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Bier: Brau-Union nimmt Beertender vom Markt - Ressourcenverschwendung

Tausende Bierzapfgeräte werden unbrauchbar. Trotz Eintauschangebot müssen die Konsumenten die Entsorgung selbst erledigen.

Der Beertender der Brau-Union (Screenshot: www.beertender.at/24.8.2018)

Die Brau-Union sieht sich als umweltbewusstes Unternehmen – und lässt sich dies auch immer wieder mit „grünen“ Awards bescheinigen. Die Bestrebungen des Platzhirschen am österreichischen Biermarkt, möglichst umweltschonend und verantwortungsbewusst zu agieren, sind lobenswert. Aber wer wirklich glaubwürdig sein will, der muss auch dort, wo es vielleicht beschwerlich ist, grüne Konsequenz an den Tag legen. Leider sammelt die Brau-Union gerade dicke Nachhaltigkeits-Minuspunkte.

Zwei Liter statt vier

Das von Krups hergestellte Brau-Union-Produkt Beertender, ein an und für sich gutes Mehrwegsystem zum Selbstzapfen, verschwindet nach 13 Jahren vom Markt. Vorlieferanten hätten sich dazu entschieden, die benötigten Verpackungsmaterialien (Biersack und Zapfschläuche) einzustellen, heißt es offiziell. Ersetzt wird der Beertender durch das Nachfolgesystem „The Sub“. Es kann nicht mehr mit 4-Liter-, sondern mit 2-Liter-Fässern, den sogenannten Torps, bestückt werden.

Beertender nicht mehr kaufen!

Der Vertrieb der Beertender-Geräte wurde im Laufe des Jahres 2017 eingestellt. Es besteht aber die Gefahr, dass Onlineportale die Geräte nach wie vor anbieten. Vorsicht und Hände weg! Sonst kauft man sich um teures Geld Elektroschrott. Die 4-Liter-Fässer werden nur noch bis circa Mitte September am Markt verfügbar sein (je nachdem wie schnell sie dort abverkauft werden).

Fragwürdiges Eintauschangebot

In die Beertender-Geräte passen die kleineren Gebinde (Torps) nicht mehr hinein. Die Heineken-Tochter Brau-Union will alte Beertender-Kunden nicht verlieren und lockt mit einem Eintauschangebot. Die neue Sub gibt es inklusive vier Torps um 15 Euro – im „Umtausch“ gegen die das alte Zapfsystem. Regulär kostet die günstigste Sub auf https://de.the-sub.com 99 Euro, ein 2-Liter-Fässchen Stifts-Zwickel von Gösser beispielsweise 6,99 Euro.
So mancher Beertender-Nutzer kann diesem Angebot wenig abgewinnen, wie uns Zusendungen von Konsumenten deutlich zu verstehen geben.

Zu Müll machen

Denn auch mit diesem Eintauschangebot bleibt die Systemumstellung eine vom Unternehmen bewusst in Kauf genommene Obsoleszenz (vorzeitiger, geplanter Verschleiß, lesen Sie auch: Lebensdauer von Produkten - Geplante Obsoleszenz) Konsumenten, die weiterhin selbst zapfen wollen, müssen sich ein neues Produkt zulegen. Kunden, die erst vor ein paar Monaten einen Beertender gekauft haben, stößt die Umstellung verständlicherweise sauer auf.

Brau-Union stiehlt sich aus Verantwortung

Liest man auf der Beertender-Homepage genauer nach, stellt sich zudem heraus, dass die Brau-Union an der Rücksendung der alten Beertender-Geräte nicht interessiert ist: „Das Alt-Gerät kann bei Altstoffsammelzentren entsorgt werden - eine Rücknahme im Lebensmittelhandel bzw. Rücksendung an die Brau-Union ist nicht nötig“, heißt es dort.

