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Wasseraufbereitung - In Österreich weitgehend unnötig

, aktualisiert am

Der durch­schnittliche österreichische Haushalt ­bezieht exzellentes Trinkwasser aus dem Wasserhahn. Trotzdem bietet der Handel un- zählige Produkte für eine Wasseraufbereitung an. Die meisten sind nicht zu empfehlen.

Bild: sebra / Shutterstock.com

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Und diese Aussage ist die Grundlage vieler Verkaufsargumente für verschiedenste Produkte, die unser Trinkwasser verbessern sollen. Die wenigsten sind aber notwendig oder erwiesenermaßen wirksam.

Wir versuchen, klar aufzuzeigen, welche Wasseraufbereiter funktionieren und welche sich auf nicht Belegbares berufen. Dazu bieten wir Antworten auf Fragen, die einerseits Kunden eines regionalen Wasserversorgers betreffen und andererseits Haushalte mit Brunnenwasser. Außerdem stellen wir Produkte vor, die sich auf nicht belegte Wirkungsweisen berufen.

Vorsicht mit Filtern

Filter jeglicher Art, das betrifft auch Tischkannenfilter, müssen regelmäßig gewartet bzw. getauscht werden. Geschieht das nicht, können die Risiken schnell den Nutzen übersteigen. Das Hauptproblem dabei ist ein mögliches Bakterienwachstum. So kann harmloses Nitrat in giftiges Nitrit umgewandelt werden. Am besten gegen Verkeimung scheinen Filter mit Silber zu funktionieren, die allerdings auch regelmäßig heiß gespült werden müssen. Das hat eine Untersuchung der AK-Steiermark ergeben (Tischwasserfilter: Gut gegen Blei, schlecht gegen Kalk und Keime)

Welches Wasser trinken wir?

Wir kennen Wasser als chemische Verbindung aus den Bestandteilen Wasserstoff und (halb so vielen Atomen) Sauerstoff. H2O in dieser ­reinen Form ist ungenießbar und wir haben es nie zur Verfügung. Unser Wasser enthält zusätzlich gelöste Anteile von Salzen, Gasen und organischen Verbindungen.

Folgende Wasseraufbereitungsmethoden werden in unserem Artikel behandelt:

  • Aktivkohlefilter
  • Mechanische Filter
  • Tischkannenfilter
  • Umkehrosmose-Anlagen
  • Chlortabletten 
  • UV-Lampen
  • Ionentauscher-Anlage (Wasserenthärter) 
  • Wasserbelebung mit Wassercluster 
  • Berührungslose Übertragung von Information (z.B. Grander Wasser, Edelsteine in Glasphiolen)
  • Direkte Energetisierung durch Steine
  • Verwirbelung
  • Magnete, Magnetfelder
  • Keramik mit Effektiven Mikroorganismen (EM)
  • (Positive) Affirmation
  • Wasser-Ionisierer (z.B. zur Herstellung von Kangen-Wasser)
  • Leitfähigkeitsmessungen

Mein Wasser liefert ein regionaler Versorger

Muss ich mich um eine Wasseraufbereitung kümmern?

Im Regelfall nicht.

Aber mein Wasser riecht und schmeckt manchmal nach Chlor.

Chlorverbindungen werden dem Wasser zugesetzt, um es von Bakterien und anderen Mikroorganismen zu befreien. Gerade in den Sommermonaten und bei längeren Leitungswegen kann dies als Gesundheitsschutz nötig sein. Die in Österreich gesetzlich geregelten Einsatzmengen garantieren, dass in den Haushalten unbedenkliche Mengen an freiem Chlor ankommen. Aufbereitet werden muss das Wasser daher nicht. Wer sich wirklich gestört fühlt, kann in der Küche zu Tischkannen mit Aktivkohlefiltern greifen (siehe "Vorsicht mit Filtern" auf Seite 1).

Ich habe hartes Wasser. Ist das ein Problem?

Aus gesundheitlicher Sicht ist hartes Wasser nicht schlechter als weiches. Hartes Wasser schmeckt vielen sogar besser.

