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Bestattung - Der letzte Weg

Kaum eine Branche ist so diskret wie jene der Bestatter. Konkrete Auskünfte darüber, was ein Begräbnis kostet, sind nach wie vor Mangelware.

Auch wenn sich unsere Welt in rasender Geschwindigkeit verändert: Eine Konstante bleibt, und das ist der Tod. Schon bei unserer Geburt steht fest, dass wir eines Tages sterben werden. Wann genau, das weiß nur der liebe Gott, sofern man an ihn glaubt.

Thema Tod wird tabuisiert

Doch obwohl klar ist, dass jeder Weg einmal zu Ende geht, blenden wir diese Tat­sache meist aus und leben, als gäbe es kein Morgen. Gut, wer jung und gesund ist, muss sich mit seinem Ableben nicht groß beschäftigen. Aber auch wenn die runden Geburtstage mehr werden, ist der Gedanke an den Tod tabu. Selbst bei lebensgefähr­lichen Krankheiten wird mit dem Betroffenen oft bis zum Schluss über alles Mögliche gesprochen, nur nicht über das bevorstehende Ende.

Irgendwann ist kein Gespräch mehr möglich

Sich mit der eigenen Sterblichkeit und der seiner Lieben auseinanderzusetzen, ist keine einfache Übung. Da der Tod in unserem Leben keinen Platz hat, fällt es uns schwer, darüber zu reden. Das gilt für ­Ältere oder Sterbende genauso wie für ihre Angehörigen. Zu groß ist die Furcht, nicht die richtigen Worte zu finden, den anderen zu verstören oder zu verletzen. Irgendwann ist aber kein Gespräch mehr möglich. Und aus Familienmitgliedern werden ­Hinterbliebene, die eine Beerdigung organisieren müssen – oft ohne zu wissen, ­welche Art der Verabschiedung sich der Verstorbene gewünscht hätte.

Erste Entscheidung: Zu welchem Bestatter?

Pro Jahr gibt es in Österreich durchnittlich 80.000 Sterbefälle. Für die, die zurück­bleiben, bedeutet ein Todesfall, dass sie viele traurige Pflichten erledigen müssen, und das innerhalb weniger Tage.

Die erste Entscheidung, die zu treffen ist, lautet: Zu welchem Bestatter gehen wir? Darüber musste man früher nicht nachdenken. Jeder Bestatter war für eine bestimmte ­Region zuständig und hatte damit eine Art Monopolstellung. Seit einer Änderung der Gewerbeordnung 2002 herrscht Wahl­freiheit. Vor allem in größeren Städten gibt es neben den großen gemeindeeigenen Anbietern auch sogenannte freie Bestatter, die um Kunden werben. Im Spannungsfeld zwischen Pietät und Profit sind österreichweit ungefähr 600 Firmen tätig.

Fragebogen verschickt

Trauer und Scham

Dass der letzte Weg teuer kommen kann, ist zwar kein Geheimnis, wird aber vielen erst richtig bewusst, wenn der Zahlschein im Postkasten liegt. Wer einen Bestatter beauftragen muss, trauert. Er hat den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten. In dieser emotionalen Ausnahmesituation beschäftigt sich kaum jemand mit Preisvergleichen von verschiedenen Anbietern, um die Kosten für das Begräbnis zu reduzieren. Vielen kommt es auch pietätlos vor, angesichts eines schweren Verlustes an Geld zu denken. Aus Scham verzichten daher viele darauf, Auskünfte einzuholen. Dazu kommt noch der Zeitdruck.

Fehlende Preistransparenz

Doch selbst wer es schafft, die Sache nüchtern anzugehen, und die Beauftragung eines Bestatters als Geschäftsabwicklung mit vertraglichen Vereinbarungen, Rechten und Pflichten sieht, hat einen schweren Stand. Spätestens wenn es um die Frage geht, was eine Beerdigung in etwa kosten könnte, wird es schwierig. Nach wie vor herrscht große Zurückhaltung, was Preisangaben betrifft. Hier hat sich seit unserer letzten Erhebung in Begräbnis & Grabpflege: Sterbegeldversicherung - Über den Tod hinaus kaum etwas geändert. Nur bei ganz wenigen Bestattern lässt sich auf ihren Homepages nachlesen, was sie für ihre Dienstleistungen verlangen. Andere geben erst auf ausdrückliche Nachfrage Auskunft. Diese fehlende Transparenz hat inzwischen auch die Bundeswettbewerbsbehöde auf den Plan gerufen (siehe Kapitel "Interviews").

