Zum Inhalt
Rechenzentrum
Rechenzentren müssen stetig mit Strom versorgt werden, die Produktionsschwankungen von Wind- und Solarenergie sind problematisch. Wer die benötigte Grundlast bereitstellen kann: Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke. Bild: sdecoret/Shutterstock

Die KI braucht Energie

BLOG

ÖKO.LOGISCH

Rechenzentren sind die „Gehirne“ Künstlicher Intelligenz. Und die verschlingen bereits jetzt Unmengen an Energie.

Seit Anfang vergangenen Jahres ist eine Abkürzung in aller Munde: KI, für Künstliche Intelligenz. In KONSUMENT haben wir das Thema zugegebenermaßen allenfalls gestreift. Beispielsweise, als wir davor gewarnt haben, dass Cyberkriminelle die schier unbegrenzten Möglichkeiten der KI für ihre Zwecke nutzen, ihre Täuschungen durch KI-Anwendungen immer besser und ­lebensnaher werden.

Warum wir über das Thema KI wenig berichtet haben, hat einen recht simplen Grund. Wir maßen uns nicht an, genau zu wissen, wie der KI-Hase läuft. Es gibt unzählige Expert:innen da draußen, die sich unentwegt über die Vor- und Nachteile, über die Chancen und Gefahren von KI äußern. Und – das ist das Absurde – sich nicht nur gegenseitig, sondern ­bisweilen sogar selbst widersprechen.

Wenig Fakten, viele Meinungen

Kurzum, über Künstliche Intelligenz gibt es wenige Fakten, aber viele Meinungen. Wird sie, wie die optimistische Auslegung der Zukunft es nahelegt, der lang ersehnte Produktivitäts-Turbo für die Wirtschaft (der Industrienationen) sein? Krankheiten wie auch den Welthunger besiegen und zudem die Lösung für die Klimakrise bringen? Oder uns alle arbeitslos machen? Oder gar, wie es die pessimistischsten Meinungen nahelegen, das Ende der Menschheit bedeuten? Wir ­wissen es nicht, ich weiß es nicht.

Der Energiehunger ist groß

Da KONSUMENT den Anspruch hat, möglichst fakten­basiert zu berichten, greife ich heute ein KI-Thema auf, das eine solche faktenbasierte Grundlage hat: KI braucht Energie. Und zwar unglaublich viel Energie. 

An dieser Stelle habe ich ­bereits über den Energiehunger von Kryptowährungen wie Bitcoin berichtet. Im Vergleich zur KI ist das ein Lercherl. 

KI-Vorreiter Microsoft hat seine mittelfristigen Nachhaltigkeitsziele vor Kurzem aufgegeben. Die KI-Rechenzentren verschlingen viel zu viel Strom. Bei Google schaut es nicht anders aus. Im aktuellen Strommix verbirgt sich einfach viel zu viel fossile Energie.

In nur vier Jahren werde sich der ­Strombedarf der weltweiten KI-Rechenzentren von derzeit 4,5 Gigawatt vervierfachen, berichtet das Handelsblatt. Das entspreche einer Leistung von fast 14 Atomkraftwerken. 

Globale Energiekrise?

Manche Expert:innen sehen gar eine globale Energiekrise am Horizont, denn die Frage, wie der Energiehunger der KI gestillt werden kann, ist nicht einfach zu beantworten. Sogar die Kernfusion als Heilsbringer wird von gewichtigen Leuten im KI-Universum wieder aus der Mottenkiste geholt.

Faktum ist, dass Rechenzentren stetig mit Strom versorgt werden müssen, die Produktionsschwankungen von Wind- und Solarenergie sind folglich problematisch. Wer die benötigte Grundlast gut bereitstellen kann: Atomkraftwerke und auch Gas- und Kohlekraftwerke. 

Gerade die Betreiber fossiler Kraft­werke stellten sich noch vor zwei, drei Jahren darauf ein, immer weniger Bedeutung im Strommix der Zukunft zu spielen. Jetzt könnte sich das Blatt durch den KI-Boom gewendet haben. Zumindest fürs Erste.

