Internetkriminalität ist ein weites Feld, es ist kaum möglich, alle Formen aufzuzählen, in denen sie daherkommt. Im Folgenden schildern wir jene Betrugsmaschen, mit denen man aktuell am häufigsten konfrontiert wird.
Druckaufbau durch Autorität. Per E-Mail, WhatsApp oder SMS kommt von einer (staatlichen) Institution eine Nachricht herein, in der man zu sofortigem Handeln aufgerufen wird. Das kann FinanzOnline sein mit der Aufforderung zur Kontoaktualisierung, um eine Rückzahlung zu erhalten. Das kann eine Bank sein zwecks Datenrichtigstellung, weil sonst die Kontosperre droht. Oder es wird eine Erbschaft, ein Gewinn etc. in Aussicht gestellt, wofür die Bekanntgabe persönlicher Daten (auf einer gefälschten Internetseite) die Voraussetzung ist. Allen gemeinsam ist, dass zeitlicher Druck aufgebaut wird, weil ansonsten ein Anspruch verfällt oder eine unangenehme Situation eintritt.
Angehörige in Not. Was gibt es Schlimmeres als die Benachrichtigung über einen Notfall naher Angehöriger? Die Person hatte angeblich einen Unfall, wurde im Ausland verhaftet oder ausgeraubt; sie braucht jedenfalls dringend Geld, um sich rasch aus der Notlage befreien zu können. Oft wird vorgespiegelt, dass das Smartphone der Betroffenen defekt sei. So wird die fremde Rufnummer erklärt. Dem Opfer soll unter keinen Umständen Zeit gegeben werden, die Sachlage zu überdenken, mit anderen zu besprechen oder etwa durch einen Kontrollanruf bei der bisherigen Rufnummer zu überprüfen. Die Kontaktaufnahme seitens der Kriminellen erfolgt entweder per Textnachricht (z. B. über SMS oder WhatsApp) oder mittels Anruf. Dies ist einer der Fälle, in denen die erwähnte künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Mittlerweile genügen wenige Sekunden Tonaufnahmen von einer Person, um deren Stimme künstlich nachahmen zu können. Nachdem es heute gang und gäbe ist, in sozialen Medien wie Instagram oder Tiktok Videos von sich zu veröffentlichen, können Kriminelle die Aufnahmen beispielsweise dazu nutzen, um den Eltern am Telefon vorzugaukeln, dass die Tochter oder der Sohn anruft und um Hilfe bittet.
Wenn Gier blind macht. Nicht nur die Sorge um Angehörige, auch der Wunsch nach Reichtum und Ansehen kann den Blick auf die Realität trüben. Das erklärt, warum Betrugsmaschen nach dem Muster des „Prinzen aus Nigeria“, der unbekannten Personen die Überweisung einer beträchtlichen Geldsumme verspricht, auch nach bald 30 Jahren noch funktionieren. Eine unerwartete Erbschaft, das Geldgeschenk eines reichen Philanthropen, ein Krypto-Wallet mit hohem Guthaben – all das kann einem bald schon gehören, sofern man bereit ist, nicht nur persönliche Daten bekanntzugeben, sondern vorab eine Gebühr für die „Entsperrung“, die „rechtliche Absicherung“ etc. auf ein ausländisches Konto zu überweisen. Vorschussbetrug nennt man diese Masche. Wenn man bezahlt, bekommt man weder das in Aussicht gestellte Geld, noch sieht man das eigene wieder.
Liebesbetrug. Nicht zuletzt macht auch die Liebe blind. Mithilfe von künstlich erstellten Bildern und gefälschten Profilen werden auf Partnerplattformen und in den sozialen Medien Kontakte geknüpft. Erst wird versucht, eine emotionale Bindung zum Opfer aufzubauen. Danach folgen Geschichten über persönliche Schicksalsschläge, teure, aber notwendige Heilbehandlungen oder Ausgaben, die getätigt werden müssten, obwohl man gerade knapp bei Kasse sei – all das natürlich verbunden mit der Bitte um Geld.
Finanzbetrug. Ob Armin Assinger, Mirjam Weichselbraun, Christoph Grissemann oder Günther Jauch, so wie andere Prominente werden sie für gefälschte Videos missbraucht, die einmal mehr mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Ziemlich glaubhaft sprechen diese Personen darin über das Thema Geldanlage und die Möglichkeiten, schon mit kleinen Beträgen viel Ertrag zu erwirtschaften (siehe auch dazu die Rubrik „Vorsicht, Falle!“). Auch hier kann man letztlich nur draufzahlen, ebenso wie bei Bitcoin-Wallets, die man „zufällig“ auf der Straße findet. Tatsächlich werden sie von Kriminellen gezielt dort platziert. Überprüft man sie online, wird einem ein hohes Guthaben vorgespiegelt. Möchte man sich dieses auszahlen lassen, ist dies nur gegen Vorabzahlung einer Gebühr möglich, mit der letztlich nur die Konten der Kriminellen gefüllt werden.
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