85 Bestatter befragt

Wie groß der Unwille ist, sich zu dekla­rieren, überraschte selbst uns. Für einen Report zu den aktuellen Bestattungskosten in Österreich fragten wir bei 85 Unternehmen nach. Bei der Auswahl der Betriebe, die zufällig erfolgte, beschränkten wir uns auf die Haupt- bzw. Statutarstädte. Das heißt, es bekamen z.B.in Oberösterreich nicht nur die Bestatter in Linz Post von uns, sondern auch jene in Steyr und Wels.

Der mit unserer offiziellen Anfrage mitgeschickte Fragebogen war einfach gehalten. Hier einige Beispiele:

  • Welche Art der Bestattung bieten Sie an?
  • Was kostet eine Aufbahrung?
  • Wie viel verrechnen Sie für 100 Parten bzw. 100 Sterbebilder mit Farbfoto?
  • Was kostet ein Trauerredner?

Verschwiegen

Erstaunliches Ergebnis: Der Großteil der Angefragten ignorierte unsere Bitte um Auskunft, und das trotz zusätzlicher Nachfrage. Kein Interesse! Lediglich 23 Firmen, also rund ein Viertel, ließen uns Informationen zu­kommen, indem sie unseren Fragebogen ­zumindest teilweise ausfüllten. Aber selbst hier gab es in Sachen Kosten nur spärliche Informationen. Der Weg zu einer klaren Preis­information ist also noch immer erstaunlich weit und entwickelt sich nur zögerlich. Auf Fragen bekamen wir praktisch immer die­selbe Antwort: "Jedes Begräbnis ist indivi­duell. Eine Kostenangabe ist nicht möglich, ohne die Kundenwünsche zu kennen."

Große Bandbreite bei Preisvorschlägen

Im Detail war bei den wenigen, die sich deklarierten, die Bandbreite groß. Sie reichte von Preisbeispielen zur ungefähren Orientierung bis zu ausführlichen Preislisten. Bei einigen großen Betrieben wie etwa der Städtischen Bestattung der Stadt Salzburg oder der Bestattung Graz gibt es online­ ­genaue Aufstellungen zu Leistungen und Preisen. Wer sich darein vertieft, dem wird allerdings schwindlig. Allein für die Abholung eines Leichnams sind bei der Städtischen Bestattung Salzburg abhängig von der Uhrzeit verschiedene Tarife aufgelistet. Dazu kommen noch Zuschläge, etwa für "besondere Erschwernisse".

In den Preisbeispielen der Bestattung Graz wiederum lässt sich eindrucksvoll nachlesen, dass ­jede Kübelpflanze und jede zusätzliche elektrische Kerze in der Aufbahrungshalle extra kostet, und das nicht zu knapp. Eine Feuerbestattung kommt hier auf 2.400 bis 6.100 Euro; je nachdem, ob die einfache oder luxuriöse Ausführung gewünscht wird. Die Bestattung Wien nennt in einer Broschüre 4.000 bis 5.000 Euro als Richtpreis für eine Bestattung inklusive Friedhofsgebühr.

Guter Service leider Mangelware

Einen anderen Weg geht die Wiener Bestattung Himmelblau. Sie bietet auf ihrer Homepage ein Anfrageformular an. Sobald man es ausgefüllt hat, kommt innerhalb weniger Stunden ein Kosten­vorschlag für die gewünschte Beerdigung zurück. So einen Service würden wir uns auch von anderen Firmen wünschen!

Große Preisunterschiede

Große Preisunterschiede

Insgesamt zeigt die Auswertung aller bei uns eingelangten Antworten, dass jeder Bestatter eine Erd-, Urnen- oder Natur­bestattung anbietet. Auch See- und Flussbestattungen sowie eine Edelstein- bzw. Diamantbestattung haben die meisten im Programm. Serviceleistungen wie Beratungsgespräch, Abholung und Überführung des Toten, Aufbahrung und Durchführung des Begräbnisses sind ebenfalls selbstverständlich. So einheitlich das Angebot ist, so weit geht die Schere bei den angegebenen Kosten auseinander:

  • Ein Beratungsgespräch ist bei den meisten kostenlos. Andere wiederum verrechnen dafür 70 bis 180 Euro.
  • Für das Waschen und Ankleiden des Leichnams wurden uns sowohl Einzel- als auch Pauschalpreise genannt, die von 25 bis 200 Euro reichen.
  • Ein einfacher Holzsarg in der güns­tigsten Ausführung, wie er für die Feuerbestattung verwendet wird, kostet zwischen 150 und fast 600 Euro.
  • Urnen kommen mit 25 bis 150 Euro deutlich billiger, schön ausgeführt können sie aber auch 1.500 Euro kosten.
  • Wer Parten mit einem Farbbild bestellt, muss mit 80 bis 290 Euro für 100 Stück rechnen. Bei den Sterbebildern werden 80 bis 190 Euro fällig, ebenfalls pro 100 Stück.

