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Ein Smartphone, das in einer Schublade liegt.
Ab in die Schublade! 1 Woche Handyfrei unterwegs zu sein, war durchaus herausfordernd. Bild: Decker/VKI

1 Woche ohne Smartphone

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Zuerst hätte es nur 1 Tag werden sollen, dann entschied ich mich kurzerhand für eine Woche völlig auf‘s Smartphone zu verzichten. Wie es mir als Daueruser damit erging? Teils, teils...

Ich gebe es ungern zu, aber mittlerweile gehöre ich zu den Smombies. Schon mal gehört? Nein? 2015 wurde es in Deutschland sogar zum Jugendwort des Jahres gewählt. Was versteht man darunter? „Smartphone“ und „Zombie“ sind die beiden Begriffe, aus denen sich Smombie zusammensetzt. Durch die Bedienung unseres Smartphones sind wir mittlerweile so stark abgelenkt, speziell auf öffentlichen Straßen, dass wir nicht mehr viel von unserer Umgebung wahrnehmen und wie ein Zombie umherwandeln. Das kann ganz schön gefährlich werden! Bislang *klopf, klopf* ist mir zum Glück noch nichts passiert, wenn ich zu Fuß unterwegs war und auf mein Handy gestarrt habe. In einer riskanten Situation war ich eigentlich auch noch nicht. Mir ist meine Smombie-Funktion durchaus bewusst und ich versuche trotzdem aufmerksam zu sein. Meistens ist es sogar so, dass ich den anderen Smombies, die mir entgegenkommen, ausweiche. Haben sie Kopfhörer auch noch auf, ist es sowieso an mir den Weg frei zu machen.

Ampeln für Smartphone-Nutzer

In einigen europäischen Städten wurden und werden noch immer Ampeln speziell für Smartphone-User getestet. Dabei befindet sich kurz vor der Straßenüberquerung eine Bodenbeleuchtung mittels LEDs, die die Smombies sehen, wenn sie hängenden Kopfes auf ihr Handy schauen. Dadurch sollen Unfälle vermieden werden. Laut Wiener Linien gibt‘s allerdings keine Indizien, dass Unfälle von Fußgängern mit Smartphones zugenommen haben. In Österreich ist daher momentan nicht geplant ein derartiges Ampelsystem zu testen oder gar großflächig zu installieren.

Ich muss sagen, ich finde die Idee allerdings gar nicht so schlecht. Vielleicht greift man sie ja in ein paar Jahren nochmal auf, denn die Fußgänger, die Handys beim Gehen nutzen, werden sicherlich mehr als weniger werden. Dennoch finde ich, sollte man bei den motorisierten aber auch nichtmotorisierten Gefährten noch strikter sein. Smartphonenutzung beim Auto- oder Radfahren gehört härter gestraft (momentan zahlt man 50 Euro) und strikter kontrolliert. Diese Verkehrsteilnehmer stellen meiner Ansicht nach die tatsächliche Gefahr da.

Aber zurück zum Thema: 1 Woche ohne Smartphone. Bis auf einige wenige Ausnahmen (die manche vielleicht als Schummeln bezeichnen würden) habe ich tatsächlich durchgehalten.

7 Tage ohne „Wischhandy“? Ja, ich lebe noch.

Angefangen hat alles damit, dass mir aufgefallen ist, wie oft mein Freund sein Handy den lieben langen Tag in der Hand hat. Es ist das Erste, wenn er aufsteht und das Letzte, wenn er schlafen geht. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir bewusst: Ich bin ja genauso.  Wir verwenden zwar völlig unterschiedliche Apps, sind aber beide smartphonesüchtig. „Das kann es ja nicht sein“, dachte ich mir. „Früher haben wir auch ohne die Dinger überlebt.“ Also schlug ich vor, einen Tag völlig ohne Smartphone auszukommen. Nach kurzem Protest meines Partners einigten wir uns schließlich darauf und legten als Durchführungszeitraum einen Samstag fest.

