Zum Inhalt

Heizkosten - Kostenlawine und Klimakiller

  • Die Preise steigen unaufhörlich
  • Sparen kann jeder – auch bei den Emissionen
  • Mit Holz auf dem richtigen Weg

Die Heizkosten verschlingen – nach den Kosten für Wohnungsmiete oder Rückzahlung des Wohnungskredites – den größten Brocken des Haushaltsbudgets. Mit Jahreskosten von rund 2.500 Euro muss ein Eigen­heimbesitzer (120 m²) schon rechnen, ­sofern er über eine neuwertige Heizungs­anlage verfügt; bei einer alten liegen die Kosten noch wesentlich höher.

Starke Preissteigerung

Und die Kosten werden nicht geringer. Egal ob wir gerade in einer schlimmen Krise stecken oder ob Hochkonjunktur herrscht, die Preise scheinen unaufhörlich zu steigen. Dass dies nicht bloß eine "gefühlte" Entwicklung ist, sondern eine handfeste Tat­sache, ­beweist ein Blick in die Statistik.

Strom

So ist der Strompreis seit dem Jahr 2007 von etwa 16,1 auf 18,0 Cent/kWh gestiegen, das ist ein Plus von rund 12 Prozent (berechnet wurde der Median aller Anbieter für Wien).

Erdgas

Ähnlich die Situation bei Erdgas: Mit 6,84 Cent pro Kilowattstunde lag der Preis zum Jahreswechsel um 15 Prozent über ­jenem von 2007. Er ist zwar zuletzt gesunken, aber bei Weitem nicht im versprochenen Ausmaß. Als die Preise vor rund drei Jahren nämlich um über 26 Prozent hinaufschnalzten, hatten die Anbieter von einer vorüber­gehenden Preishausse gesprochen, die mit den nächsten langfris­tigen Lieferverträgen wieder rückgängig gemacht ­würde.

Heizöl

Bei Heizöl hat es – bedingt durch massive Spekulationen – im Jahr 2008 einen riesigen Preissprung gegeben, danach gingen die Notierungen zurück. Aber seit März 2009 gibt es wieder einen Aufwärtstrend. Im Vergleich zu unserer Erhebung im September 2009 ist der Heizölpreis um 18 Prozent auf 77,3 Cent pro Liter gestiegen.

Da er mit den inter­nationalen Spekulationen um die Erdöl­notierung korreliert, gibt es auch keine schlüssige Antwort auf die Frage, wann denn der beste Zeitpunkt zum Einlagern ist. Die Empfehlung, außerhalb der Heiz­periode zu bestellen, mag zwar einiges für sich haben. Doch wenn die nächste ­Ölpreis-Hausse ausgerechnet im Sommer stattfindet, hat man Pech gehabt.

Holzpellets

Die stark steigende Nachfrage nach Holzpellets hat 2006 zu einer dramatischen Verknappung und damit zu einem massiven Preissprung geführt: knapp 27 Cent pro ­Kilo mussten damals berappt werden. ­Seither hält das Angebot mit der Nach­frage ­einigermaßen Schritt. Im September 2009 betrug der Preis 20,5 Cent, ­zuletzt 21,5 Cent; das entspricht einem Plus von rund 5 Prozent.

Details zur Preisentwicklung können Sie durch den Vergleich der aktuellen Tabelle mit den Tabellen früherer Veröffentlichungen in unserem Heizkosten Extra nachvollziehen.

Billiges Holz, teurer Strom

Billiges Holz, teurer Strom

Nun aber zur vorliegenden Tabelle und ­damit zum Vergleich der Heizkosten zu aktuellen Preisen – diese wurden im November 2010 erhoben. Untereinander lassen sich die Preise der Brennstoffe natürlich nicht vergleichen, da der Energieinhalt von 1 Kilo Holz ein anderer ist als der von 1 Kilo Kohle. Ganz zu schweigen von Energieträgern mit einer anderen Maßeinheit (kWh oder m³).

Deshalb wurde für jeden Brennstoff der ­jeweilige Energieinhalt berücksichtigt, ebenso der Jahresnutzungsgrad der Heizanlage. Die Anlagen sind unterschiedlich effizient, ihr Nutzungsgrad liegt in der Regel unter 100 Prozent. Ausnahme: die Wärmepumpe. Hier wird viermal so viel Wärmeenergie ­gewonnen wie an elektrischer Energie eingesetzt wird. Geheizt wird ja mit Erdwärme; der Strom wird nur benötigt, um die Wärme­pumpe zu betreiben.