"Die Bestatter haben sich vom Sargver­käufer zum Generalunternehmer für Trauerfeiern entwickelt", sagte Innungsmeister Franz Nechansky vor einiger Zeit der Tageszeitung Kurier (sehen Sie dazu auch unser Interview). Im Hauptgeschäft verkaufen sie noch immer Särge, und sie stellen Trauerware zur Verfügung, übernehmen den Transport des Leichnams und organisieren den gesamten Ablauf der ­Bestattung. Auch Trauerpsychologie gehört zu ihrem Arbeitsbereich.

Viele Rechnungsposten

Doch die Kosten für eine Beerdigung umfassen viel mehr als nur die Leistungen des Bestatters. Zu seinen sogenannten Eigenleistungen kommen nämlich noch Fremdleistungen wie Ausgaben für einen Trauerredner oder den Blumenschmuck dazu. Nicht zu vergessen die Auslagen für das Grab: Gibt es bereits eines in der Familie oder muss es erst erworben werden? Vor allem in den Städten sind die Friedhofs­gebühren, die die Bestatter weiterverrechnen müssen, ziemlich happig. Ein Negativbeispiel dafür sind die in den letzten Jahren massiv angehobenen Wiener Friedhofs­gebühren, die inzwischen sogar die Volksanwaltschaft beschäftigen. Dazu kommen noch die Kosten für den Steinmetz oder ­eine eventuelle Grabpflege. Und auch eine Zehrung (Leichenschmaus) will bezahlt werden.

Von Zusatzkosten keine Rede

Falls uns überhaupt Kosten genannt ­wurden, dann meist nur jene für die Eigenleistungen der Bestatter. Von den ebenfalls entstehenden Zusatzkosten, die oft deutlich höher ausfallen, war dagegen nie die Rede. Für die Kunden sind aber die Gesamtkosten wichtig. Sie sollten bei­zeiten wissen, womit sie rechnen müssen, damit diese Summe dann auch verfügbar ist. Den Einwand, dass man das nicht ­sagen könne, weil jede Beerdigung anders sei, lassen wir nicht gelten. Jeder Bestatter weiß aufgrund seiner Erfahrung, wie hoch ungefähr die Rechnung für ein ­Begräbnis ausfällt.

Reden statt schweigen

Zweiter Anlauf

Nach den wenigen Rückmeldungen auf ­unsere offizielle Anfrage schickten wir eine weitere Mail aus: Wir gaben an, vermutlich demnächst einen Todesfall in der Familie zu haben, und ersuchten um eine Kostenangabe für eine Feuerbestattung und eine Urnenbeisetzung im bereits bestehenden Familiengrab.

Diesmal war der Rücklauf deutlich besser. Es antworteten immerhin 62 der be­fragten Bestatter. Die Hälfte von ihnen ersuchte um einen Rückruf bzw. eine ­Kontaktaufnahme, da Kostenangaben nur nach Bekanntgabe der genauen Wünsche für die Beerdigung möglich seien. 21 Unternehmen schickten uns Infor­mationen mit Kostenangaben. Die Bandbreite für die gewünschte Feuerbestattung reichte übrigens von 1.600 bis über 6.000 Euro.

Steuerlich absetzbar

Die Kosten für ein Begräbnis können steuerlich abgesetzt werden: Möglich sind bis zu 5.000 Euro für die Beerdigung. Dazu zählen auch Blumenschmuck, Kränze und der Leichenschmaus (Totenmahl). Dazu kommen noch zusätzlich bis zu 5.000 Euro für ein einfaches Grabmal. Auch besondere Ausgaben wie die Kosten für eine Exhumierung oder eine Überführung können geltend ­gemacht werden.

Für Bestattungskosten vorsorgen

Bei einer Beerdigung geht es also nach wie vor um viel Geld. Viele, vor allem ältere Menschen möchten daher vorsorgen, um nicht ihre Kinder mit den Begräbniskosten zu belasten. Welche Möglich­keiten es hier gibt, lesen Sie in unserem Bericht Bestattungskosten - Sparbuch schlägt Versicherung.

