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Hände, Papierflieger, Glühbirne
Bild: JO DUBLE/Shutterstock

Reaktionen auf meinen Veggie-Selbstversuch

BLOG

ÖKO.LOGISCH

Nachdem ich zuletzt darüber berichtet hatte, für einen Monat kein Fleisch zu essen, ist einiges an „Fanpost“ in meinem Postfach gelandet. 

Manches davon hat mir nicht so gut ­gefallen. Weder im Ton noch inhaltlich. Darauf möchte ich aber nicht weiter eingehen. Denn es trudelten insbesondere auch zwei Zuschriften ein, die mich berührt, mich bestärkt haben. Mir war schnell klar, dass ich die beiden Erfahrungsberichte redaktionell bearbeitet hier präsentieren möchte – als Quelle der Inspiration.

Apropos Inspiration: Ich habe den von meiner 5-jährigen Tochter inspirierten Vegetarier-Selbstversuch ausgedehnt. Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich schon im 3. Monat Veggie.

Großmutter mit Enkelin
Franziska Horny mit Enkelin Leonie. Bild: Beigestellt

Franziska Horny

... aus Scharnitz (Tirol) schreibt mir: „Meine Geschichte über die vegane Ernährung fängt an mit einer Reise nach Thailand.“ Allerdings nicht von Frau Horny selbst, sondern von ­ihrem Enkelkind Leonie. „Zurückgekehrt war Leonie so schockiert über die Tierhaltung, dass Fleischessen für sie nicht mehr infrage kam.“ 

Leonie vertiefte sich in die Materie und zeigte Frau Horny und dem Rest der Familie auf, wie schlimm es um die Haltung von Nutztieren bestellt ist – nicht nur in Thailand, sondern auf der ganzen Welt. „Wo ist der ethische Unterschied zwischen einem Hund, einer Katze oder einer Kuh, Kalb usw.? Haben sie nicht das gleiche Recht zu leben, ohne das unsagbare Leid in den Ställen und Schlachthäusern?“

„Dankbar“ blickt Frau Horny auf ihre Nahrungsumstellung zurück: „Ich bin gesund und fühle mich wohl, auch nach über fünf Jahren veganer Ernährung.“ Überdies sei es inzwischen kein großes Problem mehr, sich auch auswärts vegan zu ernähren. Das Angebot nehme stetig zu. „Im Supermarkt stehen die veganen Zutaten meist genau neben den ‚traditionellen‘. So ist es gar nicht schwer, die vegane Alternative zu wählen“, schreibt Frau Horny. 

„Die jungen Menschen machen es uns vor und leisten so einen wichtigen Beitrag für eine gute Alternative ohne Fleisch.“ Natürlich sei ihr bewusst, dass auch bei den veganen Angeboten die gelisteten Inhaltsstoffe zu kontrollieren sind. 

Manchmal sieht sie sich aber mit Vorurteilen konfrontiert, zum Beispiel hinsichtlich vermeintlicher Mangelerscheinungen. Frau Horny wirft das nicht aus der Bahn: „Durch Einlesen in die verschiedenen Themen kann man schnell feststellen, dass all diese Bedenken aufgelöst werden können. Und einer gesunden, nahrhaften, köstlichen, veganen Ernährung nichts im Wege steht.“

Abschließend schreibt Frau Horny: „Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit ­habe, Menschen zum Nachdenken bzw. Ausprobieren anzuregen, und ich freue mich über weitere vegan-freundliche Berichterstattung in KONSUMENT.“

Älterer Herr lächelt freundlich
Friedrich Schwarzkopf Bild: Beigestellt

Friedrich Schwarzkopf

Parallelen zeigt die Geschichte von Friedrich Schwarzkopf aus Perch­toldsdorf (NÖ): „Meine Tochter ist im Alter von 12 Jahren aus der Schule gekommen und teilte uns mit: ‚Ich will nicht, dass wegen mir Tiere leiden!‘ Mittlerweile ist sie 29 Jahre alt und seit ­langer Zeit Veganerin.“ 

Bereits damals haben auch Herr Schwarzkopf und seine Frau begonnen, den Fleischkonsum drastisch einzuschränken. Aber ebenjene Tochter ließ offenbar nicht locker und Anfang 20 konnte sie ihre Eltern überzeugen, welch negative (gesundheitliche) Auswirkungen das Essen von Fleisch mit sich bringt. 

Die Folge: „Seit sieben Jahren gibt es bei uns keine Fleischküche mehr. Meine Frau isst kaum noch tierische Produkte, und ich bin Vegetarier auf dem Weg zum Veganer.

Ganz einfach sei es aber nicht, meint Herr Schwarzkopf. Das „Soziale“ habe bisweilen gelitten. Denn Freunde ohne Fleisch zu bewirten sei manchmal schwierig. Schwarzkopf erzählt von „enttäuschten Blicken“. 

Auch in Lokalen finde man fleischlose Gerichte noch zu selten. Das bringe manchmal unangenehme Diskussionen mit sich. Einige Klassiker: „Warum muss im Sauerkraut und in den Linsen Speck enthalten sein? Wieso kostet ein vegetarisches Sushi mehr als eines mit Fisch? Wie kann man sicher sein, dass wirklich vegan gekocht wird?“ 

Trotzdem sei es schön zu bemerken, dass sich zum Beispiel auch traditionelle Heurigenbetriebe immer öfter etwas Fleischloses, bisweilen sogar Veganes einfallen lassen.

Trotz der Widerstände gehe man den Weg unbeirrt weiter. Gerne diskutiere man mit kritischen Freunden über die Hintergründe, „wobei mir persönlich mittlerweile die ethische Komponente am allerwichtigsten ist“, sagt Schwarzkopf. „Viele Menschen sehen weder die fatale Auswirkung des Fleischkonsums auf die Gesundheit noch auf die Umwelt.“ 

Er hat eine Vermutung: „Es ist ­ihnen scheinbar lästig, sich damit aus­einanderzusetzen. Dennoch hoffe ich auf ein starkes Umdenken und eine ­mutige Politik, um diese Trendwende zu schaffen.

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

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