Am besten "Brennstoffkosten in Cent/kWh" vergleichen

Erst nach Berücksichtigung dieser Para­meter und der Umrechnung auf eine einheitliche Maßeinheit (kWh) lassen sich die Brennstoffkosten vergleichen. Für einen ersten Überblick ist es am besten, die "Brennstoffkosten in Cent/kWh" zu ver­gleichen, und zwar für eine neue Anlage gerechnet.

Für alte Anlagen ist eine Be­rechnung nicht immer sinnvoll. Denn für ­Holzpellets (einen relativ neuen Brennstoff) gibt es keine Altanlagen, Ähnliches gilt für ­Brennwertkessel. Die Spalte ist in der Tabelle farblich hervorgehoben. Ebenso die Spalte "Differenz zu Gasbrennwertkessel" – hier ist angegeben, um wie viel billiger oder teurer das Heizen bei Einsatz dieser Technologie im Vergleich zum Heizen mit der betreffenden Heizungsart kommt.

Der Gasbrennwert­kessel wurde deshalb gewählt, weil es sich dabei um eine zeitgemäße Energietechnik und den am weitesten verbreiteten Energie­träger handelt. Ein Beispiel: minus 31 % für Pellets/Zentralheizung bedeutet, dass eine mit Pellets befeuerte Zentralheizung im Betrieb um 31 Prozent billiger ist als das Heizen mit Gas unter Verwendung eines Brennwertkessels und einer neuen Heizanlage (Basiswert ist die jeweils verglichene Energieform, hier also Pellets).

CO2-Emissionen im Vergleich

Zahlreiche Heiz-Beispiele in Tabelle

Daneben werden in der Tabelle noch einige Beispiele angeführt, auf wie viel sich die Jahreskosten für unterschiedliche Haushaltsgrößen und -ausstattungen belaufen können: für eine 68-m²-Altbauwohnung und für ein Einfamilienhaus herkömm­licher Bauart mit 120 m², jeweils mit alter bzw. neuer Heizungsanlage.

Schließlich wurde errechnet, wie hoch die Heizkosten ausfallen, wenn das genannte Einfamilienhaus (durch Wärmedämmung) auf Niedrigenergie-Standard gebracht wird. Die Einsparungen sind enorm, egal womit man heizt. Ein perfekt gedämmtes Haus benötigt statt 220 kWh pro m² nur mehr 35 kWh; das bedeutet weniger als ein Sechstel des Heizbedarfs und damit der Heizkosten.

Trotz der starken Preissteigerungen haben sich die Relationen kaum verändert. Am billigsten kommt mit 1,99 Cent pro kWh die Hackschnitzelheizung. Direktheizgeräte, die mit Tagstrom gespeist werden, kosten am meisten: über 18 Cent/kWh. Dazwischen liegen die fossilen Energieträger, ­wobei Erdgas knapp billiger ist als Heizöl.

CO2-Emissionen im Vergleich

In der Tabelle finden Sie auch Angaben über die CO2-Emissionen der jeweiligen Energieträger. Pro Kilowattstunde scheinen die Mengen sehr gering, doch aufs Jahr ­gerechnet stößt jeder Haushalt mit kon­ventionellem Heizsystem Tausende Tonnen CO2 in die Luft.

Die Berechnungen erfolgten nach GEMIS-Österreich. GEMIS ist das Globale Emissions-Modell Integrierter Systeme, entwickelt vom Öko-Institut Freiburg; das Umweltbundesamt hat es an österreichische Verhältnisse angepasst und weiterentwickelt.

Klimakiller: Kohle, Öl und Gas

Am geringsten ist die Belas­tung durch Holz. Ganz CO2-neutral ist aber auch Holz nicht, weil auch in diesem Fall durch Verarbeitung und Transport Emissionen freigesetzt werden. Die bei Weitem größte Beeinflussung des Klimas wird durch Kohleheizungen verursacht: das 26-fache einer Holzheizung (siehe Spalte CO2-Faktor im Vergleich zu Holz).