Für Geräte und Leitungen können ab 21 °dH Maßnahmen zur Wasserenthärtung notwendig werden.

Was bedeutet °dH?

Mit °dH ("Grad deutscher Härte") wird die Wasserhärte definiert. Sie sagt aus, wie viel an kalkbildenden Mineralstoffen im Wasser ist. Bis 8,5 °dH gilt Wasser als weich, bis 14 °dH als mittel und darüber als hart.

Was kann ich gegen verkalkende Geräte und Leitungen tun?

In kaltem Wasser gibt es keinen Kalk, er ist noch in Kalzium- und Magnesium-Ionen getrennt. Erst wenn Wasser über 60 bis 65 °C erhitzt wird oder auftrocknet, entsteht Kalk.

Sie können Kalkablagerungen in der Warmwassertherme vorbeugen, indem Sie den Boiler auf ca. 60 bis 65 °C einstellen. Reicht das nicht, kann bei über 21 °dH eine Ionentauscher-Anlage (Wasserenthärter) Abhilfe schaffen. Die Kapazität eines Ionentauschers ist jedoch irgendwann erschöpft. Diese Produkte müssen also regelmäßig getauscht oder regeneriert werden und erzeugen daher immer Folgekosten. Werden die Wartungsintervalle nicht eingehalten, ist das Produkt nicht nur wirkungslos, sondern aufgrund des möglichen Bakterienwachstums auch eine Risikoquelle. Ionentauscher werden auch in Form von Tischkannenfiltern vertrieben (siehe "Vorsicht mit Filtern" auf Seite 1).

Kalk in der Kaffeemaschine oder im Wasserkocher entfernt man durch gelegentliches Entkalken. Wer ihn ganz vermeiden will, kann auch zu aufbereitetem Wasser aus einem Tischkannenfilter greifen, nötig ist das aber nicht (siehe "Vorsicht mit Filtern" auf Seite 1).

Zum Schutz des Heizstabes der Waschmaschine verwenden Sie in Regionen mit über 21 °dH gelegentlich – nicht bei jeder Wäsche – einen Enthärter.

Um die optimale Waschleistung für Ihre Wäsche zu erreichen, dosieren Sie Waschmittel der Wasserhärte entsprechend wie auf der Verpackung angegeben. Härteres Wasser benötigt für dieselbe Reinigungsleistung mehr Waschmittel. Zu weiches Wasser wiederum hat eine geringe Schwemmleistung – Tenside und Waschmittelrückstände werden unzureichend aus der Wäsche entfernt.

Das gelegentliche Entkalken bei hohen Härtegraden gilt auch für den Geschirrspüler. Achten Sie auch darauf, dass immer genug Regeneriersalz eingefüllt ist. Besser ist es, Salz, Spülmittel und Klarspüler einzeln zu dosieren, statt „Multitabs“ zu verwenden.

Oberflächliche Kalkablagerungen, wie in Badezimmer oder Küche, lassen sich am einfachsten durch Abtrocknen der Flächen verhindern. Eine Wasseraufbereitung ist nicht nötig.

Ist das Wasser nach dem langen Weg in der Leitung nicht schon tot?

Die Vorstellung, dass Wasser "tot" oder "lebendig" sein könne, hält sich in esoterischen Kreisen hartnäckig. Bei sogenannter Wasserbelebung sollen Wassercluster ("mit Information beladene Teile des Wassers") verschiedene gesundheitliche Vorteile bringen. Aber: Eine Sekunde dividiert durch eine Billion – in etwa so kurz haltbar sind Cluster von Wassermolekülen. Daher werden Cluster in der Wissenschaft als theoretische Zustandsbeschreibung verwendet, nachweisbar und messbar sind sie nicht.

Mein Trinkwasser kommt aus einem eigenen Brunnen

Das Wasser schmeckt gut und sieht auch so aus. Soll ich es trotzdem testen lassen?

