konzentrate, Süßstoffe oder Zuckeraustauschstoffe kompensiert, die ein Produkt nicht unbedingt besser, leichter oder gesünder machen. Auch hier gibt nur die Zutatenliste Aufschluss. Je weiter vorn da eine Zutat steht, umso mehr davon ist im Produkt verarbeitet.

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