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Eine Tube Sonnencreme auf gelbem Hintergrund.
Titandioxid wird nicht nur in Lebensmitteln (weißer Farbstoff), sondern auch in Kosmetika (UV-Filter) verwendet. Bild: MK studio/Shutterstock

Titandioxid in Sonnenschutzmitteln

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Die Neubewertung als Lebensmittelzusatzstoff wirft auch Fragen zur sicheren Verwendung in Kosmetika auf.

Warum der mineralische UV-Filter nun in aller Munde ist

Im Mai 2021 hat die Sicherheitsbewertung der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA von Titandioxid Konsument*innen verunsichert. Meine Kollegin Birgit Beck hat darüber berichtet und auch schon erwähnt, dass dieser Stoff nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Kosmetika verwendet wird.

Titandioxid als Farbstoff in Kosmetika

Titandioxid wird in der EU Kosmetikrichtlinie mehrmals erwähnt. Zum einen findet es sich als weißer Farbstoff in der Liste der zugelassenen Farbstoffe, zum anderen darf es als UV-Filter eingesetzt werden. Als UV-Filter ist Titandioxid auch in seiner Nanoform zugelassen.

Am häufigsten findet man Titandioxid in Cremen, die strahlend weiß sind, wie zum Beispiel Zahnpasten; aber auch in Gesichtscremen und Bodylotions wird es eingesetzt. Als Farbstoff ist Titandioxid auch aus der dekorativen Kosmetik (Make-up, Lidschatten, Lippenstift & Co.) nicht wegzudenken. Bereits im März 2020 haben wir bei unserem Test von Lippenstiften darüber berichtet, dass in diesen Produkten Titandioxid nicht unumstritten ist. Eben wegen der möglichen krebserregenden Eigenschaften. Schätzungen zufolge verspeist man bei regelmäßiger Verwendung dieser Produkte pro Jahr 4 ganze Stifte. Ob daher nun ein Verbot von Titandioxid für den Einsatz in Lippenpflegeprodukten kommt, bleibt abzuwarten. Denn wie auch bei Lebensmitteln gilt: Die EFSA kann kein Verbot aussprechen.

Titandioxid als UV-Filter

Zinkoxid und Titandioxid (Nano- und Nicht-Nano-Form) sind die einzigen zugelassenen mineralischen UV-Filter. Während den chemischen Filtern seit Langem ein schlechtes Image anhaftet, bewerben gerade Naturkosmetik-Hersteller die mineralischen Filter als natürliche Alternative. Die Debatte um Nanopartikel hat allerdings gezeigt, dass auch natürliche UV-Filter nicht unbedingt harmlos sind.

Was bedeutet nun die neue EFSA-Bewertung von Titandioxid im Zusammenhang mit Sonnenschutzmitteln? Es gilt, hier zwei Aspekte zu betrachten: Zum einen muss klar gesagt werden, dass die Bewertung auf Basis der oralen Aufnahme von Titandioxid und der so möglichen Ansammlung im Körper erfolgte. Zum anderen gibt es über die tatsächliche Aufnahme von Titandioxid über die Haut noch nicht ausreichend Daten, um eine Abschätzung der Gefährlichkeit vornehmen zu können. Solange die Sonnenmilch am Körper und nicht im Mund landet, ist fraglich, ob die Ergebnisse der EFSA-Bewertung auch für Sonnenschutzmittel gelten.

Titandioxid in der Umwelt

Titandioxid zeigt eine geringe Toxizität bei Wasserorganismen. Die Daten, die derzeit der europäischen Chemikalienbehörde vorliegen, deuten nicht darauf hin, dass es sich im Gewebe der Tiere ansammelt. Da es sich um einen mineralischen Stoff handelt, müssen keine Überlegungen zur biologischen Abbaubarkeit angestellt werden. Aus diesen Gründen ist Titandioxid (auch in seiner Nano-Form) aus heutiger Sicht vergleichsweise umweltfreundlicher als viele der chemischen UV-Filter.

Sonnenschutzmittel schützen vor Hautkrebs

Fakt ist, dass ein funktionierender UV-Filter unsere Haut vor Schäden schützt, die zu Hautkrebs führen können. Sonnenschutzmittel sind aufgrund dieser wichtigen Funktion daher meiner Meinung nach anders zu beurteilen als andere Kosmetika. Während ich bei Seife, Shampoo oder Mascara wirklich nur Produkte kaufe, bei denen ich zu 100 % mit der Liste der Inhaltsstoffe zufrieden bin, bin ich beim UV-Schutz bereit, Kompromisse einzugehen.

Die Schutzfunktion ist mir einfach das wichtigste Auswahlkriterium und überwiegt in diesem Fall für mich die potentiellen Gefahren. Aus diesem Grund warte ich auch immer besonders gespannt auf die Ergebnisse unseres Sonnenschutzmittel-Tests. In unserer Tabelle zeigen wir immer klar, welches Produkt welche UV-Filter, Konservierungsstoffe oder Parfum enthält. So kann sich jede*r selbst ein Bild machen und das Produkt wählen, das den persönlichen Ansprüchen am nächsten kommt.

Sonnenschutzmittel als Arzneimittel

In den USA sind Sonnenschutzmittel übrigens von der FDA regulierte rezeptfreie Arzneimittel. Ich finde, das beschreibt die Funktion der Produkte sehr gut.

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