Wenn Sie Trinkwasser aus einem eigenen Brunnen oder Gemeinschaftsbrunnen beziehen, ist es ratsam, das Wasser regelmäßig untersuchen zu lassen. Beim ersten Mal kann ein Prüflabor, das die Berechtigung für Tests gemäß der Trinkwasserverordnung hat, hilfreich sein. Eine Volluntersuchung auf alle Parameter ist sicher nicht bei jedem Hausbrunnen nötig. Der mögliche Schadstoffgehalt hängt von der Lage des Brunnens und von dessen Ausführung ab, allgemeingültige Ratschläge sind nicht möglich. Sie können in Erfahrung bringen, ob es im Umfeld große landwirtschaftlich genutzte Flächen gibt, durch die eventuell Pestizide oder Nitrate eingetragen werden – auch die private Nutzung von Pestiziden in Gartensiedlungen ist nicht zu unterschätzen. Je nach Boden kann das Trinkwasser auch mit Schwermetallen oder Uran belastet sein. Größte Beachtung sollte die potenzielle Belastung von Brunnenwasser mit Bakterien finden – Brunnen und Rohrleitungen müssen so konstruiert sein, dass keine Verschmutzung mit Abwasser möglich ist. Auch Starkregen darf keinen negativen Einfluss haben.

In meinem Brunnenwasser ist Sand. Ist das gefährlich?

Kleine feste Teile wie Kies oder Sand bieten aufgrund ihrer porösen Oberfläche eine optimale Wachstumsumgebung für Bakterien. Deshalb sind hier mechanische Filter notwendig. Vorgeschriebene Reinigungs- und Tauschintervalle sind penibel einzuhalten (siehe "Vorsicht mit Filtern" auf Seite 1).

Mein Brunnenwasser ist sehr hart. Was kann ich dagegen tun?

Siehe Antworten im vorigen Abschnitt "Mein Wasser liefert ein regionaler Versorger".

Was kann ich gegen Schwermetalle, Nitrate oder Pestizide im Brunnenwasser tun?

Eine Möglichkeit sind Aktivkohlefilter. Diese Filter halten Schwermetalle oder organische Moleküle wie Pestizide zurück. Diese Filter helfen auch gegen Chlorgeschmack im Wasser. Aktivkohlefilter werden in den seltensten Fällen alleine verarbeitet. Meist sind sie Teil einer komplexeren Anlage oder eines Tischkannenfilters (siehe "Vorsicht mit Filtern" auf Seite 1). In Kombination mit einem Ionentauscher wird auch Nitrat entfernt.

Vor Verwendung des Brunnenwassers kann auch ein Tischkannenfilter eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Produkte, die unterschiedliche Elemente beinhalten: z.B. Filter, die nur mit einem Ionentauscher ausgestattet sind, um die Wasserhärte herabzusetzen; aber auch Produkte, die zusätzlich Aktivkohlefilter und Silber-Ionen beinhalten. Tests der deutschen Stiftung Warentest (5/2015) und der AK Steiermark (7/2019) ergaben, dass Tischkannenfilter zwar zu Beginn ihrer Lebensdauer die ausgelobte Funktion zumindest teilweise erfüllen, im Laufe der Anwendung die Wirkung jedoch kontinuierlich abnimmt und im Gegenzug teils massives Bakterienwachstum einsetzt. Nur Filter, die Silber-Ionen ans Wasser abgeben und regelmäßig mit heißem Wasser gespült werden, sind vor Bakterienwachstum geschützt.

Die umfassendste Reinigung schaffen in diesem Fall Umkehrosmose-Anlagen, die Umkehrosmose-Wasser (UOW) erzeugen. Bei diesem Aufbereitungsverfahren wird das Wasser durch eine sehr feine Membran gedrückt. Dabei bleiben so gut wie alle Inhaltstoffe zurück. Nicht nur unerwünschte Schadstoffe werden aus dem Wasser entfernt, sondern auch Kalzium oder Magnesium. Das so produzierte Wasser ist dadurch aggressiv gegen die Wasserleitungen und auch nicht zum Genuss geeignet. Es muss daher mit nicht gefiltertem Wasser vermischt werden. Beim UOW fällt viel Abwasser an und die Membranen neigen dazu, mit Bakterien zuzuwachsen. Die Anschaffung einer solchen Anlage und deren laufender Betrieb mit Wartung und Membrantausch ist teuer. Außerdem erhöhen sich Wasserverbrauch und Abwasserkosten. Eine UOW-Anlage ist sehr selten angebracht und nur als letzter Ausweg zu sehen.

