Kitt der Gesellschaft
Rund 3,8 Millionen Österreicher:innen haben sich im Jahr 2021 ehrenamtlich engagiert und dabei rund 470 Millionen Stunden ohne Entlohnung gearbeitet. Diese Zahlen aus einem aktuellen Bericht des Sozialministeriums verdeutlichen, welch wichtigen Stellenwert das Ehrenamt in Österreich hat.
„Gemeinnützige Arbeit macht das bestehende Angebot in Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, Kultur- und Bildungseinrichtungen und vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft erst möglich“, sagt Sozialminister Johannes Rauch im Zuge der Veröffentlichung. Für ihn sei ehrenamtliches Engagement ein Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhalte. Aber nicht nur die Gesellschaft profitiert vom Altruismus bestimmter Menschen – auch für jede:n Einzelne:n kann das freiwillige Mithelfen positive Auswirkungen auf Körper und Geist haben.
Gründe fürs Ehrenamt
Warum sich Menschen für einen Freiwilligenjob entscheiden, kann unterschiedliche Beweggründe haben – von der Förderung der eigenen Karriere bis zu sozialen Bedürfnissen, Verantwortung übernehmen zu wollen. Die Forschung geht davon aus, dass die Motivation eine Kombination aus selbstlosen und egoistischen Gründen ist.
Da man sich meist für eine Tätigkeit entscheiden wird, die einem Spaß macht, stellt der ehrenamtliche Job mehr Freude als Bürde dar, weil man das tut, was einem persönlich wichtig ist. Oft sind die Menschen, denen man durch die Arbeit hilft, dankbar und vermitteln einem das Gefühl, gebraucht zu werden. Das Selbstwertegefühl wird gestärkt.
Zudem kann die freiwillige Arbeit als Ausgleich zum Job dienen, sollte dieser einen nicht vollends erfüllen. Auch wer gerade keinen Job hat oder bereits in Pension ist, findet durch die Mitarbeit in einer ehrenamtlichen Organisation Halt. Durch das entstandene Gemeinschaftsgefühl ist es einfach, neue Leute kennenzulernen – was in anonymen Großstädten oft eine Herausforderung sein kann.
Neue Fähigkeiten erlernen
Egal, ob man sich für das Löschen von Bränden, das Ausmisten an einem Lebenshof oder das Schlichten von Regalen in Sozialmärkten entscheidet – durch die ehrenamtliche Arbeit erweitern sich die eigenen Fähigkeiten und man lernt viel Neues. Wer sich für einen Freiwilligenjob im Ausland entscheidet, lernt zudem neue Kulturen und Sprachen kennen. Aber nicht nur die fachlichen Kompetenzen werden geschult, sondern auch die sozialen. Einige Organisationen bieten ihren Teams auch Trainings zur persönlichen Weiterentwicklung oder Schulungen zum Konfliktmanagement an.
Digitales Ehrenamt
Im Gegensatz zu klassischer Freiwilligenarbeit können Engagierte beim digitalen Ehrenamt örtlich und zeitlich ungebunden arbeiten – benötigen hierfür aber Zugang zum Internet. Eine deutsche Umfrage aus dem Jahr 2021 unter 1.000 Teilnehmenden zeigt, dass sich über 60 Prozent der Befragten vorstellen können, von zu Hause aus einen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten.
Das kann etwa der Newsletterversand für eine Organisation sein, das Aufbauen und Pflegen einer Website oder Halten von Online-Kursen. Ein bekanntes Beispiel für digitales Ehrenamt ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia: Deren Aufbau und Aktualisierungen beruhen rein auf der Arbeit ehrenamtlicher Autor:innen.
Das Richtige finden
Egal ob on- oder offline – die Wahl des Ehrenamtes hängt sehr von den eigenen Interessen ab. Liegt einem Umweltschutz besonders am Herzen oder möchte man sich lieber für Menschenrechte einsetzen? Hat man sich ein Themengebiet ausgewählt, sollte man sich einen zeitlichen Rahmen setzen, in dem man wöchentlich oder monatlich unentgeltlich arbeiten möchte. Dann beginnt auch schon die Recherche.
Die Servicestelle für freiwilliges Engagement in Österreich bietet Interessierten unter freiwillig-engagiert.at Beratung und vernetzt sie mit dem Freiwilligen-Sektor. Manche Organisationen haben auch ihre eigenen Freiwilligenbörsen, so etwa die Caritas oder die Diakonie. Von 19. bis 20. Oktober findet im Rathaus Wien außerdem die Freiwilligenmesse – am 18.10. auch erstmals für Jugendliche – statt, die als Vernetzungstreffen und Informationsquelle dienen kann.
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