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Minivans - Packesel für Familien

  • Die gängigen Modelle im Vergleich
  • Große Unterschiede in Ladevolumen und Umweltaspekten
  • Turbodiesel schneiden besser ab als die Benziner

Ein neues Automobilkonzept setzt sich durch. Vielzweckfahrzeug mit hohem Komfort ist die Devise. Die Autos sind höher als normale Limousinen – 170 statt 140 Zentimeter; das erleichtert das Ein- und Aussteigen und erhöht den Sitzkomfort. Die hinteren Sitze können mit wenigen Handgriffen umgelegt oder ausgebaut werden, sodaß sich viele Variationsmöglichkeiten ergeben: Je nach Bedarf können bis zu sieben Personen oder maximal viel Gepäck, auch Sperriges wie zum Beispiel Fahrräder, im Fond des Wagens verstaut werden. Daher die gebräuchliche Bezeichnung Minivan, also eine kleinere Version von Van (Kleinbus), aber mit einer komfortableren Ausstattung, wie sie dem Standard für Limousinen entspricht.

Rasch wachsender Markt

Entsprechen Minivans dem Mittelklasseformat, so hat sich zuletzt ein rasch wachsender Markt für kleinere Klassen aufgetan: „Kompaktvans“ wie Renault Scénic und die Neuerscheinungen Fiat Multipla und Opel Zafira, oder gar „Microvans“ im Kleinwagenformat (Beispiel Daihatsu Move). Alleine die klassischen Minivans kommen heute bereits auf einen Marktanteil von sechs Prozent – Tendenz steigend. Wobei der Anteil der Dieselmodelle weit überwiegt, neun von zehn neu zugelassenen Minivans sind (turbo)dieselgetrieben.

Auf größere Familien zugeschnitten

Den Minivans gilt auch unser Test. Mit sieben Sitzplätzen sind sie speziell auf größere Familien zugeschnitten. Wie berichtet, muß seit Anfang 1999 für jedes mitgeführte Kind ein ganzer Sitz zu Verfügung stehen. Ein Ehepaar mit vier Kindern kann daher mit dem klassischen Fünf-Sitze-Pkw nicht mehr gemeinsam reisen. Die Testergebnisse von fünf (mit den baugleichen: neun) Modellen sind in der Tabelle gegenübergestellt. Sie repräsentieren weit über 80 Prozent des Minivanmarktes. Zusätzlich finden Sie ein kurzes Resümee der Ergebnisse von Opel Sintra und Mercedes-V-Klasse.

Keine passive Sicherheit

Anders als bei den bisherigen Autotests fehlt diesmal die Bewertung der passiven Sicherheit. Minivans unterscheiden sich grundlegend von herkömmlichen Pkws (Sitzposition, variable Nutzungsmöglichkeiten…), sodaß eine Bewertung nach dem auf Pkws zugeschnittenen Sicherheits-Rating unseriös wäre. Aussagen über die passive Sicherheit können daher erst nach dem Crashtest gemacht werden, dessen Ergebnisse für Juli erwartet werden. In der (sichtbaren) Sicherheitsausstattung gibt es wenig Unterschiede: Alle Modelle haben Fahrer- und Beifahrerairbag, alle Sitze sind mit Kopfstützen ausgestattet (außer Toyota Picnic auf dem Mittelsitz der zweiten Sitzreihe); kein Modell verfügt über einen Drei-Punkt-Gurt auf dem mittleren Sitz.

Standardansprüche erfüllt

Ohne Berücksichtigung der passiven Sicherheit lautet das Testurteil für alle Fahrzeuge „durchschnittlich“. Das bedeutet, daß alle die heute geltenden Standardansprüche erfüllen. Dennoch werden in den einzelnen Bereichen deutliche Vorzüge beziehungsweise Mängel sichtbar. Die größten Unterschiede gibt es beim Ladevolumen und bei den Umweltaspekten.
Das Hauptaugenmerk potentieller Minivanbenützer gilt wohl den Möglichkeiten, die der Innenraum für den Transport von Personen oder Gepäck bietet.

Dabei hat der kleinste Konkurrent – Toyota Picnic – einen Startnachteil, der noch dadurch verschärft wird, daß die zweite Sitzreihe nur umgelegt, nicht ausgebaut werden kann. Erstaunlich dagegen das Ladevolumen des Fiat Ulysse (baugleich mit Citroën Evasion und Peugeot 806): Der kürzeste Van im Teilnehmerfeld (nicht einmal 4,5 Meter) faßt bis zu 3100 Liter Ladegut, das sind lediglich 60 Liter weniger als der wuchtige Chrysler Voyager packt (Beladung bis zum Dach, zweite und dritte Sitzreihe ausgebaut). Wieviel Fahrräder (Mountainbikes) kann man im Wagen verstauen, wenn eine gleich hohe Zahl von Personen mitfährt? Generell sind es fünf Räder (mit abmontierten Vorderreifen), im Toyota immerhin auch noch vier.

Umständliche Montage der Sitze

Als eher umständlich empfanden die Tester die Montage und Demontage der Sitze. Man muß aufpassen, daß man sich nicht die Finger einzwickt, und besonders die weiblichen Tester hatten Mühe mit dem Heben der doch recht schweren Sitze. Besonders schlecht schneidet Chrysler ab, weil die hinteren Sitzreihen nach wie vor mit Bänken statt Einzelsitzen ausgestattet sind: Da müssen schon zwei zupacken, um sie zu montieren.

Die Grenzen der Vielseitigkeit

Geringe Unterschiede gibt es beim Sitzkomfort. In der dritten Reihe ist er naturgemäß etwas schlechter, wo vor allem im Ford Galaxy und im Toyota die Kopffreiheit bemängelt wird. Bei Fiat und Renault wiederum wird die schlechte Zugänglichkeit zur letzten Sitzreihe kritisiert. Positiv wurden die Sitze mit integriertem Kindersitz bewertet, die es bei Ford/VW/Seat gegen Aufpreis gibt: Das Rückhaltesystem für Kinder zwischen neun Monaten und vier Jahren ist leicht zu bedienen. Die Benützung des Sitzes durch Erwachsene wird durch die Kinderrückhalteeinrichtung nicht beeinträchtigt.

Wie im Wohnzimmer

Manchmal scheint die Vielseitigkeit der Minivans auch überzogen zu werden. So sind Fiat, Ford und Renault mit drehbaren Vordersitzen ausgestattet. Das soll ein Wohnraum- oder Konferenzraumambiente schaffen: Vier Leute sitzen im Kreis, ein umgelegter Sitz in der Mitte fungiert als Tisch. Der Fußraum für die vier ist stark begrenzt, der kleine Tisch bietet gerade Platz für vier Trinkbecher. Man mag sich fragen, welche Manager sich in einen Minivan zwängen werden, um darin auf einem Autobahnrastplatz eine Konferenz abzuhalten.
Dagegen zeigen sich die Hersteller bei selbstverständlichen Ausstattungsfeatures recht knausrig. So ist die Laderaumabdeckung oft nur gegen Aufpreis erhältlich; und mit gut 3500 Schilling für ein Stück Stoff auch nicht gerade wohlfeil.

Geringerer Verbrauch

Ein wichtiges Argument für Dieselfahrzeuge ist der geringe Verbrauch. Wobei zu den Prospektangaben erfahrungsgemäß ein Liter dazu gerechnet werden müßte. Dennoch: Im Gesamttestdurchschnitt hat kein Modell viel mehr als neun Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Klar voran liegt Ford Galaxy (baugleich mit VW Sharan und Seat Alhambra) mit dem bewährten Turbodieselaggregat des VW Passat: nur 7,5 Liter.
Enttäuschend sind die Ergebnisse der Abgasmessung. So werden Dieselautos ihr Image als Stinker nicht loswerden. Gerade die europäischen Hersteller haben die Rußpartikelemissionen einfach nicht im Griff. Selbst bei einer Umgebungstemperatur von 25 Grad werden die (IT-)Grenzwerte überschritten. Daß es geht, zeigt der Musterknabe aus Japan: Der Picnic bleibt auch bei null Grad unter den Grenzwerten.

Gute Motoren

Motorisch können sich die Minivans trotz ihres relativ hohen Gewichts durchaus sehen lassen. Die Turbodieselmaschinen mit einer Leistung zwischen 80 und 85 kW (109 bis 116 PS) verfügen für ihren Einsatzbereich (Familienwagen) über ausreichende Kraftreserven. Zu erwähnen ist, daß für Ford und Fiat auch schwächere Versionen (rund 90 PS) angeboten werden, die nicht getestet wurden. Wieder etwas aus der Reihe fällt Toyota Picnic. Seine 2,2-Liter-Maschine kommt zwar nur auf 90 PS, kann aber mit den stärkeren durchaus mithalten. Das Leichtgewicht unter den Minivans kann den um rund 450 Kilogramm schwereren Chrysler auf den letzten Platz in der Motorwertung verweisen.

Vollbremsung bei voller Beladung

Beim Bremstest wollten wir auch wissen, wie sich das Bremsverhalten eines vollbeladenen Fahrzeuges (bis zum zulässigen Gesamtgewicht) ändert. Der Bremsweg von 100 Stundenkilometer bis zum Stillstand wurde nur bei Chrysler spürbar verlängert (von 42 auf fast 46 Meter); bei diesem Modell wurden auch leichte Fading-Probleme (Nachlassen der Bremswirkung bei häufigem Bremsen) bemängelt.
Etwas überraschend das Bremsverhalten des Ford: Vollbeladen ist er schneller von Hundert auf Null als bei Normalbeladung.

Beheizbare Frontscheibe

In der Kategorie Heizung und Ventilation spielt Renault Espace seine Vorzüge aus. Große Probleme, den Beschlag von der Windschutzscheibe zu bekommen (defogging), hatte Ford Galaxy. Eine beheizbare Frontscheibe, was häufig als Extra angeboten wird, sollte beim Ford ernsthaft erwogen werden. Die Defogging-Zeit kann auf diese Weise immerhin halbiert werden.
Wenig Erfreuliches gibt es schließlich in der Einbruchsicherheit zu berichten. Ein Profi-Einbrecher braucht in keinem Fall länger als etwa 20 Sekunden, um eine der Türen zu öffnen.

Ford Galaxy:
Kräftiger
Sparmeister

Toyota Picnic:
Schont die
Umwelt

Chrysler Voyager:
Wuchtige
Erscheinung

Testsieger mit ausgewogenen Eigenschaften. Sparsamster Verbrauch trotz kraftvollem Motor. Minuspunkte: Wenig Kopffreiheit hinten, Sitze schwer zu bedienen, Ventilation.

Zwei Sterne für den umweltfreundlichsten Turbodiesel. Bester im Fahrkomfort. Der kleinste im Feld, daher beschränktes Platzangebot. Mittelreihe nicht herausnehmbar, hohe Ladeschwelle.

Der Breiteste und Längste punktet in der Ladekapazität. Aber unhandliche Sitzbänke, hohe Ladeschwelle. Schwächen bei Motor und Bremsen, von keinem Tester als erster gereiht.


Renault Espace:
Liebling der
Tester

Fiat Ulysse:
Kompaktes
Raumwunder

 

 

Sechs von zehn Personen sahen ihn im Praxistest voran. Große Variationsmöglichkeiten, optimale Stauraumnutzung, aber geringer Laderaum, wenig Kopf- und Fußfreiheit in der dritten Sitzreihe.

Der Kürzeste siegt in der Laderaumbewertung. Vorne auch bei Motorleistung. Sitze ohne Gleitvorrichtung, wenig Platz in der 3. Sitzreihe. Vier Tester reihten ihn an erster Stelle.

 

Opel Sintra:Guter Sitz

Der Opel Sintra 2.2 GLS 16V schneidet unter den vier (mit)getesteten Benzinversionen am besten ab. Großes Ladevolumen (3000 Liter) und gute Variationsmöglichkeiten lassen ihn als Minivan gut geeignet erscheinen. Beim Sitzkomfort wurde er am höchsten bewertet; die Sitze sind auch relativ leicht aus- und einzubauen. Die Höhe der Schwelle wurde allerdings beanstandet. Eher schlecht schneidet der Antrieb ab, wenn auch besser als der Mercedes V (Verbrauch 10,7 Liter).

Mercedes-V-Klasse: Lieferwagenformat

Der Mercedes V 230 Trend wäre das klare Schlußlicht im Minivantest. Nur das großzügige Platzangebot spricht für ihn: sowohl für Passagiere als auch für Gepäck; das maximale Ladevolumen ist mit 4500 Liter 50 Prozent größer als bei den größten Konkurrenten. Doch die V-Klasse kann ihre Herkunft nicht verleugnen, ist sie doch ein Abkömmling der Lieferwagenreihe Vito von Mercedes. Fahrverhalten, Fahrkomfort und lautes Motorengeräusch erinnern daran. Als Minivan wird er nicht geschätzt: Neun Tester reihten den Mercedes V an die letzte Stelle. Schlechte Werte (selbst im Vergleich zu anderen Benzinmodellen) auch für den Motor: 27 Sekunden von 80 auf 120 km/h, 12,9 Liter Verbrauch.

Das kostet ein Kilometer (in öS)

Der kleine Toyota Picnic liegt im Kostenvergleich deutlich voran. Die Dieselminivans kommen jedenfalls nicht teurer als Mittelklasseautos mit Benzinmotor (Kilometerkosten zwischen 6,28 und 7,85 Schilling, siehe „Konsument“ 11/96).


Toyota Picnic 2,2 TDE 323.010,–

6,60

Ford Galaxy 1,9 Tdi GLX 389.573,–

7,43

Fiat Ulysse 2,1 TD EL 400.200,–

7,64

Chrysler Voyager 2,5 TD SE 399.900,–

7,79

Renault Espace 2,2dT RT 410.082,–

7,79


Wegen der besseren Vergleichbarkeit wurden von Ford und Renault nicht die (besser ausgestatteten) Testversionen herangezogen.
Annahmen: Jahreskilometerleistung 15.000, vier Jahre Nutzungsdauer, Treibstoffkosten laut Testverbrauch.

Turbodiesel schlägt Benzin

Elastischer Motor.

Im direkten Vergleich zu den Benzinversionen gehen die turbodieselgetriebenen Minivans als klarer Sieger hervor. Vor allem in der Elastizität, was in der Praxis mehr zählt als Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung aus dem Stand. Der Renault Espace 2.0 RT ist seinem Bruder 2.2 TD ebenso unterlegen wie der VW Sharan 2.0 dem baugleichen Ford Galaxy (mit dem Turbodiesel des VW Passat). Aber selbst stärkere Benzinmotoren haben keine Chance – etwa im Opel Sintra oder Mercedes-V-Klasse mit jeweils über 140 PS. Keiner schafft die Beschleunigung von 80 auf 120 km/h im fünften Gang unter 20 Sekunden. Die Dieselvans brauchen dafür nur 17 Sekunden.

Steckengeblieben.

Beim Anfahrtstest auf einer Steigung war für zwei Benzinmodelle überhaupt Endstation: Weder der VW Sharan noch der Renault Espace kamen trotz mehrmaliger Versuche von der Stelle. Mercedes verdankt es nur seiner Traktionskontrolle, daß er wenigstens langsam hügelaufwärts gelangte. Völlig klar liegen die Dinge auch im Treibstoffverbrauch: 10 Liter im Testdurchschnitt sind das mindeste, der Mercedes braucht mit rund 13 Litern 5,5 Liter mehr als das Dieselaggregat des Ford Galaxy.

Emissionen zu hoch.

Die Schattenseite der Diesel zeigt sich bei den Abgaswerten: Hier halten die Benzinmotoren wenigstens bei 25 Grad Umgebungstemperatur die Grenzwerte ein. Im Vergleich zum Öko-Sieger Toyota verblassen aber auch die Ottomotoren.

Anbieteradressen

Chrysler:

AC Austro Car HandelsgesmbH,
Plainstraße 41, 5020 Salzburg, 0 66 2/88 32 61-0

Fiat:

Steyr Automobil-Vertriebs AG, Schönbrunner Straße 297–307, 1120 Wien 01/811 45-0

Ford Motor Company (Austria) KG,

Fürbergstraße 51, 5020 Salzburg, 0 66 2/65 81-0

Renault Österreich Automobilvertriebs-GesmbH,

Laaer Berg-Straße 66, 1100 Wien, 01/680 10-0

Toyota Frey Austria GesmbH,

Richard-Strauss-Straße 34, 1230 Wien, 01/610 04-0

Kompetent

Testsieger Ford/VW/Seat:

Das Trio punktet vor allem dank des sparsamen und ausreichend kräftigen Dieselmotors aus dem VW Passat. Der niedrige Kaufpreis macht jedoch den Toyota Picnic zum wirtschaftlichsten Minivan (für Familien mit wenig Gepäck).

Viel Platz in Fiat/Citroën/Peugeot.

Dieses Trio kombiniert kurze Außenabmessung mit großem Raumangebot. Ein wichtiges Kriterium für ein Familienfahrzeug, das auch in der Stadt genutzt wird.

Bis 17 Prozent Rabatt.

In der Endabrechnung liegen die Dieselminivans nicht weit auseinander. Daher kommt dem Preis eine wichtige Rolle zu. Das gilt besonders für die zwei baugleichen Trios. Fragen Sie nach Rabatten – 7 bis 17 Prozent werden geboten. Auf Ausstattungsdetails achten.

Kindertauglich.

Alternative für Familien mit mehr als drei Kleinkindern. Seit Anfang 1999 muß für jedes Kind ein Sitz vorhanden sein. Auf dem Beifahrersitz (Airbag durchwegs serienmäßig) sollten keine Kindersitze montiert werden – Reboardsitze auf keinen Fall!

So haben wir getestet

Im Rahmen einer europaweiten Kooperation von Verbraucherverbänden hat deren Testorganisation International Testing (IT) insgesamt 9 Minivans (5 Diesel, 4 Benzin) getestet. Alle sind mit Servolenkung, Zentralverriegelung und Wegfahrsperre ausgestattet. Prüfmethoden analog zu den bisherigen IT-Tests – allerdings ohne passive Sicherheit und mit ausführlicherer Beurteilung des Bereiches Beladung.
Details über Prüfmethoden und den Kostenvergleich schicken wir Ihnen kostenlos zu:
Tel.: 01/588 770.

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