Bei Verdacht auf Schwermetalle sollte zuerst getestet werden, ob tatsächlich das Wasser belastet ist oder ob die Verunreinigung aus den Rohren stammen kann und diese getauscht werden sollten.

Was hilft bei Fäkalkeimen?

Gegen Fäkalkeime wie gegen Bakterien generell hilft jeder Filter mit geringer Porengröße, diese sollte zumindest unter 1 Mikrometer (µm) liegen. Umkehrosmose-Membranen sind so feinporig, dass definitiv keine Bakterien durchkommen. Bei den anderen oben genannten Filtern kommt es auf die Ausführung an.

Chlortabletten sind eine weitere Möglichkeit – und schwer zu dosieren. Sie sind eher bei Bedarf im Urlaub geeignet, aber keine Dauerlösung für daheim.

Als weitere Alternative werden UV-Lampen angeboten. Sie zerstören Bakterien und Viren und können somit zur Aufbereitung von verkeimtem Wasser dienen. Das funktioniert allerdings nur, wenn das Wasser nicht trüb ist. Eine UV-Anlage muss immer Teil eines gesamten Aufreinigungskonzeptes sein und ist in den allerwenigsten Fällen für Haushalte sinnvoll.

Placebo-Effekte

Dass die oben angeführten Produkte und Verfahren funktionieren, ist wissenschaftlich bewiesen. Es gibt aber unzählige, deren Wirkungsweise bisher nicht belegt ist. Das heißt nicht, dass sie keine Verbesserung in irgendeinem Sinn erreichen können: Einbildung, Placebo-Effekt, Glaube und positive Gedanken und Gefühle können tatsächlich Veränderungen bewirken. Fakt ist aber auch, dass mit nicht Beweisbarem viel Geld gemacht wird. Problematisch wird es spätestens dann, wenn solche Produkte zu gesundheitlichen Risiken führen.

Wirkungsweisen, die bisher nicht bewiesen werden konnten

Berührungslose Übertragung von Information (z.B. Grander Wasser, Edelsteine in Glasphiolen)

Bei der Erzeugung von Grander-Wasser z.B.wird das Wasser in der Leitung an einem Behälter mit "besonderem" Wasser vorbeigeleitet, das Informationen abgibt. Dadurch soll sich das Leitungswasser verändern. Eigenschaften dieses "besonderen" Wassers und deren "Übertragung" sind nicht wissenschaftlich belegbar.

Alternativ werden in Glasröhren eingeschlossene Steine ins Wasser getaucht. Dadurch sollen die in den Steinen enthaltenen Energien an das Wasser abgegeben werden.

Direkte Energetisierung durch Steine

Beim sogenannten Steinwasser sollen in einem mit Wasser gefüllten Krug unterschiedlichste Mineralien das Wasser nach einer gewissen Zeit beleben. Typische Steine dafür sind Amethyst, Rosenquarz oder Bergkristall. Aus der wissenschaftlichen Medizin fehlt für die Wirksamkeit jeglicher Beleg. Allerdings kann das Wasser im offenen Krug mit der Zeit durch Schmutz und Bakterien verkeimen. Zusätzlich können Mücken und Fliegen ihre Eier im Wasser ablegen.

Verwirbelung

Hier soll das Wasser lebendiger oder revitalisiert werden, indem es durch Windungen fließt. Fakt ist, dass nicht nur Verwirbler in der oder am Ende der Wasserleitung die Art der Strömung beeinflussen, sondern auch z.B. Oberflächenbeschaffenheit, Krümmungen oder Durchschnitts-Änderungen des Rohres, so wie es in jedem Wasserhahn der Fall ist.

