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Franz Nechansky
Bundesinnungsmeister der
österreichischen Bestatter |
Interview mit Franz Nechansky, Bundesinnungsmeister der österreichischen Bestatter - "Bei jedem Bestatter hängt eine Preisliste aus!"
Was kostet in Österreich ein Begräbnis?
Kommt darauf an, wer wann wo zu bestatten ist und welche Art von Begräbnis gewünscht wird. Als Bestatter verrechnen wir nicht nur unsere eigene Arbeit, alle erbrachten Dienstleistungen wie zum Beispiel die Abholung des Verstorbenen, die Aufbahrung und die Verabschiedung, Särge bzw. Überurnen, sondern auch die Leistungen anderer. Dazu gehört etwa die Bereitstellung einer Kühlkammer oder der Leichenhalle. Die Kosten für den Totengräber bzw. das Krematorium stehen ebenfalls auf unserer Rechnung. Dazu kommen noch diverse Gemeinde- und Kirchengebühren, die wir für unsere Kunden bar auslegen. Und natürlich auch die Friedhofskosten.
Wie kommen Kunden zu Preisinformationen?
In jedem Bestattungsinstitut muss eine Liste ausgehängt sein, was die üblichen Standardleistungen wie etwa eine Überführung oder Aufbahrung kosten. Die Särge sind mit den Endverbraucherpreisen ausgezeichnet. Zusätzlich sind wir über unsere Standesregeln dazu verpflichtet, den Kunden den voraussichtlichen Preis für die gewünschte Bestattung zu nennen, und zwar unaufgefordert.
Hat sich schon einmal jemand Ihre Preisliste angesehen?
Nein, eigentlich nicht. Am Land, wo ich tätig bin, ist man immer noch der Meinung: "Was es kostet, das kostet es." Das Begräbnis ist der letzte Dienst, den die Familie einem Menschen tun kann. Als Bestatter lebt man hauptsächlich von seinem guten Ruf und von den Empfehlungen zufriedener Kunden.
Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren verändert?
Bis 2002 konnte man nur als Bestatter arbeiten, wenn Bedarf dafür war. Die Bestatterpreise waren damals auch durch Höchsttarife vorgegeben. Inzwischen kann jeder, der die Bestatterbefähigungspüfung ablegt und zwei Jahre Praxis nachweist, ein Bestattungsunternehmen aufmachen. Die Preisgestaltung ist frei und unterliegt der eigenen betriebswirtschaftlichen Kalkulation.
Was halten Sie von der Vorsorge für das eigene Begräbnis?
Sehr viel. Im Endeffekt ist das gut für alle Beteiligten. Man kann in Ruhe besprechen, welche Art von Bestattung man selber möchte und was das kosten wird. Eine Option ist auch die Bestattungsverfügung. Diese ist rechtsverbindlich und kann jederzeit abgeändert werden. In ihr wird festgelegt, wie das Begräbnis ablaufen soll. Sie unterscheidet sich grundlegend von der Begräbniskostenversicherung, wo es nur um die Kostenvorsorge, aber nicht um den Ablauf einer Bestattung geht.
Warum gibt es einen Konflikt zwischen Ihnen und der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB)?
Konflikt sehe ich keinen. Die BWB möchte, dass die Bestatter Pauschalpreise für ihre Leistungen angeben. Wir fragen uns, wie das gehen soll. Die Bestattungsaufträge werden immer individueller. Wenn ich etwa einen Verstorbenen abholen muss, kommt es darauf an, wie viel Zeit und Personal das in Anspruch nimmt. Auch Begräbnisfeiern sind ganz unterschiedlich. Bei einer Urnenbestattung kann die Urne auf dem Friedhof beigesetzt oder daheim aufbewahrt werden, was in einigen Bundesländern erlaubt ist. Eine pauschale Preisnennung ist daher praktisch unmöglich.
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Dr. Theodor Thanner
Generaldirektor der
Bundeswettbewerbsbehörde |
Interview mit Dr. Theodor Thanner, Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) - "Die Bestatter leben in einer wettbewerbsberuhigten Zone"
Was kostet in Österreich ein Begräbnis?
Die Preise für eine Bestattung sind hierzulande ganz unterschiedlich. Und das liegt sicher nicht an zu viel Wettbewerb. Faktum ist: Konsumenten tun sich sehr schwer, herauszufinden, was ein Begräbnis insgesamt kostet. Es mangelt an Transparenz.
Dass bei jedem Bestatter eine Preisliste hängen muss, ist nicht genug?
Das ist im Internet-Zeitalter sicher zu wenig. Menschen, die jemanden zu begraben haben, sind in einer emotionalen Ausnahmesituation. Es nimmt Druck von ihnen, wenn sie online nachsehen können, was bei einer Beerdigung finanziell auf sie zukommt. Und sie können nach einem Preisvergleich in Ruhe entscheiden, zu welchem Bestatter sie gehen.
Hat es bereits Gespräche zwischen den Bestattern und der BWB gegeben?
Wir haben der Branche schon vor längerer Zeit vorgeschlagen, auf Basis einer gemeinsam erarbeiteten Liste ihre Preise für bestimmte Standardleistungen bekannt zu geben. Außerdem wünschten wir uns eine Auflistung aller zusätzlichen Kosten wie Gemeinde- und Friedhofgebühren. Vor Kurzem haben wir nachgesehen und festgestellt: Nur einer von den rund 500 Bestattern hat unseren Vorschlag aufgegriffen.
Warum bewegt sich hier so wenig?
Die Liberalisierung des Marktes 2002 hat sich leider nicht bewährt. Es herrscht zu wenig Bewegung. Im Moment lebt die Branche in einer wettbewerbsberuhigten Zone. Wenn es um die geforderte Bekanntgabe der Kosten geht, hören wir immer wieder: "Das ist schwierig, das geht nicht!" Wettbewerb ist natürlich Arbeit, aber auch eine Chance für mehr Qualität. Am Ende geht es darum, wer das bessere Angebot und die bessere Beratung hat.
Gibt es Preisabsprachen?
Nein, in diese Richtung gibt es keinen Vorwurf. Aber natürlich weiß jeder Bestatter in etwa, was zum Beispiel der Kollege in der Nachbargemeinde für seine Leistungen verlangt. Was bei uns landet, sind Beschwerden wegen zu hoher Preise für bestimme Teilleistungen und darüber, dass viele Kosten einfach undurchschaubar sind, wenn man sich die Abrechungen anschaut.
Wie können Sie Ihre Forderungen nach mehr Transparenz durchsetzen?
Als Bundeswettbewerbsbehörde geben wir Empfehlungen ab. Das haben wir bei den Bestattern schon 2011 getan. Ändert sich nichts, kann ich mir eine gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtung zur Online-Auszeichnung von Preisen vorstellen. Dann wird es um einiges schwieriger werden, einen unbehandelten Fichtensarg, einen sogenannten Verbrenner für eine Feuerbestattung, irgendwo um 30 Euro billig einzukaufen und um 300 Euro weiterzuverkaufen. In diesem Markt steckt viel Geld und jeder Unternehmer soll verdienen. Aber das Geschäft muss für die Kunden transparent und nachvollziehbar ablaufen.