Der handyfreie Tag rückte näher. Da dachte ich mir, es ist zu einfach, nur das Handy nicht zu benutzen. Und so dehnte ich die Bedingungen kurzerhand aus. Es galt, 24 Stunden keine elektronischen Unterhaltungsmedien zu nutzen. Das inkludierte: TV, Radio, CD-Player, E-Book-Reader, Tablet, Smartphone, Spielekonsolen, Computer, und sonstige Multimedia-Geräte. Da wurde es schon schwieriger…

Es folgen meine kurzen Tagesberichte. Wie gesagt galt am 1. Tag komplettes Multimedia-Verbot und an den folgenden nur noch das Smartphone-Verbot. Wobei mein Freund nur am ersten Tag mit mir mitmachte. Tzzz… Spielverderber.

Tag 1 (Samstag)

Samstag, der einzige Tag in der Woche, wo es für uns einfach möglich war ohne Smartphone & Co. auszukommen. Das galt vor allem deswegen, da wir keinen Wecker stellen und keinen PC etc. bedienen mussten, weil wir nicht in die Arbeit gingen.

Der Tag fing gut an. Um 8 herum wachten wir auf und begaben uns zum Frühstückstisch. An diesem Wochenende besuchten wir meine Eltern und schliefen nicht in unserer Wohnung. Brav wie Mama und Papa nun mal sind, gab es reichlich Gebäck, Wurst und Mehlspeisen zum Verzehren. Auf einmal machte es bei mir Klick… Läuft da nicht der Radio im Hintergrund? „Nein Mama, ich hab euch doch gestern gesagt, wir dürfen heute keinerlei Multimedia-Kontakt haben. Wieso habt’s ihr den Radio laufen?“  Leicht angefressen (bei dem Frühstück im wahrsten Sinne des Wortes) drehte ich den Radio ab. „Na toll, eigentlich können wir gleich abbrechen, oder?“ „Sicher nicht – wir ziehen den Tag jetzt durch!“ Und so ging es weiter – ohne technische Geräte.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mit dem Zug von NÖ nach Wien. Normalerweise kaufen wir uns das Ticket immer mit dem Handy, das ging diesmal natürlich nicht. Also kam der Ticketautomat zum Einsatz – den wir eigentlich streng genommen nicht nutzen hätten dürfen, weil er ein Touch-Display hatte. Da er aber nicht unter „Unterhaltungsmedium“ fällt und es schon lange keinen Personenschalter mehr am Bahnhof gibt, hatten wir keine Wahl. Der nächste Fehlschlag des Tages ereignete sich im Zug, als eine Gruppe Jugendlicher einstieg und lautstark ein Lied aufdrehte. Soviel zum Thema keine Musik. Wobei man über diesen Musikstil als Unterhaltung sowieso streiten kann.

In Wien angekommen gingen wir schnurstracks zum Supermarkt, um unseren Kühlschrank für die kommende Woche aufzufüllen. Man soll es nicht glauben, aber hier kamen die beiden nächsten Fehlschläge. Einerseits als ich Bananen auf die Waage legte und das Touch-Display drücken musste, um den Preiszettel zu erhalten und andererseits als wir zur Selbstbedienungskassa gingen und auch dort via Touch-Display abrechneten. Nun zählen auch diese beiden elektronischen Geräte nicht zur Unterhaltung, aber dennoch wurde mir in diesen Momenten klar, wie sehr mein Alltagsleben bereits von Elektronik dominiert ist. Erschreckend...

Den restlichen Tag verbrachten wir tatsächlich ohne elektronische Mediengeräte. Ich konnte es gar nicht glauben, aber ich habe es zum ersten Mal geschafft meinen Freund zum Puzzle spielen zu überreden. Etwas, das er mit einsatzfähigem Handy niemals gemacht hätte.

Tag 2 (Sonntag)

Für meinen Schatz war es mit dem Morgengrauen überstanden. Er durfte wieder alle Geräte benutzen. Ich wollte angesichts dessen, dass das mit dem Handyverbot am Vortag so gut funktioniert hatte und ich es nicht mal vermisst habe noch 6 weitere Tage drauflegen. Und dann kamen auch schon die ersten Entzugsmomente. Ich habe die Angewohnheit nach dem Frühstücken oder Mittagessen mal eben meinen Facebook-Feed zu checken und zu schauen, was es Neues gibt. Zack! Konnte ich nicht machen. Also saß ich doof nach dem Essen da und starrte in die Luft, während mein Freund seinen Twitter-Kanal durchscrollte. Diese Momente sollte ich noch öfter in dieser Woche zu spüren bekommen.