Magnete, Magnetfelder

Magnete, die an der Wasserleitung montiert werden, sollen laut diversen Anbietern das gestörte natürliche Erdmagnetfeld wiederherstellen und so Ordnung im Wasser erzeugen und als natürliche Kraft auf das Wasser wirken. Nur: Das Magnetfeld der Erde wirkt sowieso immer und auf alles. Auch technisch erzeugte Magnetfelder wirken auf das Wasser in der Leitung ein. Verwendet man z.B. einen Pürierstab direkt neben dem Wasserhahn, erzeugt man ein künstliches Magnetfeld, das größer ist als jedes natürliche der Erde. Das heißt, solche künstlichen Magnetfelder übertreffen jenes schwache, das durch am Wasserrohr angebrachte Magnetprodukte erzeugt wird.

Darüber hinaus werden Magnete gegen Kalkablagerungen in Leitungen und Geräten angeboten. Tests der Stiftung Warentest konnten keine Wirkung feststellen.

Keramik mit Effektiven Mikroorganismen (EM)

Kleine Keramik-Elemente, in die nicht näher genannte Mikroorganismen eingebrannt sind, sollen die Trinkwasserqualität verbessern; u.a., indem die Wassercluster verkleinert werden – genaue Angaben zu den Mechanismen werden nicht gemacht. Beim Brennen von Keramik werden aber alle Mikroorganismen durch die hohen Temperaturen zerstört und könnten gar keine Wirkung mehr ausüben.

Laut verschiedenen Anbietern muss Wasser, das durch Chemikalien oder lange Leitungswege belastet ist, aufbereitet und belebt werden – mit der EM-Keramik. Beim Einbau von EM-Keramikelementen in die Hausleitungen soll zusätzlich die "Struktur" des Kalks verändert und somit eine Ablagerung an den Rohren verhindert werden. Diese Behauptung kann nicht stimmen, denn im Kaltwasser gibt es keinen Kalk.

(Positive) Affirmation

Die am weitesten verbreitete Form dieser Art der Wasserbehandlung ist das "positive Besprechen" nach Masaru Emoto. Er "behandelte" Wasser mit mündlichen oder schriftlichen positiven Botschaften. Damit soll das Wasser aufbauende Auswirkungen auf Menschen haben. Ähnliches sollen Glaskrüge bewirken, die besonders schön, dem goldenen Schnitt nachempfunden oder mit der Blume des Lebens bzw. mit Lebensbäumen versehen sind. Darin enthaltene Getränke sollen verbessert werden und teilweise sogar den Raum, in dem die Kanne steht, positiv beeinflussen. Ein Einfluss auf die Wasserqualität ist nicht nachweisbar. Fakt ist allerdings, dass Affirmationen einen positiven Effekt auf die Psyche und das allgemeine Wohlbefinden haben können.

Wasser-Ionisierer (z.B. zur Herstellung von Kangen-Wasser)

Das Prinzip der Wasser-Ionisierer funktioniert, die angebliche Wirkungsweise des so behandelten Wassers ist allerdings nicht wissenschaftlich belegbar. Wasser-Ionisierer bewirken mithilfe von Strom eine Wanderung der enthaltenen Ionen. Mithilfe von Membranen werden „ionisiertes“ Wasser mit höherem pH-Wert als 7 (basisches Wasser) und Wasser mit niedrigerem pH-Wert als 7 (saures Wasser) in Kammern getrennt. Es gibt aber auch Ionisierer, die mit einem Ionentauscher arbeiten und so Wasser mit einem höheren pH-Wert erzeugen.