Die Hoffnung

Um zurück zu der eingangs erwähnten Hoffnung zu kommen, KI könne der Schlüssel zur Lösung der Klimakrise sein. Natürlich hat der Einsatz von KI in der Wirtschaft auch das Potenzial, Prozesse zu optimieren und dadurch viel energieeffizienter zu machen. Auch für die optimale Nutzung von Stromflüssen und die Vorhersage von Stromerzeugung braucht es möglichst optimal ausgewertete Daten – das kann KI leisten.

Die Schlüsselfrage bleibt freilich, wie Strom in Zukunft erzeugt wird – und zwar nicht nur für die Elektrifizierung von KI-Rechenzentren, sondern generell. Es bleibt die Hoffnung, dass insbesondere Kohle-, aber auch Atomkraftwerke nur als Übergangslösung zum Stillen des Energiehungers der KI herangezogen werden.

Markus Stingl - Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen
Markus Stingl, Bakk. phil. | Redakteur: Nachhaltigkeit, Finanzthemen Bild: VKI

Im KONSUMENT-Magazin und -Blog schreibe ich über Themen im weiten Feld der Nachhaltigkeit. Die Kolumne nennt sich ÖKO.LOGISCH.

Markus Stingl, Redakteur

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Winterurlaub in Grönland. Echt jetzt? BLOG

Winterurlaub in Grönland. Echt jetzt?

„Kennen Sie Grönland im Winter?“ Diese Betreffzeile eines Reise-Newsletters hat unseren Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl mittelschwer verwirrt. Denn „Grönland“, „Urlaub“ und „Winter“ passen so gar nicht in sein unbedarftes Bild vom hohen Norden. Aber Klimawandel sei Dank ist so eine Reise inzwischen offenbar möglich. Mehr dazu in der aktuellen Öko.Logisch-Kolumne.

Einweg ade! Scheiden tut weh? BLOG

Einweg ade! Scheiden tut weh?

Unser Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl greift in seiner „Öko.Logisch“-Kolumne die Bedenken einer Leserin auf: Sie befürchtet, dass der Einwegpfand, der im Jänner eingeführt wird, sowie die kontinuierliche Erhöhung der Mehrwegquoten zu schleichenden Preiserhöhungen führen werden.

Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es BLOG

Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es

ÖKO.LOGISCH: Wer im Autopilot-Modus unterwegs ist, gestaltet die Zukunft nicht, sondern lässt sie passieren. Es spricht viel dafür, das Lenkrad wieder selbst in die Hand zu nehmen, meint Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl.

Frei wie ein Vogel? BLOG

Frei wie ein Vogel?

Die Lufthansa und alle ihre Töchter, also auch die AUA, werden ab 2025 bei jedem Flug, der in der EU startet, einen „Umweltkostenzuschlag“ einheben. Unser Nachhaltigkeitsredakteur Markus Stingl ist not amused. Welche Kritikpunkte er sieht, lesen Sie im Öko.Logisch-Blogbeitrag.

Die Fairbuds im Schnell-Check BLOG

Die Fairbuds im Schnell-Check

Die Fairbuds von Fairphone sind ein Unikum am Markt. Es sind die ersten In-Ear-Kopfhörer mit austauschbarem Akku.

Genormte Mehrwegflasche: Ein Prost aufs Wiederverwenden BLOG

Genormte Mehrwegflasche: Ein Prost aufs Wiederverwenden

Unser Nachhaltigkeits-Redakteur Markus Stingl vermisst das kleine Bier in der Mehrwegflasche schon lange. Jetzt gib es sie endlich: Eine österreichweite Branchenlösung für 0,33er-Mehrwegflaschen. Lesen Sie mehr im VKI-Blog.

Kommentieren

Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.

Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.

Anmelden

0 Kommentare

Keine Kommentare verfügbar.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang