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ÖBB - Koffer unterwegs

Die ÖBB-Gepäckschalter wurden aufgelassen. Funktionieren die Alternativen?

Zugesperrt - 140 Mio S Verlust

Ganz Österreich erregte sich, als die ÖBB mit 10. Juni dieses Jahres ihre Gepäckschalter schlossen. Angeblich fuhr die Bahn damit Verluste von zuletzt 140 Millionen Schilling pro Jahr ein, und die Nachfrage nach diesem Service war auch nicht berauschend. Nun steht dem Kunden der „Haus zu Haus Gepäck Plus“-Service der Bahn zur Verfügung.

Überhastet und schlecht durchdacht

Was in der Theorie ein bequemes Angebot für Reisende sein sollte, erwies sich zunächst als chaotische Angelegenheit. Wie schon die Änderungen der Vorteilscard (siehe dazu: Weitere Artikel - "ÖBB") zeigten: Neuerungen werden bei den ÖBB oft überhastet eingeführt und schlecht durchdacht.

Chaos inklusive

Ursprünglich war die Bestellung eines Transports nur bei gleichzeitigem Kauf einer Fahrkarte möglich. Diesen Fehler hat die Bahn jedoch bald repariert. Die Buchung des Gepäckservice ist nun auch ohne gleichzeitigen Fahrscheinkauf möglich. Auch von der Zusendung der am Gepäck anzubringenden Frachtpapiere auf dem Postweg kam man rasch wieder ab, diese werden nun bei der Abholung vom Fahrer mitgebracht.

Auch die Post braucht Zeit

Irgendwie scheint den Planern dabei nämlich entgangen zu sein, dass der Postweg auch Zeit benötigt. Und zwar bisweilen mehr als jene 24 Stunden ab Bestellung, innerhalb derer die ÖBB versprechen, das Gepäck abzuholen. Weiters ist eine Abhol- und auch eine Zustelladresse für das Gepäck nötig. Das erschwert die Planung von Radreisen. Wer aus dem Zug steigen und losradeln will, kann sein Rad mangels Adresse nicht mit der Bahn „vorausschicken“.

Pannen am Telefon

Wir haben das neue Service mehrmals in Anspruch genommen. Verbesserungsbedarf besteht noch bei der telefonischen Bestellung. Denn wählt man die angegebene Nummer 05 17 17, gerät man an eine automatische Vermittlung. Und da hatten einige unserer Tester Schwierigkeiten, ihr Anliegen dem richtigen Thema „Reisebuchungen“ und damit der richtigen anzuwählenden Nummer, der Eins, zuzuordnen. Bei einem Anruf, der nicht von Wien aus erfolgte, verweigerte die automatische Vermittlung die Annahme der Eingaben.

Kommt das Gepäck an?

Für Spannung, ob das Gepäck wohl wirklich am Zielort ankommen würde, sorgte noch das unterschiedliche Informationsniveau der verschiedenen Stellen der ÖBB. Unklar war, wer wann welche Frachtpapiere haben sollte. Auch markierte der Fahrer bei der Abholung eines Fahrrades dieses nicht sofort, sondern meinte, er mache das später.

Drei, vier Tage Transportzeit

Laut Prospekt wird das Gepäck innerhalb von 24 Stunden befördert. Allerdings muss man noch die Fristen für Abholung und Zustellung einrechnen. Somit können die Transportzeiten bis zu drei, vier Tagen betragen. Mühsam sind auch die langen Zeitfenster, innerhalb derer die Abholung oder Lieferung erfolgen soll. In Ballungszentren sollten sich die Kunden zwei Stunden dafür freihalten, außerhalb sogar vier Stunden. Auch die Kosten sind im Vergleich zum früheren Gepäckschalter teilweise kräftig gestiegen (siehe dazu - "Bequemlichkeit kostet").

Flexibel mit Bahntaxi

Für Leute, die nicht vorausplanen können oder wollen, gibt es das so genannte „Bahntaxi“. Bis zu zwei Stunden vor Reiseantritt können bei der Funktaxizentrale (Telefonnummer [01] 17 18) mit einem Anruf zwei Taxis bestellt werden. Reisende und Gepäck werden zum üblichen Taxitarif bis zum Bahnsteig gebracht und am Zielbahnhof wieder abgeholt. Das klappte bei unserem Versuch auch ganz gut. Der Wagen stand in Wien pünktlich vor der Haustür, in Salzburg wartete der Fahrer wie versprochen bereits am Bahnsteig. Allerdings war dem Wiener Taxifahrer nicht bekannt, dass er das Gepäck bis zum Bahnsteig tragen sollte. Das Bahntaxi wird jedoch nicht überall angeboten. Übrigens fehlte Salzburg auf der ÖBB-Homepage in der Liste der Orte mit Bahntaxi. Ein Zeichen, dass es beim Service trotz einiger Anstrengungen noch etwas holpert.

Für das erste Gepäckstück sind 170 Schilling (12,35 Euro) zu bezahlen, zwei Koffer kommen auf 230 Schilling (16,71 Euro), drei Gepäckstücke auf 290 Schilling (21,08 Euro). Mit Vorteilscard reduzieren sich diese Beträge jeweils auf 120 Schilling (8,72 Euro), 170 Schilling (12,35 Euro) und 210 Schilling (15,26 Euro). Dazu kommt ein Zuschlag für Sondergepäck wie Rollstühle, Kinderwagen oder Fahrräder von 90 Schilling (6,54 Euro).

Nur in Wien wird das Gepäck auch an Sonn- und Feiertagen zugestellt. Dafür wird ein Zuschlag von 200 Schilling (14,53 Euro) pro Sendung berechnet.

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