Laut diversen Herstellern soll basisches Wasser getrunken werden, weil es u.a. in den Zellen besser aufgenommen werden kann (warum das nicht stimmen kann, siehe Leitfähigkeitsmessung). Zusätzlich soll es besser entschlacken. Wobei mit "Schlacken" eine wissenschaftlich nicht nachweisbare Ansammlung von "Abfallstoffen" im Körper gemeint ist – weil es sie aber nicht gibt, können sie gar nicht entfernt werden. Darüber hinaus soll basisches Wasser auch der Übersäuerung des Körpers entgegenwirken. Eine chronische Übersäuerung ist jedoch die Folge einer Krankheit – die muss behandelt werden, nicht das Symptom Übersäuerung. Bei gesunden Menschen ist zudem eine Zufuhr von basischem Wasser nicht nötig. Dazu kommt, dass der pH-Wert sehr leicht veränderbar ist: Zunächst gelangt Trinkwasser ja in den Magen mit seinem sauren Milieu. Dort wird also das basische Wasser erst einmal neutralisiert und der Effekt des Ionisierens geht sofort verloren. Wird hingegen übermäßig viel basisches Wasser getrunken, kann das den pH-Wert der Magensäfte so beeinflussen, dass der Körper noch mehr Magensäure produziert. Verdauungsprobleme und Sodbrennen können u.a. die Folge sein.

Allgemein kann gesagt werden: Komplexe Wechselwirkungen innerhalb des Körpers wie das kompliziert aufgebaute Säure-Basen-Gleichgewicht werden zu sehr vereinfacht dargestellt. Es ist weder der ganze Körper sauer, noch ist der ganze Körper basisch. Der pH-Wert ist nicht einfach durch das Trinken von speziellen Wässern oder die Einnahme von bestimmten Stoffen beeinflussbar.

Leitfähigkeitsmessungen

Oft soll die Notwendigkeit von Wasserbelebungsanlagen durch eine Leitfähigkeitsmessung aufgezeigt werden. Die elektrische Leitfähigkeit informiert über den Gehalt leitender Stoffe im Wasser. Ein "hoher" Wert bedeutet hier automatisch "schlechtes" Wasser. Diese Messung klärt aber nicht, ob im Wasser willkommene Elemente wie Magnesium oder Kalzium sind (hartes Wasser wäre demnach immer schlechter als weiches) oder zu vermeidende Metalle wie Blei oder Kupfer.

Im Internet findet sich auch die Behauptung, dass Wasser je nach Leifähigkeit besser oder schlechter von den Zellen aufgenommen werden kann. Allerdings strömt Wasser nicht einfach als Gemisch, wie wir es trinken, in die Zellen ein, sondern die enthaltenen Wassermoleküle werden ohne die ebenfalls enthaltenen anderen Stoffe von speziellen Proteinen transportiert. Zusätzlich muss man bedenken, dass Wasser nach dem Trinken im Mund, in der Speiseröhre und spätestens im Magen mit allen möglichen anderen Stoffen gemischt wird – die ursprüngliche Leitfähigkeit des Wassers spielt da keine Rolle mehr.

Oftmals werden Studien zitiert, die besagen, dass Menschen eher krank werden oder früher sterben, wenn sie in Gebieten mit Wasser mit hoher Leitfähigkeit leben. Diese Aussage entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Logik. Denn die Sterblichkeitsrate eines Bevölkerungsteils lässt sich nicht auf einen einzelnen Faktor reduzieren. Eine Korrelation von Faktoren (hohe Leitfähigkeit des Trinkwassers – hohe Sterberate) bedeutet noch lange keinen kausalen Zusammenhang.

Fazit: Die meisten österreichischen Haushalte haben sehr gutes Trinkwasser. Wird das Wasser von einem zentralen Wasserversorgungsunternehmen bezogen, ist eine Behandlung in der Regel weder erforderlich noch zu empfehlen. Kommt das Wasser aus dem eigenen Brunnen, sollte es zunächst untersucht werden. Bei Bedarf sollte gezielt nur das vorhandene Problem gelöst werden. Von nicht notwendigen Methoden raten wir ab, weil das Risiko einer Verschlechterung des Wassers besteht.

