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Internet-Einkauf - Grenzenlose Shoppingfreude?

In einer Untersuchung der Europäischen Verbraucherzentren klappte etwa jede dritte Bestellung nicht.

Einkaufen im Internet boomt. Zumindest, wenn man der TV-Werbung, den Berichten mancher Lifestyle-Gazetten und den euphorischen Zukunftsprognosen einschlägiger Leistungsanbieter glauben mag. Doch genau das sollte man so uneingeschränkt wohl besser nicht.

EU-weite Studie

Denn eine in allen EU-Mitgliedsstaaten von den dortigen Europäischen Verbraucherzentren durchgeführte Erhebung zum Thema E-Commerce (elektronischer Handel) zwischen Handel und Endverbraucher brachte Ergebnisse, die nicht gerade zu Jubel Anlass geben. Von 114 grenzüberschreitenden Einkaufsversuchen verliefen nur 65 Einkaufstouren ohne Beanstandung. In allen anderen Fällen gab es Probleme mit der Lieferung, Berechnung oder Bestätigung.

Zahlreiche Beanstandungen

Soll man nun vom grenzüberschreitenden Onlineshopping besser die Finger lassen?
Wir meinen: nicht generell. Denn damit würden Sie sich zahlreicher grundsätzlich vorhandener Vorteile begeben, welche diese Form des Einkaufs bietet.

 

Bequemer und schneller?

Vor allem die Zeitersparnis kann beim Onlineshopping erheblich sein. Selbst bei vermeintlichen „Standardprodukten“, wie etwa Software. Ein Beispiel aus der Praxis: die allseits bekannte Betriebssystemsoftware „Windows XP Home Edition“, die wir vor kurzem per herkömmlichem Einkauf zu erstehen trachteten. Der Besuch in den Filialen dreier namhafter Handelsketten blieb ohne Erfolg – „nicht lagernd“ und „Lieferzeit ungewiss“ lauteten die Auskünfte. Beim vierten Händler gab es zwar ein Exemplar, aber zu einem weit überhöhten Preis, wie uns schien. Aufwand: zweieinhalb Stunden kreuz und quer durch Wien, Ergebnis negativ, Frust perfekt.

Ein Blick in die diversen Onlineshopping-Portale – wie etwa www.geizhals.at – hätte in ein paar Minuten gezeigt: Mehr als zwei Drittel der dort gelisteten Händler hatten zum Erhebungszeitpunkt diesen wohl ganz und gar nicht exotischen Softwareartikel schlichtweg nicht lagernd. Wozu dann also „auf gut Glück“ durch die Gegend fahren? Hier hat Onlineshopping seine Berechtigung. Zumal noch etwas anderes überdeutlich wurde:

Sparen durch Preisvergleiche!

Während der günstigste österreichische Anbieter 93 Euro für dieses Standardprodukt verlangt, hätte der teuerste gerne mehr als das Doppelte dafür (188,39 Euro). Die Spanne wird noch größer, sobald man nicht nur die heimischen, sondern grenzüberschreitend die europäischen Anbieter zum Preisvergleich heranzieht: Für 80,90 Euro bietet der billigste deutsche Vertreiber die „Windows XP Home Edition“ an, 297,55 Euro (!) wünscht sich hingegen sein teuerster Landsmann.
Solche Unterschiede gibt es aber nicht nur zwischen verschiedenen Firmen, sondern sogar zwischen den Standorten eines Anbieters.

Österreichischer Händler teurer

Auch dafür ein aktuelles Beispiel: Auf den Schreibtisch flattert uns ein Prospekt von „Conrad“, einem der bekanntesten und größten Anbieter von Elektronik und Technik in Europa. Als „Top-Seller“ findet sich dort eine „InkSaver“ genannte Software, die eine Einsparung von bis zu 75 Prozent bei den (meist erheblichen) Kosten für Druckpatronen für Tintenstrahl-Drucker verspricht. Interessant! Ein Blick auf die Website www.conrad.at bestätigt: pro Lizenz 45,50 Euro. Doch die Änderung von nur zwei Buchstaben – und zwar auf www.conrad.de – zeigt: Dort kostet dasselbe Produkt lediglich 29,99 Euro pro Lizenz, die heimische Niederlassung ist also um 50 Prozent teurer (plus Versandkosten von je rund 5 Euro). Schon für ein kleines Unternehmen, das vielleicht zehn Lizenzen benötigt, summiert sich diese Differenz schnell zum Wert eines neuen Inkjet-Druckers und würde selbst höhere Versandkosten spielend wettmachen…

 

Beim Hersteller kaufen

Dem preisbewussten Konsumenten mag angesichts solcher Differenzen im Handel – und sogar innerhalb einer Handelskette – eine noch bessere Idee kommen: warum nicht direkt beim Hersteller bestellen? Da spart man sich doch die Spannen von Groß- und Einzelhandel, der Preis müsste also unschlagbar sein. Richtig, ist er in unserem Beispiel auch. Aber in die „falsche“ Richtung: Wer dasselbe Softwareprodukt direkt im Onlineshop des in Kanada beheimateten Herstellers (www.inksaver.com) bestellen wollte, würde statt rund 35 Euro für eine Einzellizenz (inklusive Versandkosten) satte 66 Euro bezahlen!

