DIY- ich stelle mir dir Frage: DI – why?
Warum soll ich mir meine Kosmetik selbst machen? Ich bin begeisterte „Selbermacherin“: Ich stricke seit Jahren meine Socken, Schals, Hauben, Westen selbst, ja sogar mein Brotkörberl ziert ein gestricktes Leinen-Deckerl. Im Hochbeet frieren im Moment meine Radieschen und im Topf davor wächst die Minze für die Mojitos im Sommer. Selbstverständlich bastle ich mit den Kindern im Herbst Kastanienigel und die bunten Plastik-Ostereier, die unsere Blumentöpfe verschönern, haben wir auch selbst marmoriert. Es sollte also keinen wundern, dass auch in meinem Badezimmer so einiges Selbstgemachtes zu finden ist. Dennoch, bei DIY Kosmetik bin ich weniger forsch als sonst. Diese Zurückhaltung liegt unter anderem daran, dass ich mit selbstgemachten Pflegeprodukten mehr Schaden anrichten kann, als mit einem missglückten Bastelexperiment.
Mein Produkt – meine Inhaltsstoffe?
Das Wichtigste an einem Kosmetikprodukt sind für mich die Inhaltsstoffe. Ich denke, ein Grund für den DIY-Boom in der Beauty-Sparte ist, dass man selbst entscheidet, welche Zutaten man verwenden mag. Aber genau hier beginnt meine Skepsis. Woher weiß ich, wie gut meine Rohstoffe wirklich sind? Jeder Kosmetikkonzern hat Verträge mit seinen Rohstofflieferanten, in denen die zu liefernde Qualität festgeschrieben ist, und im Wareneingang wird das auch überprüft - zumindest stichprobenartig. Und auch die fertigen Produkte werden regelmäßig kontrolliert. Auch diese Kontrollmechanismen sind nicht unfehlbar, aber wie kann ich mir daheim sicher sein, dass meine Sheabutter seit dem letzten Bodylotion-Mixen nicht ranzig geworden ist? Woran würde ich erkennen, ob in meiner Cremebasis die Bakterien eingezogen sind? Wenn einmal Bakterien oder Hefen da sind, sind sie gekommen um zu bleiben. So viel ist sicher!
Achtung bei der Dosierung
Ein weiterer Punkt ist die Ungenauigkeit in der Dosierung. Wenn ich zu Hause für mich eine Creme mischen möchte, wünsche ich mir oft die Präzisionswaage aus dem Labor herbei. Meine digitale Küchenwaage ist zwar grammgenau, aber für die Kosmetik-Kocherei ist mir das nicht genug. Kosmetik, welche auf der Haut verbleibt, soll diese ja nicht verletzen. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich eine Zutat richtig dosieren kann, lasse ich lieber die Finger davon. Ein klassisches Beispiel für eine heikle Zutat ist Urea. Bodylotions oder Gesichtscremen aus der Drogerie enthalten bis zu 10 % davon. Bei einem Gehalt von ca. 40 % kann eine Urea-Creme jedoch die Hornhaut auflösen. Wenn ich eine kleine Menge Creme herstellen will, ist es mir daher zu riskant, Urea zu verwenden – mir ist das Risiko der Überdosierung einfach zu hoch.
Meine Herangehensweise für sichere DIY-Kosmetik
Aus diesen Gründen halte ich mich an ein paar „Grundregeln“, wenn ich in die Kosmetik-Küche experimentieren gehe:
- Jedes Experiment beginnt mit gründlicher Recherche. Im Internet nach Rezepten suchen, einzelnen Inhaltsstoffen auf den Grund gehen, Meinungen und Erfahrungen vergleichen – für mich ist das genauso spannend, wie später in der Küche meine Pläne in die Realität umzusetzen!
- Ich verwende nur Zutaten, die hygienisch absolut unbedenklich sind. Wenn ich mir nicht sicher bin, landet es im Mistkübel!
- Ich horte keine Rohstoffe zu Hause. Von verderblichen Zutaten, wie zum Beispiel Ölen, kaufe ich so viel, wie ich auf einmal verbrauchen kann.
- Ich verwende gerne Zutaten, die man auch essen könnte. Lebensmittel werden streng kontrolliert, frisch gekauft kann ich mir ziemlich sicher sein, dass mein Rohstoff in Ordnung ist.
- Bei essbaren Zutaten kaufe ich die Bio-Variante.
- Ich stelle kleine Mengen her, so minimiere ich die Wahrscheinlichkeit, dass meine Experimente verderben, bevor ich sie aufgebraucht habe.
- Ich verwende keine synthetischen Duft-Öle. Es hat einen guten Grund, warum auf gekaufter Kosmetik manche Duftstoffe extra angeführt werden müssen - diese deklarationspflichtigen Duftstoffe können Allergien auslösen. So verlockend manche Kompositionen riechen – Öle für die Duftlampe lasse ich nicht an meine Haut.
- Ätherische Öle verwende ich sparsam. Auch natürliche Öle können Allergien auslösen oder in zu hoher Konzentration die Haut reizen.