Wichtig ist aber nicht nur, was eine Bestattung kostet, sondern auch, wie sie abläuft. Ab einem gewissen Alter gehen wir alle kaum mehr zu Hochzeiten, sondern immer öfter zu Beerdigungen. Und wer kennt ­diese Situation nicht: Man steht vor einem Sarg und fragt sich, was die Verabschiedung, an der man gerade teilnimmt, mit dem Verstorbenen zu tun hat. "Hoffentlich war das hier wenigstens ein Trost für die Familie", denkt man sich beim Verlassen der Aufbahrungshalle. Und weiter: "So möchte ich nicht begraben werden."

Reden statt schweigen

"Die Leute sind viel zu wenig todesbewusst und informieren sich nicht davor – nicht einmal, wenn bereits eine schwere Erkrankung vorliegt. Es ist, wenn dann der Fall eintritt, so viel leichter, wenn man nüchtern und ohne Schmerz bereits seine Entscheidungen getroffen hat", sagte uns Markus Ploner, Bestatter in Innsbruck.

Ja, es fällt unendlich schwer, die eigene oder gar die Bestattung von jemand anderem zu Leb­zeiten anzusprechen. Was den Kindern ­sagen, ohne sie traurig zu machen? Wie mit einem Schwerkranken ein Gespräch über seine letzten Wünsche beginnen, ohne ihm die Hoffnung zu nehmen? Auf diese schwierigen Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Außer einer: Darüber reden ist immer besser, als zu schweigen. Denn eine Verabschiedung im Sinne des Verstorbenen ist das unwider­ruflich Letzte, was man für einen Menschen tun kann.

Vorbereitet bis zuletzt

Wer schon zu Lebzeiten den Ablauf seiner Verabschiedung festlegt, wird so beerdigt, wie er es sich wünscht. Das entlastet auch die Angehörigen.

Unsere Liste gibt einen Überblick, was sich vorab alles regeln lässt:

- Legen Sie eine Dokumentenmappe an und informieren Sie eine Vertrauensperson über Aufbewahrungsort und Inhalt.

- Hinterlegen Sie Geld für Ihre Beerdigung auf einem Sparbuch. Geben Sie dieses samt Losungswort an eine Person Ihres Vertrauens weiter.

- Wo und wie wollen Sie bestattet werden? Erd- oder Feuerbestattung, Baum- oder Flussbestattung oder in einer anderen Form?

- Möchten Sie Blumenschmuck haben oder verzichten Sie darauf zugunsten von Spenden an eine bestimmte Organisation?

- Soll der Kirchenchor bei Ihrer Verabschiedung singen oder Ihre Lieblings-CD eingelegt werden?

- Wie und mit welchem Foto sollen Parten und Sterbebilder gestaltet werden?

- Wer soll über Ihren Tod informiert, wer zur Bestattung und zum Totenmahl eingeladen werden?

Bestattungsarten

Erdbestattung: Beisetzung des menschlichen Leichnams in der Erde. In der christlichen Welt ist dafür die Verwendung eines Sarges vorgeschrieben. Erdbestattungen erfolgen in Österreich auf einem Friedhof, welcher von der Gemeinde oder einer Konfessionsgemeinschaft betrieben wird.

Feuerbestattung: Nach der Verbrennung des Leichnams in einem Krematorium wird die Leichenasche in einer Urne aufbewahrt. In vielen Bundesländern ist die Beisetzung der Urne auf einem Friedhof vorgeschrieben. In Niederösterreich und in Wien kann sie auch zu Hause verwahrt werden. Dazu muss aber vorher eine Bewilligung eingeholt werden. Die Wahl einer solchen Privatbegräbnisstätte ist auch per Testament oder letzwilliger Ver­fügung möglich.

Baum- und Naturbestattung: Hier wird die Asche des Verstorbenen der Natur übergeben. Meist wird eine biologisch abbaubare Urne im Wurzelraum eines Baumes bestattet. Aber auch eine Beerdigung in einem Rasengrab ist möglich. Da es sich um ein Gemeinschaftsgrab handelt, gibt es keine individuelle Gestaltungsmöglichkeit.

Fluss- und Seebestattung: Seit 2008 ist in Niederösterreich eine Donaubestattung erlaubt. Dabei wird in bestimmten Bereichen die Asche des Verstorbenen in einer speziellen Urne der Donau übergeben. Auch eine Bestattung z.B. im Bodensee ist möglich, allerdings nur von der Schweiz aus.