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Leserreaktionen

Gesundheitsprobleme

Ihr Artikel hat mich sehr interessiert, weil ich mit Wasseraufbereitungsanlagen einige Erfahrungen habe. Ich lachte mir schon in den 80ern eine dieser damals erst kürzlich auf dem Markt erschienenen Ionenaustauscheranlagen an. Nach ca. 14 Tagen stellte ich fest, dass es mir nicht gut ging. Die Luft blieb mir gleich einmal bei der geringsten Anstrengung weg, und mein Kreislauf „spielte Ramona”. Der Arzt konnte nichts finden. Das ging zirka 2 Monate so.

Dann las ich – ich glaube, es war ein KONSUMENT-Heft – einen Artikel über Ionenaustauscheranlagen zur Wasserentkalkung, und dass es offenbar noch gar nicht erwiesen sei, ob sich diese Anlagen nicht auf die Gesundheit auswirkten. Da ging bei mir der sprichwörtliche Kronleuchter auf, denn die Ionenaustauscheranlage tauscht das Kalzium-Ion gegen ein Natrium-Ion, sodass sich der Kalk in Soda verwandelt und für die Rohrleitungen nicht mehr gefährlich ist. Durch diesen Vorgang wird aber das Wasser mit Natrium angereichert, was bei mir die Kreislaufprobleme verursachte.

Nach dem Stillsetzen der Anlage erholte ich mich nach 2 bis 3 Tagen wieder, so als ob nie etwas gewesen wäre. Daraufhin teilte ich die Wasserzuleitung auf und führte nur noch den Strang für den Boiler über die Austauscheranlage. Das Kaltwasser, das man ja trinkt und zur Speisenzubereitung verwendet, war somit nicht mehr betroffen. Zum Schluss wäre noch anzumerken, dass meine Familienmitglieder damals keine Probleme hatten, mir jedoch hat der erhöhte Natriumanteil auf die Gesundheit geschlagen.

Hannes Partsch
E-Mail
(aus KONSUMENT 11/2019)

Was ist mit Radioaktivität?

Ich bin in der glücklichen Lage, in Salzburg über eine öffentliche Wasserversorgung mit sehr gutem Trinkwasser zu verfügen. Doch alles ist immer nur so gut, wie es durch Gesetze vorgegeben überwacht werden muss. Ihr hervorragender umfassender Artikel gibt einen tiefen, für Laien verständlichen Einblick.

Unser Wasser ist aber durch die massive Umweltbelastung zunehmend kontaminiert und es ist fraglich, ob die natürliche Filterwirkung von Bergen und Böden in Zukunft noch ausreichen wird. Jedenfalls ist zu befürchten, dass bei einem Verkauf unserer Wasservorräte die Kontrollen unkontrollierbar werden. Es würde mich interessieren, ob und wie oft das Trinkwasser auf radioaktive Belastungen geprüft wird. Herzlichen Dank wie immer für Ihre redaktionelle Mühe und Sorgfalt.

User "Neutor"
(aus KONSUMENT 10/2019)

Die Vermeidung der Verschmutzung unserer Gewässer hat in Österreich zum Glück hohe Priorität. Bevor eine Wasserquelle zur Trinkwasserbereitstellung herangezogen werden darf, muss die Radioaktivität des Wassers bestimmt werden. Da sich die Radioaktivität im Trinkwasser nur dann ändert, wenn gravierende Änderungen auftreten (entweder durch Verwendung einer anderen Quelle oder durch äußere Einflüsse), müssen die Messungen nur einmalig durchgeführt werden. Sofern Änderungen an der Wasserversorgungsanlage, die eine relevante Erhöhung der Radioaktivität bewirken können, vorgenommen werden, müssen die Messungen erneut durchgeführt werden.

Diese und andere Vorschriften für unser Trinkwasser können Sie im Lebensmittelbuch nachlesen Österreichisches Lebensmittelbuch - Trinkwasser. Gute Informationen zum Thema Trinkwasser (auch hinsichtlich Radioaktivität) finden Sie weiters auf den Websites den Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus) und der AGES (AGES - Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit).

Die Redaktion

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