Tag 3 (Montag)

Der erste Tag im Büro ohne Smartphone. Mein Hauptaufgabenbereich beim VKI ist Social Media. Das meiste davon mache ich natürlich über den Desktop-PC, aber ab und zu erledige ich auch Kleinigkeiten über’s Handy.

  • Bei manchen Facebook-Postings ergänze ich gerne über die Smartphonetastatur Emojis.
  • Für andere Postings mache ich schnell ein Foto mit dem Handy.
  • Bin ich gerade nicht am Arbeitsplatz, schaue ich gelegentlich in den Seitenmanager von Facebook, ob wir eine Nachricht erhalten haben und reagiere gleich darauf.

Das alles konnte ich in dieser Woche nicht machen.

Tag 4 (Dienstag)

Halbzeit geschafft!

Am Dienstag brauchte ich dringend eine Info von einer Freundin. Normalerweise schreibe ich ihr über einen Messenger-Dienst via Smartphone. Das ging natürlich nicht. Anrufen über‘s Festnetz vielleicht? Ich habe ihre Nummer nur in meinem Smartphone gespeichert. Also nope. Pech gehabt, dachte ich zuerst. Dann kam mir die Idee: Warum nicht über den Facebook-Messenger am PC schreiben? Gesagt, getan. Leider kam nach 2 Stunden noch immer keine Antwort, ist meine Freundin doch mittlerweile viel zu selten auf Facebook und nutzt auch die Push-Benachrichtigung nicht. Ich grübelte weiter, wie ich sie erreichen kann. Da fiel mir ein, dass es für den einen Messenger auch eine Desktop-Applikation gibt. Also kontaktierte ich sie darüber. Und siehe da, sie antwortete innerhalb von 2 Minuten.

Jetzt könnte man meinen, ich habe geschummelt. Konnte ich über Facebook und andere Messenger-Dienste Kontakt mit meinen Lieben aufnehmen, was üblicherweise nur über’s Handy praktiziert wird. War das dann überhaupt Abstinenz? Die meisten Apps, die ich sonst tagtäglich verwende, sind besagte Messenger. Nun konnte ich das also auch über den PC. Tja… diesen Luxus habe ich mir gegönnt. Allerdings nur in Ausnahmesituationen die 2x in dieser Woche vorkamen.

Tag 5 (Mittwoch)

Mitte der Woche ist bei uns im VKI Sitzungstag. Und was darf dabei natürlich nicht fehlen? Das Smartphone. Falls Sitzungen mal länger dauern oder gerade nicht so spannend sind, schaue ich gerne mal auf’s Handy und checke meine Nachrichten. Diesmal also nicht. Und ich muss echt gestehen, das Handy ging mir ab!

Tag 6 (Donnerstag)

Der Großteil des Tages verlief gut. Kein einziges Mal musste ich ans Handy denken oder hatte das Gefühl es zu „brauchen“. Bis am Abend schließlich. Denn Donnerstag ist Sporttag.

Mein Freund und ich machten uns wie üblich auf den Weg zum Beachvolleyball. In Spittelau stiegen wir von der U4 in die U6 um – es war kurz nach 17 Uhr, also Rushhour. Schließlich verlor ich ihn bei dem Menschenauflauf aus den Augen. Ich ging unsere übliche Strecke die Stiegen nach oben Richtung U6 und erwartete ihn dort anzutreffen. Leider nein. Ich wartete. Er kam nicht. Eine U-Bahn fuhr vorbei. Ich stieg nicht ein. Ach wie gerne hätte ich da mein Handy gehabt. Eine weitere U-Bahn kam. Er war noch immer nicht in Sicht. Ich fing an mir Sorgen zu machen… Trotzdem stieg ich in die U-Bahn und hoffte ihn bei der Endstation anzutreffen. Auf der Fahrt malte ich mir alle möglichen Szenarien aus, wo er stecken könnte und was passiert hätte sein können. Hatte er wen getroffen und quatschte noch immer in Spittelau? Wurde ihm schwindlig und er ist zusammengebrochen? Wurde er entführt? Oder war er etwa in die falsche U-Bahn-Richtung eingestiegen? Und ich total hilflos ohne Handy.  Schließlich stieg ich in Floridsdorf aus und ging die lange Treppe nach oben. Da stand er und schaute mich mit vorwurfsvollem Blick an „wo warst du denn so lange?“. *Grrrr*  Ich warf ihm alle möglichen Sachen an den Kopf und fragte, wo er denn bitte gesteckt hatte. Er erklärte mir, dass er den anderen Stiegenaufgang zur U6 genommen hatte. Den, der eine Rolltreppe hat *Fauli*, den wir aber noch nie gegangen sind, weil er weiter entfernt ist als der Aufgang, den ich genommen habe. Wie auch immer – im Endeffekt war ich froh, dass nichts passiert war.