Edelsteinbestattung: Aus einem Teil der Asche wird ein synthetischer Diamant, Saphir oder Rubin hergestellt. Für die Fertigung des Edelsteins muss die Asche in die Schweiz oder die Niederlande gebracht werden.

Weltraumbestattung: Sie wurde in den USA erfunden. Ein kleiner Teil der Asche wird in eine Metallkapsel gefüllt und in die Erdumlaufbahn, auf den Mond oder ins Universum zu den Sternen befördert. Aufgrund der Koordinierung mit anderen möglichen Weltraumflügen kann es zu längeren Wartezeiten kommen.

Mit dem Verzicht auf ein herkömmliches Grab entfallen viele Folgekosten wie Friedhofs­gebühren und Aufwendungen für die Grabpflege. Für die Angehörigen bedeuten die oben genannten Bestattungsarten aber auch, dass sie keinen Ort für ihre Trauer haben.

 

Interviews mit Dr. Theodor Thanner und Franz Nechansky

Franz Nechansky - Bundesinnungsmeister der österreichischen Bestatter (Bild: Foto Muik)
Franz Nechansky
Bundesinnungsmeister der
österreichischen Bestatter

Interview mit Franz Nechansky, Bundesinnungsmeister der österreichischen Bestatter - "Bei jedem Bestatter hängt eine Preisliste aus!"

Was kostet in Österreich ein Begräbnis?
Kommt darauf an, wer wann wo zu bestatten ist und welche Art von Begräbnis gewünscht wird. Als Bestatter verrechnen wir nicht nur unsere eigene Arbeit, alle erbrachten Dienstleistungen wie zum Beispiel die Abholung des Verstorbenen, die Aufbahrung und die Verabschiedung, Särge bzw. Überurnen, sondern auch die Leistungen anderer. Dazu gehört etwa die Bereitstellung einer Kühlkammer oder der Leichenhalle. Die Kosten für den Totengräber bzw. das Krematorium stehen ebenfalls auf unserer Rechnung. Dazu kommen noch diverse Gemeinde- und Kirchenge­bühren, die wir für unsere Kunden bar auslegen. Und natürlich auch die Friedhofskosten.

Wie kommen Kunden zu Preisinformationen?
In jedem Bestattungsinstitut muss eine Liste ausgehängt sein, was die üblichen Standardleistungen wie etwa eine Überführung oder Aufbahrung kosten. Die Särge sind mit den Endverbraucherpreisen ausgezeichnet. Zusätzlich sind wir über unsere Standesregeln dazu verpflichtet, den Kunden den voraussichtlichen Preis für die gewünschte Bestattung zu nennen, und zwar unaufgefordert.

Hat sich schon einmal jemand Ihre Preisliste angesehen?
Nein, eigentlich nicht. Am Land, wo ich tätig bin, ist man immer noch der Meinung: "Was es kostet, das kostet es." Das Begräbnis ist der letzte Dienst, den die Familie einem Menschen tun kann. Als Bestatter lebt man hauptsächlich von seinem guten Ruf und von den Empfeh­lungen zufriedener Kunden.

Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren verändert?
Bis 2002 konnte man nur als Bestatter arbeiten, wenn Bedarf dafür war. Die Bestatterpreise waren damals auch durch Höchsttarife vorgegeben. Inzwischen kann jeder, der die Bestatterbefähigungspüfung ablegt und zwei Jahre Praxis nachweist, ein Bestattungsunternehmen aufmachen. Die Preisgestaltung ist frei und unterliegt der eigenen betriebswirtschaftlichen Kalkulation.

Was halten Sie von der Vorsorge für das eigene Begräbnis?
Sehr viel. Im Endeffekt ist das gut für alle Beteiligten. Man kann in Ruhe besprechen, welche Art von Bestattung man selber möchte und was das kosten wird. Eine Option ist auch die Bestattungsverfügung. Diese ist rechtsverbindlich und kann jederzeit abgeändert werden. In ihr wird festgelegt, wie das Begräbnis ablaufen soll. Sie unterscheidet sich grundlegend von der Begräbniskostenversicherung, wo es nur um die Kostenvorsorge, aber nicht um den Ablauf einer Bestattung geht.