- Je weniger Wasser ein Produkt enthält, umso weniger fühlen sich Mikroorganismen wohl. Wasserhaltige Cremen verderben rascher als Lippenpflege auf Fettbasis.
- Die geplante Anwendung ist ausschlaggebend für meine Experimentierfreudigkeit. Wenn ich Lippenpflege herstelle, verwende ich nur essbare Zutaten. Bei Produkten, die wieder abgewaschen werden, muss das nicht sein.
Ich möchte hier noch erwähnen, dass ich unempfindliche Haut habe und unter keinerlei Allergien auf Duftstoffe oder sonstige Bestandteile herkömmlicher Kosmetika leide. Wer das nicht von sich selbst sagen kann, der sollte äußerste Vorsicht beim Selbermischen walten lassen!
Haltbarkeit bei selbstgemachter Kosmetik
Die Haltbarkeit selbstgemachter Kosmetik hängt von ein paar Faktoren ab. Zum einen ist die Haltbarkeit der einzelnen Inhaltstoffe entscheidend. Zum anderen kommt es aber auch auf die Mischung an – lange haltbares Öl plus Emulgator und Wasser ergibt eine deutlich kürzer haltbare Mischung! Und niemals darf die Hygiene bei der Herstellung vernachlässigt werden. Eine saubere Arbeitsfläche, saubere Hände und gereinigte Behälter zur Aufbewahrung garantieren auch kein perfektes Produkt, sind aber das Mindeste, was ich tun kann, um einer Verkeimung vorzubeugen. Ein Produkt ohne Konservierungsstoffe wird aber immer leichter verderben als ein herkömmliches Drogerieprodukt, hier ist also Vorsicht geboten.
Es muss nicht immer 100 % selbstgemacht sein
Ja, ich siede gerne meine eigene Seife. Das ist, wenn man alle Sicherheitsmaßnahmen beachtet, ein tolles Experiment für zu Hause. Es erfordert aber auch gute Vorbereitung, einiges an Rechnerei und vor allem Geduld – verwenden kann man die Seife erst Wochen später. Viel schneller und sicherer sind „halbfertige“ Lösungen. Dafür mische ich ein gekauftes Produkt mit einer neuen Zutat und - voila: ich habe ein einzigartiges Ergebnis! Ganz einfach ist es zum Beispiel, eine Sensitiv-Bodylotion ohne Duftstoffe mit wenigen (!!!) Tropfen ätherischem Öl zu personalisieren. Und da ich schon die Seife erwähnte: mit Glyzerinseife - die es auch auf rein pflanzlicher Basis gibt – kann man selbst zu Hause tolle Seifen herstellen. Und das ganz ohne Natronlauge und Schutzbrille.
Rezept: DIY-Lippenpflege zum Selbstmachen
Nach so viel Theorie kommen wir nun zur Praxis. Wie eingangs erwähnt, möchte ich hier ein einfaches Rezept für selbstgemachte Lippenpflege präsentieren. Ich verwende dafür nur 3 Zutaten: Kokosöl, Bienenwachs und Honig. Das Grundrezept ist denkbar einfach: 1 Teil Bienenwachs plus 2 Teile Kokosöl plus eine Spur Honig. Ich habe diesmal 15g Wachs, 30g Kokosöl und einen Teelöffel Honig verwendet.
Dieses Mischverhältnis liefert ein relativ festes Produkt und ist somit besonders für die Abfüllung in Drehstift-Rohlinge geeignet. Wer es lieber cremiger hat, nimmt einfach etwas mehr Kokosöl.
Auch dieses Experiment beginnt selbstverständlich mit gründlicher Planung vor dem Einkauf: Denn das verwendete Wachs muss für Kosmetikherstellung geeignet sein. Das heißt: nicht einfach die übriggebliebene Christbaumkerze kleinhacken, sondern im Fachhandel einkaufen gehen! Mit ein wenig Recherche im Internet findet man das richtige Geschäft oder den Versandhandel. Bei Kokosöl und Honig vertraue ich meinen Kolleginnen, den Lebensmittelexpertinnen (Birgit Beck, Katrin Mittl-Jobst und Nina Eichberger), und greife selbstverständlich zu unseren Testsiegern. Welche das sind, kann man mit einem KONSUMENT-(Online-)Abo nachlesen. Meine Empfehlung ist, beim Honig nur zu klaren Sorten, die nicht auskristallisiert sind, zu greifen - sonst wird es fast unmöglich, eine homogene Mischung zu erzeugen.
Und so einfach geht’s:
- Bienenwachs im Wasserbad vorsichtig schmelzen – nicht zu heiß werden lassen, sobald das Wachs geschmolzen ist kann weitergearbeitet werden.
- Kokosöl zugeben, rühren bis alles gut geschmolzen und vermischt ist. Nun die Mischung aus dem Wasserbad nehmen.
- Zu guter Letzt den Honig unterrühren und die fertige Mischung in kleine Dosen oder Lippenstift-Rohlinge füllen.
Nach ein paar Stunden bei Raumtemperatur ist die Lippenpflege fertig! Und sollte sich der Stift nicht gut herausdrehen lassen, so hilft ein kurzer Aufenthalt im Tiefkühler.
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