Tag 7 (Freitag)

Der letzte Tag. Ich wusste schon gar nicht mehr, was ein Handy überhaupt ist. Nein Scherz.  Allerdings muss ich wirklich sagen, ich habe mein Handy den ganzen Tag über nicht vermisst. Da war ich doch ziemlich erstaunt: Nach nur einer Woche kann man seinen Lebensstil ziemlich ändern und das beinahe völlig ohne Entzugserscheinungen. Sogar während meiner einstündigen Zugfahrt ging mir mein Handy nicht ab. Normalerweise sitze ich die ganze Zeit damit da. So kam ich dazu mal wieder aus dem Fenster zu schauen und die schöne Landschaft zu genießen.

Fazit und Ausblick

Als ich am Samstagmorgen mein Handy wieder aufgedreht habe, hat es sich im ersten Moment komisch angefühlt, das Gerät wieder in den Händen zu halten. Aber schon nach kurzer Zeit bin ich wieder in meine gewohnte Routine zurückgefallen.  Dennoch habe ich mir als Vorsatz genommen weniger oft mit dem Handy zu interagieren. Mal schauen, wie gut ich das umsetzen kann.

Liebe Leser meines Beitrags: Ich kann euch diese Erfahrung nur ans Herz legen. Versucht es auch mal! Speziell für die stark Handyabhängigen unter euch. Ihr wisst gar nicht wie befreiend und schön es sein kann, wenn man nicht ständig erreichbar ist und das Handy bimmelt. Es war eine sehr angenehme Erfahrung für mich. Dennoch kann ich meine persönliche Smartphonenutzung angesichts meines Jobs im Social Media Bereich nur schwer reduzieren. Aber hin und wieder geht es und das ist schon mal ein Anfang.

Was mir in dieser Woche erst so richtig bewusst wurde: Wie sehr ich täglich von Elektronik und Technik umgeben bin. Speziell am ersten Tag, wo ich so gut wie alles Elektronische vermeiden wollte, fiel es mir auf. Beim Personenverkehr, im Lebensmittelhandel, ja sogar wenn man Elektronik bewusst vermeiden will, kann es durch das Einwirken Dritter vermasselt werden. Wenn ich da an die Zukunft denke, graut mir.  Das zeigen mir auch die Blog-Beiträge meines Kollegen Gernot Schönfeldinger immer wieder - die Technik, sie ist ein Spielplatz, dem man nicht entrinnen kann.

Teilt gerne eure Erfahrungen mit mir.

  • Könnt ihr euch ein Leben ohne Smartphone vorstellen?
  • Wie sehr ist das Handy schon Teil eures täglichen Ablaufes?
  • Habt ihr schon mal (gewollt oder ungewollt) eine Zeit lang ohne Smartphone verbracht? Wie war’s?

Neues Smartphone, Tablet, TV-Gerät, ... gefällig? Auf konsument.at haben wir aktuelle Testergebnisse.

Daniela Decker - Expertin: Social Media
Daniela Decker, MA - Expertin: Social Media Bild: VKI

Als Digital Native bin ich beim VKI im Marketing für vieles rund um "Neue Medien" zuständig. Mein Kerngebiet ist Social Media. Ich beschäftige mich auch mit quantitativen Umfragen, Contentmanagement, SEO und diversen Webanalyseinstrumenten. Durch die Vielfalt meiner Tätigkeiten ist jeder Tag abwechslungsreich. I 👍🏼.

Daniela Decker, Digital Media Managerin

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