Warum gibt es einen Konflikt zwischen Ihnen und der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB)?
Konflikt sehe ich keinen. Die BWB möchte, dass die Bestatter Pauschalpreise für ihre Leistungen angeben. Wir fragen uns, wie das gehen soll. Die Bestattungsaufträge werden immer individueller. Wenn ich etwa einen Verstorbenen abholen muss, kommt es darauf an, wie viel Zeit und Personal das in Anspruch nimmt. Auch Begräbnis­feiern sind ganz unterschiedlich. Bei einer Urnenbestattung kann die Urne auf dem Friedhof beigesetzt oder daheim aufbewahrt werden, was in einigen Bundesländern erlaubt ist. Eine pauschale Preisnennung ist daher praktisch unmöglich. 


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Dr. Theodor Thanner
Generaldirektor der
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Was kostet in Österreich ein Begräbnis?
Die Preise für eine Bestattung sind hierzulande ganz unterschiedlich. Und das liegt sicher nicht an zu viel Wettbewerb. Faktum ist: Konsumenten tun sich sehr schwer, herauszufinden, was ein Begräbnis insgesamt kostet. Es mangelt an Transparenz.

Dass bei jedem Bestatter eine Preisliste hängen muss, ist nicht genug?
Das ist im Internet-Zeitalter sicher zu wenig. Menschen, die jemanden zu begraben haben, sind in einer emotionalen Ausnahmesituation. Es nimmt Druck von ihnen, wenn sie online nachsehen können, was bei einer Beerdigung finanziell auf sie zukommt. Und sie können nach einem Preisvergleich in Ruhe entscheiden, zu welchem Bestatter sie gehen.

Hat es bereits Gespräche zwischen den Bestattern und der BWB gegeben?
Wir haben der Branche schon vor längerer Zeit vorgeschlagen, auf Basis einer gemeinsam erarbeiteten Liste ihre Preise für bestimmte Standardleistungen bekannt zu geben. Außerdem wünschten wir uns eine Auflistung aller zusätzlichen Kosten wie Gemeinde- und Friedhofgebühren. Vor Kurzem haben wir nachgesehen und festgestellt: Nur einer von den rund 500 Bestattern hat unseren Vorschlag aufgegriffen.

Warum bewegt sich hier so wenig?
Die Liberalisierung des Marktes 2002 hat sich leider nicht bewährt. Es herrscht zu wenig Bewegung. Im Moment lebt die Branche in einer wettbewerbsberuhigten Zone. Wenn es um die geforderte Bekanntgabe der Kosten geht, hören wir immer wieder: "Das ist schwierig, das geht nicht!" Wettbewerb ist natürlich Arbeit, aber auch eine Chance für mehr Qualität. Am Ende geht es darum, wer das bessere Angebot und die bessere Beratung hat.

Gibt es Preisabsprachen?
Nein, in diese Richtung gibt es keinen Vorwurf. Aber natürlich weiß jeder Bestatter in etwa, was zum Beispiel der Kollege in der Nachbargemeinde für seine Leistungen verlangt. Was bei uns landet, sind Beschwerden wegen zu hoher Preise für bestimme Teilleistungen und darüber, dass viele Kosten einfach undurchschaubar sind, wenn man sich die Abrechungen anschaut.

Wie können Sie Ihre Forderungen nach mehr Transparenz durchsetzen?
Als Bundeswettbewerbsbehörde geben wir Empfehlungen ab. Das haben wir bei den Bestattern schon 2011 getan. Ändert sich nichts, kann ich mir eine gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtung zur Online-Auszeichnung von Preisen vorstellen. Dann wird es um einiges schwieriger werden, einen unbehandelten Fichtensarg, einen sogenannten Verbrenner für eine Feuerbestattung, irgendwo um 30 Euro billig einzukaufen und um 300 Euro weiterzuverkaufen. In diesem Markt steckt viel Geld und jeder Unternehmer soll verdienen. Aber das Geschäft muss für die Kunden transparent und nachvollziehbar ablaufen.

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Weitere Möglichkeiten. Auch der Abschluss einer Sterbegeldversicherung oder ein Auftrag beim Bestatter Ihrer Wahl ist eine Option. Näheres dazu finden Sie in unsererm Bestattungskosten - Sparbuch schlägt Versicherung.

Was tun, wenn jemand stirbt? Ein Todesfall ist mit vielen Pflichten verbunden. Unser Buch "Was tun, wenn jemand stirbt?" (176 Seiten, € 14,90) zeigt, wie Sie Pietät und Kostenbewusstsein vereinbaren können.

Alles geregelt: In unserem KONSUMENT-Vorsorgebuch "Alles geregelt" können Sie nachlesen, wie Sie über Ihren Tod hinaus vorsorgen können.

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