Billiger - oder auch nicht

Fazit: Onlineshopping – ob national oder grenzüberschreitend – kann deutlich günstiger sein, ist es aber nicht automatisch. Es kommt immer auf den konkreten Fall an – und vor allem darauf, ob Sie es mit einem seriösen Anbieter zu tun haben. Wie Sie „schwarze Schafe“ erkennen, erfahren Sie im Kasten.

So erkennen Sie „Schwarze Schafe“

  • AGB beachten. Die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ gehören sicher nicht zur spannendsten Lektüre für den Internet-Surfer. Ihr Fehlen (13 Prozent in der Untersuchung) oder eine versteckte Platzierung ist Indiz dafür, dass der Anbieter etwas zu verbergen hat.
  • Rückgaberecht. Dafür gibt es europaweite Mindeststandards. In Österreich zum Beispiel kann Ware innerhalb von (nur) sieben Werktagen nach Erhalt retourniert werden. Fehlt der Hinweis auf diese Möglichkeit, verlängert sich die Frist automatisch auf drei Monate. Nur 16 von 57 Anbietern, an die zu Testzwecken Ware retourniert wurde, hatten über das Rückgaberecht informiert. Und nur 21 der 57 Verkäufer erstatteten tatsächlich alle Kosten, wie es das Gesetz vorsieht.
  • Zahlungsmodalitäten und Gesamtkosten. Akzeptabel sind Sendungen per Nachnahme oder auf Rechnung, allenfalls noch mit Kreditkarte oder Lastschrift. Wo Vorauskasse verlangt wird – Finger weg. Dies ist allenfalls bei Online-Auktionen üblich, die sind aber eine andere Geschichte („Konsument“ wird demnächst ausführlich darüber berichten). Deutlich müssen auch bereits
    vor Absenden der Bestellung die Gesamtkosten ausgewiesen werden (also Ware plus Versandkosten und Porto). Einige Shops im Test machten dazu überhaupt keine Angaben!
  • Lieferzeiten. Angaben wie „ab Lager“ oder „lieferbar“ sind zu schwammig. Der „Europameister“ im Test ließ sich mit der Lieferung 40 Tage Zeit ab Abbuchung vom Kreditkartenkonto. Noch ein Rekord: ein T-shirt aus Österreich, das erst 67 Tage nach Bestellung in Luxemburg einlangte. Es muss deshalb heißen: „Versand innerhalb von 2 Tagen“ – oder eine vergleichbare, eindeutige Angabe.
  • Tipp: Erfahrungen anderer berücksichtigen. Viele Web-Einkaufsportale bieten den Kunden die Möglichkeit der Bewertung von dort vertretenen Webshops. Es ist ratsam, diese Erfahrungen unbedingt zu beachten und nach Abwicklung des Geschäfts möglichst auch selbst dort sein Urteil abzugeben. Eine gute Bewertung von mehreren tausend Webshops findet sich unter www.e-rating.at.

Ihre Rechte beim Online-Shopping

  • Mehr Schutz im EU-Raum. Innerhalb der EU gelten einheitliche Regeln.
    Bei Einkäufen außerhalb der EU sollten Sie vorsichtiger sein. Hier können Sie Schwierigkeiten haben, Ihr Recht durchzusetzen.
  • Informationen. Der Verkäufer muss Ihnen rechtzeitig vor Vertragsabschluss seine Identität und eine genaue Beschreibungen der Produkte, sowie die Preise und Lieferkosten mitteilen. Spätestens bei der Lieferung der Waren muss er über das Widerrufsrecht, Kontakt bei Reklamationen, Kundendienst  und Garantiebedingungen informieren.
  • Widerrufsrecht.  Beim Kauf im Internet gibt es innerhalb der EU ein Widerrufsrecht (ohne Angabe von Gründen) ! Wurden Sie vorschriftsgemäß informiert, beträgt die Frist dafür sieben Werktage, ansonsten drei Monate ab Eingang der Waren. Kein Rücktrittsrecht gibt es u.a. bei eigens angefertigten oder entsiegelten Produkten sowie bei Zeitschriften. 
  • Ausnahmen. Diese Regeln gelten für einige Bereiche nicht: etwa Online-Versteigerungen, Lebensmittel, Pauschalreisen oder Flug-/Bahn- und sonstige Tickets.

Infos, Rat und Hilfe

Wenn Sie bei grenzüberschreitenden Geschäften Probleme haben, wenden Sie sich am besten an die Europäische Verbraucherberatung im VKI.

Europa-Hotline: Tel. 0810 810 225
E-Mail: europainfo@vki.or.at
Postanschrift: Mariahilfer Straße 81, 1061 Wien

Weitere Ergebnisse der europaweiten Untersuchung stehen als Download auf www.europakonsument.at zur Verfügung. Die Untersuchung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Verbraucherzentren, die von der Europäischen Kommission (Generaldirektion für Gesundheit und Verbraucherschutz) finanziell unterstützt werden.

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