Seit Anfang vergangenen Jahres ist eine Abkürzung in aller Munde: KI, für Künstliche Intelligenz. In KONSUMENT haben wir das Thema zugegebenermaßen allenfalls gestreift. Beispielsweise, als wir davor gewarnt haben, dass Cyberkriminelle die schier unbegrenzten Möglichkeiten der KI für ihre Zwecke nutzen, ihre Täuschungen durch KI-Anwendungen immer besser und lebensnaher werden.
Warum wir über das Thema KI wenig berichtet haben, hat einen recht simplen Grund. Wir maßen uns nicht an, genau zu wissen, wie der KI-Hase läuft. Es gibt unzählige Expert:innen da draußen, die sich unentwegt über die Vor- und Nachteile, über die Chancen und Gefahren von KI äußern. Und – das ist das Absurde – sich nicht nur gegenseitig, sondern bisweilen sogar selbst widersprechen.
Wenig Fakten, viele Meinungen
Kurzum, über Künstliche Intelligenz gibt es wenige Fakten, aber viele Meinungen. Wird sie, wie die optimistische Auslegung der Zukunft es nahelegt, der lang ersehnte Produktivitäts-Turbo für die Wirtschaft (der Industrienationen) sein? Krankheiten wie auch den Welthunger besiegen und zudem die Lösung für die Klimakrise bringen? Oder uns alle arbeitslos machen? Oder gar, wie es die pessimistischsten Meinungen nahelegen, das Ende der Menschheit bedeuten? Wir wissen es nicht, ich weiß es nicht.
Der Energiehunger ist groß
Da KONSUMENT den Anspruch hat, möglichst faktenbasiert zu berichten, greife ich heute ein KI-Thema auf, das eine solche faktenbasierte Grundlage hat: KI braucht Energie. Und zwar unglaublich viel Energie.
An dieser Stelle habe ich bereits über den Energiehunger von Kryptowährungen wie Bitcoin berichtet. Im Vergleich zur KI ist das ein Lercherl.
KI-Vorreiter Microsoft hat seine mittelfristigen Nachhaltigkeitsziele vor Kurzem aufgegeben. Die KI-Rechenzentren verschlingen viel zu viel Strom. Bei Google schaut es nicht anders aus. Im aktuellen Strommix verbirgt sich einfach viel zu viel fossile Energie.
In nur vier Jahren werde sich der Strombedarf der weltweiten KI-Rechenzentren von derzeit 4,5 Gigawatt vervierfachen, berichtet das Handelsblatt. Das entspreche einer Leistung von fast 14 Atomkraftwerken.
Globale Energiekrise?
Manche Expert:innen sehen gar eine globale Energiekrise am Horizont, denn die Frage, wie der Energiehunger der KI gestillt werden kann, ist nicht einfach zu beantworten. Sogar die Kernfusion als Heilsbringer wird von gewichtigen Leuten im KI-Universum wieder aus der Mottenkiste geholt.
Faktum ist, dass Rechenzentren stetig mit Strom versorgt werden müssen, die Produktionsschwankungen von Wind- und Solarenergie sind folglich problematisch. Wer die benötigte Grundlast gut bereitstellen kann: Atomkraftwerke und auch Gas- und Kohlekraftwerke.
Gerade die Betreiber fossiler Kraftwerke stellten sich noch vor zwei, drei Jahren darauf ein, immer weniger Bedeutung im Strommix der Zukunft zu spielen. Jetzt könnte sich das Blatt durch den KI-Boom gewendet haben. Zumindest fürs Erste.
Die Hoffnung
Um zurück zu der eingangs erwähnten Hoffnung zu kommen, KI könne der Schlüssel zur Lösung der Klimakrise sein. Natürlich hat der Einsatz von KI in der Wirtschaft auch das Potenzial, Prozesse zu optimieren und dadurch viel energieeffizienter zu machen. Auch für die optimale Nutzung von Stromflüssen und die Vorhersage von Stromerzeugung braucht es möglichst optimal ausgewertete Daten – das kann KI leisten.
Die Schlüsselfrage bleibt freilich, wie Strom in Zukunft erzeugt wird – und zwar nicht nur für die Elektrifizierung von KI-Rechenzentren, sondern generell. Es bleibt die Hoffnung, dass insbesondere Kohle-, aber auch Atomkraftwerke nur als Übergangslösung zum Stillen des Energiehungers der KI herangezogen werden.
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