Eine alte Gasheizungsanlage mit konventionellem Gaskessel im (ungedämmten) Einfamilienhaus schleudert demnach pro Jahr 8.2 Tonnen CO2 in die Luft, bei einer Ölheizung sind es sogar 10.6 Tonnen. Durch den Umstieg auf eine Pellets-Zent­ralheizung lassen sich die Emissionen auf 1.3 Tonnen reduzieren. Wer mit Scheitholz heizt, kommt gar mit 600 kg aus. Im Niedrigenergiehaus sinkt dieser Wert auf 86 kg.

 

Tabelle: Heizkostenvergleich 1/2011

Zusammenfassung

  • Umsteigen ist teuer. Je billiger der Energieträger, desto höher sind die Investitionskosten. Mit einem modernen Einzelofen als Zusatzheizung können Sie aber auch ohne große Investitionen zumindest teilweise vom billigen und umweltfreundlichen Brennstoff Holz profitieren.
  • Sparen kann jeder. Auch wenn eine teure Umrüstung derzeit nicht infrage kommt – sparen kann man mit jedem Brennstoff: Heizung bei Abwesenheit drosseln, Raumthermostate verwenden; die Absenkung der Raumtemperatur um ein Grad C reduziert die Heizkosten um bis zu 6 Prozent. Bevor das Heizsystem umgestellt wird, sollte man eine Wärmedämmung in Erwägung ziehen – das bringt meist mehr Einsparungen.
  • Klimakiller. Denken Sie nicht nur ans Geld, sondern auch an den Klimawandel. Alte Heizsysteme blasen jährlich Tausende Tonnen CO2 in die Atmosphäre. Mit Dämmung und Holzheizsystem lassen sich die Emissionen deutlich reduzieren.

Leserreaktionen

Auf Feinstaub vergessen?

Mit Interesse aber auch mit Verwunderung habe ich Ihren Artikel „Kostenlawine und Klimakiller“ gelesen. In dem darin angestellten Heizkostenvergleich wird insbesondere der CO2-Faktor herausgestrichen. Dieser lediglich auf die CO2-Emissionen gerichtete Blick greift meines Erachtens in einer seriösen Gesamtbetrachtung zu kurz bzw. vermisse ich, dass Sie dem Thema Feinstaubbelastung offenbar keine Bedeutung beimessen.

Es gilt bei solchen Vergleichen selbstverständlich auch die Feinstaubemissionen – im Hinblick auf die Luftschadstoffsituation – zu berücksichtigen. Ich weise darauf hin, dass für die PM10-Emissionen der Raumwärmeerzeugung (Hausbrand) fast nur Festbrennstoffheizungen (Holz, Kohle) verantwortlich sind.

Einer Studie des Umweltbundesamtes (Herkunftsanalyse der PM10-Belastung in Österreich, www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/ REP0034.pdf) zufolge ist ein Gutteil der PM-Emissionen des Hausbrands auf die Verwendung fester Brennstoffe zurückzuführen, und hier vor allem auf den Einsatz von Holz.

Ich ersuche Sie, bei solchen Vergleichen künftig diesen Aspekt nicht außer Acht zu lassen.

Landesrat Walter Blachfellner
Umweltschutzreferent des Landes Salzburg

Bei diesem Beitrag handelt es sich in erster Linie um einen Kostenvergleich, Umweltaspekte können dabei erwähnt, aber nicht erschöpfend behandelt werden. Das Thema Feinstaubbelastung werden wir bei Gelegenheit ausführlich erörtern.

Die Redaktion
(aus KONSUMENT 3/2011)

Richtigstellung

Der CO2-Ausstoß von Heizanlagen ist zwar hoch, aber nicht so hoch wie im Artikel angeführt. Die Beträge sind in Kilogramm angegeben, nicht in Tonnen. Die Gasheizungsanlage emittiert somit 8.200 kg (oder 8,2 Tonnen), eine Holzheizung im Niedrigenergiehaus 86 kg. Wir bedauern …

Die Redaktion
(aus KONSUMENT 2/2011)

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Smarte Thermostate: automatisiert Energie sparen

Smarte Thermostate: automatisiert Energie sparen

Der Themenbereich Heizung und Klima gewinnt im Smart-Home-Umfeld an Bedeutung. Damit lassen sich bis zu 40 Prozent der bisherigen Kosten einsparen – versprechen die Hersteller. Ein Selbstversuch.

Strompreis: Besser wechseln

Strompreis: Besser wechseln

Mehr Wettbewerb: Die hohen Strompreise lassen Konsument:innen stöhnen. Wer wechselt aber den Anbieter?

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang