Die elektronische Post zählt zu den wichtigsten schriftlichen Kommunikationsmitteln. Um ihre Sicherheit ist es allerdings in mehrfacher Hinsicht schlecht bestellt.
Es beginnt damit, dass Sie bei einer herkömmlichen E-Mail nie sicher sein können, dass sie den Adressaten erreicht. Das Anfordern einer Lese- oder Übermittlungsbestätigung ist nicht überall möglich und auch nur dann hilfreich, wenn der Empfänger die Rückmeldung zulässt bzw. der Server des Mailproviders diese Services überhaupt unterstützt.
Spam-Filter und "eingeschriebene" E-Mails
Die an sich sinnvollen Spam-Filter (Junk-Mail-Filter) können sich als Falle erweisen und eine anhand der vordefinierten Kriterien falsch eingestufte E-Mail "schlucken". Zum Teil geschieht dies bereits anbieterseitig online. Oder das Postfach des Empfängers ist voll und die E-Mail kann nicht zugestellt werden. Ob in diesem Fall eine Fehlermeldung zurückkommt (meist "Mailer Daemon" oder "Delivery Status Notification"), ist gleichfalls serverabhängig.
"Eingeschriebene" E-Mails mit elektronischem Rückschein, wie es sie etwa bei GMX (kostenpflichtig) oder Directbox (kostenlos) als Zusatzleistungen gibt, bieten zumindest etwas mehr Gewissheit über den Verbleib der versandten Mails. Ob das Gegenüber die Nachrichten tatsächlich liest, ist eine andere Geschichte.
Wo E-Mails überall im Klartext aufliegen
Womit wir beim eigentlichen Thema sind: Es kann auch niemand von uns nachvollziehen, ob die Nachricht wirklich nur vom Empfänger gelesen wird. Die von GMX vor einiger Zeit groß beworbenen verschlüsselten Übertragungswege sind eigentlich eine Selbstverständlichkeit und waren bei den meisten Anbietern schon davor Standard.
Dies ändert nichts an den drei bis vier Schwachstellen: der Computer des Absenders, der Server des Mailproviders, häufig der Server eines weiteren Providers sowie der Computer des Empfängers. Überall dort liegen die E-Mails im Klartext vor, vergleichbar einer Postkarte.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung direkt am Computer ist eine Lösung. Sie ist etwas umständlich einzurichten, aber es existieren brauchbare Anleitungen dazu (z.B.: E-Mails: Verschlüsselung mit S/MIME 9/2014). Alternativ gibt es die Möglichkeit, bestimmte Webmaildienste verschlüsselt zu nutzen (siehe z.B. www.mailvelope.com).
Das ist aber alles sinnlos, wenn man keinen Zweiten hat, der es mithilfe derselben Technik ebenfalls tut und somit die Mails auch wieder lesbar machen kann. In gewisser Weise ist die Situation ähnlich wie bei den Smartphone-Messengern: Millionen von Nutzern setzten aus Bequemlichkeit seit jeher auf WhatsApp, obwohl dieser Dienst erst seit April 2016 vollständig verschlüsselt.
Dieser Artikel entstand im Rahmen der „Action 670702 – ECC-NET AT FPA“, für welche das Europäische Verbraucherzentrum Österreich Förderungen aus den Mitteln des Verbraucherprogramms der Europäischen Union (2014–2020) erhält.