Herbstzeit ist Kastaniensammelzeit und zugleich eine tolle Motivation für alle Kinder spazieren zu gehen. Jeder schnappt ein Körberl und auf geht’s zur Kastaniensammelchallenge. Wie immer bei Kindern ist alles ein Wettkampf. Wer hat die meisten, die schönsten, die größten...
Währenddessen überlegen wir uns was wir nicht alles aus den schönen braunen Kugeln machen können: der klassische Kastanienigel, ein Kastanienmännchen, eine Spinne mit Zahnstochern ist auch noch schnell gemacht oder ein wacklige Giraffe, ein paar Kastanien als Deko, das war‘s.
Am Ende stellen wir jedes Jahr fest, dass wir v.a. reichlich Zahnstocher für unsere Basteleien benötigen und gar nicht so viele Kastanien. Die sind dann im Überfluss vorhanden und landen verschimmelt im Biomüll.
Heuer wollten wir schlauer sein und da fiel mir meine Freundin Brigit ein. Sie macht aus Kastanien nämlich etwas Sinnvolles. Und zwar Waschmittel. Wie sie das so macht und wie ihre Erfahrungen damit sind, hat sie mir netterweise in einem kurzen Erfahrungsbericht geschildert, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
Kastanien - Gut für die Umwelt und schonend für’s Geldbörsel
Vor gut drei Jahren stach mir auf einem Blog ein Beitrag ins Auge: „Waschen mit Kastanien.“ Aha, Kastanien? Hört sich spannend an… Nachdem ich schon länger auf der Suche nach umweltschonenden und nicht zuletzt kostengünstigen Alternativen zu herkömmlichen Wasch- und Putzmitteln war, beschloss ich einen Versuch zu wagen.
Gesagt, getan. Ich machte mich auf zu Schritt eins: Kastanien sammeln.
Wie es der Zufall wollte, waren die ersten Kastanien reif, man musste sie nur mehr nach Hause bringen. Zum Glück bekam ich reichlich Unterstützung von meinen beiden Kindern, die begeisterte Kastaniensammler sind! Im Endeffekt hatten wir drei große Säcke beisammen und schleppten sie heimwärts.
Weiter mit Schritt zwei: die Verarbeitung.
Ich hielt mich an die Anleitung im Blog: zehn frische Kastanien zerteilen, mit warmem Wasser aufgießen und über Nacht stehen lassen, damit sich die Saponine lösen können. Danach wird die fertige Waschlauge abgeseiht, auf Wunsch mit ätherischen Ölen versetzt und kann schon in die Waschmaschine wandern.
Nun gut, aus einem spontanen Waschgang wird dann wohl nichts… Es braucht ein wenig Vorlaufzeit und Planung. Der erste Waschgang hielt was er versprach, die Wäsche war sauber und duftete angenehm und dezent nach Lavendel, dem Öl meiner Wahl. Ich war begeistert und beschloss den Versuch auf das ganze Jahr auszuweiten.
Wie können die Kastanien aber haltbar gemacht werden?
Auch dafür gab es eine Anleitung: die Kastanien werden zerkleinert, eventuell in einer Küchenmaschine, getrocknet und bei Bedarf wieder mit Wasser angesetzt. Hört sich nach Arbeit an, ist es auch. Anfangs war ich noch optimistisch, die Zerkleinerung im Standmixer in wenigen Minuten erledigt zu haben. Ich schmiss die ganzen Kastanien hinein, startete den Mixer und wurde prompt enttäuscht: das Gerät war komplett überfordert. Gut, dann füllte ich nur mehr die Hälfte an, aber auch da blieb das Messer ständig in den Kastanien stecken, der Motor überhitzte. Nach zwei Durchgängen mit vielen ungewollten Pausen, beging mein Standmixer schlussendlich Selbstmord und musste seine letzte Reise zum Recyclinghof antreten.
Noch wollte ich mich aber nicht geschlagen geben, denn die Idee vom Waschen mit Kastanien hatte mich begeistert. Also musste ein neuer Mixer her – von wegen „kostengünstige“ Art zu waschen! Jetzt war ich aber schlauer und halbierte bzw. viertelte die Kastanien händisch mit dem Messer, bevor ich den Mixer maximal bis zur Hälfte füllte. Die Zerkleinerung erfolgte problemlos. Um die Kastanien zu trocknen, funktionierte ich unser kleines Trampolin im Keller um. Ich verteilte die Kastanienstückchen darauf, wendete sie regelmäßig und nach wenigen Tagen waren sie staubtrocken. Daraufhin wanderten sie in alte Keksdosen, um dort auf den weiteren Gebrauch zu warten.
Leider konnte ich aus Platzgründen nicht alle Kastanien auf einmal verarbeiten, wodurch ein Großteil der gesammelten in den Säcken schimmelig wurde. Mittlerweile habe ich auch hier dazu gelernt und sammle nur mehr in kleinen Mengen, bis ich wieder Platz zum Trocknen habe.
Von dem trockenen „Kastaniengranulat“ fülle ich jeweils rund drei Esslöffel in ein großes Glas mit etwa 300 ml lauwarmem Wasser. Da sich die Saponine hier schneller lösen, reicht eine Wartezeit von 30 Minuten, danach wird das Granulat mittels Sieb entfernt und im Biomüll oder am Kompost entsorgt. Ich verwende als Zusatz meistens Lavendelöl, je nach Lust und Laune aber auch andere Düfte. 3-4 Tropfen sind für einen Waschgang ausreichend. Der Duft ist sehr dezent und verflüchtigt sich auch rascher, als bei chemischen Mitteln, was mich persönlich aber nicht stört.
Die Wäsche wird bei uns genauso sauber wie bei herkömmlichen Waschmitteln. Lediglich Gras- und Obstflecken behandle ich mit Gallseife vor, die bekam ich aber noch mit keinem Waschmittel heraus. Zu Handtüchern und Bettwäsche gebe ich noch gerne einen Löffel Waschsoda zur Wäsche. Anstatt eines Wasserenthärters verwende ich einen Schuss Essig. Bis zur nächsten Kastaniensaison komme ich in der Regel mit zwei großen Keksdosen „Kastaniengranulat“ gut aus.
Mein Fazit
Mein Fazit ist ein durchwegs sehr positives, auch wenn ich meine Startschwierigkeiten hatte. Das Waschen mit Kastanien ist zwar mit etwas Arbeit und Planung verbunden, die Schonung der Umwelt und der Geldbörse machen das aber wieder wett.
Also lesen, staunen, probieren Sie und lassen Sie uns an Ihren Erfahrungen teilhaben!
Ich wünsch Ihnen gutes Gelingen und viel Erfolg und spätestens nächsten Herbst lesen wir uns wieder mit Ihrer Berichterstattung aus der Waschküche!
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