Brau-Union stiehlt sich aus Verantwortung

Mit dieser Vorgehensweise kommt die Brau-Union ihrer Verantwortung als „grünes“ Unternehmen, nicht nach, findet nun so mancher Kunde. Der knappe Hinweis an die Konsumenten, die alten Zapfgeräte doch bitte brav in einem Altstoffsammelzentrum zu entsorgen (der Beertender ist tatsächlich Elektroschrott), sei zu wenig. Schließlich geht mit der Umstellung auf das neue Zapfsystem eine enorme Ressourcenverschwendung einher. Es geht um Tausende funktionsfähige Altgeräte, die dadurch auf dem Müll landen werden. Die Brau-Union spricht von mehr als 10.000 registrierten Beertender-Kunden, mit denen man über den „Beertender-Club“ Kontakt habe. Rechnet man jene Konsumenten hinzu, die sich nicht bei diesem Club registriert haben, kann man die genannte Zahl wohl verdoppeln.

Beertender richtig entsorgen

Darüber hinaus besteht die große Gefahr, dass viele Beertender nun einfach im Restmüll landen. Das wäre fatal, da diese Metall-Kühlelemente enthalten, die nicht einfach weggeworfen werden dürfen.  

Laut Elektroaltgeräteverordnung können alte Elektrogeräte beim Kauf eines Neugerätes in Geschäften, deren Verkaufsfläche größer als 150 m² ist, kostenlos abgegeben werden. Auch Online gibt es diese „Erweiterte Herstellerverantwortung“. Diese besagt im konkreten Fall, verkürzt ausgedrückt, dass die Brau-Union für die ordnungsgemäße Sammlung und Verwertung der Beertender in entsprechenden Rücknahmestellen schon bezahlt hat.

Einweg statt Mehrweg

Die Systemumstellung bringt einen weiteren Öko-Fehler mit sich. Während die 4-Liter-Gebinde wiederbefüllbar waren, sind es die neuen Torps nicht. Sie bestehen aus PET-Material, also Kunststoff. Von Seiten der Brau-Union ist man sich der Problematik bewusst und spricht von einem „triftigen Kritikpunkt“. Aber wegen des „Online- bzw. Versandhandels mit Paketdienst-Zustellung, ist ein europaweites, funktionierendes Mehrwegsystem in diesem Fall nicht umsetzbar. Daher müssen für die Sub Einweg-Fässer verwendet werden.“ In Österreich seien die Torps durch das ARA-Entsorgungssystem lizenziert.

Wohin mit den alten Fässern?

Ein länderübergreifendes Mehrwegsystem mag herausfordernd sein. Letztendlich war es eine Managemententscheidung von Heineken, den Beertender entschlummern zu lassen. Vom Sub-System erhofft man sich wohl mehr Rendite. Und dafür muss das Management auch entsprechend Kritik einstecken können.

Über die Entsorgung der abertausenden 4-Liter-Mehrwegfässer, auf denen die Brau-Union nun sitzen bleibt, konnten wir der Pressestelle übrigens wenig Brauchbares entlocken. Auch diese seien ARA-lizensiert, hieß es. Wir fragten bei der ARA nach. Dort fühlte man sich für ein Mehrwegsystem (nachvollziehbarerweise) nicht zuständig. So oder so: ein zusätzlicher Müllberg, der entsteht.

Fazit: auf Konsumenten abgewälzt

Wenn die Brau-Union eine Systemumstellung macht, dann sollte sie sich zumindest um die Entsorgung der Altgeräte kümmern, und diese Aufgabe nicht auf die Konsumenten abwälzen. Für ein Unternehmen mit 700 Millionen Euro Jahresumsatz wohl kein Ding der Unmöglichkeit. Immerhin steht im Brau-Union-Nachhaltigkeitsbericht 2016 zu lesen: „Nachhaltigkeit ist die Basis unseres Handelns. [...] Wir werden weiterhin konsequent […] in all unseren Unternehmensbereichen nachhaltige Maßnahmen setzen.“
 

Leserreaktionen

Frechheit

Man wird gezwungen ein komplett funktionstüchtiges Gerät zu entsorgen. Möchte nicht wissen, wie viele dieser Geräte direkt im Hausmüll landen. Ein 2-Liter-Zapfsystem ist ja wohl ein schlechter Scherz! 4 Krügel und man muss das „Fässchen“ wechseln. Indiskutabel. Umweltbewusst sieht anders aus. Werde von nun an Produkte der Brau Union meiden. Bitte steigt der Brau Union auf die Zehen!

User "Gizmo666"

Schon geschehen. Lesen Sie dazu unseren Beitrag hier: Bier: Brau-Union nimmt Beertender vom Markt - Ressourcenverschwendung

Die Redaktion

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