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Crashtest 4/2009 - Citroen, Mazda, Mitsubishi, Subaru,Toyota

, aktualisiert am

  • Völlig neue Bewertung der Crashtests mit einer Gesamtnote
  • Weniger Fünfstern-Autos durch stufenweise Verschärfung der Kriterien
  • Vierte Bewertungsebene für Assistenzsysteme

Im Lichte der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise besteht die Gefahr, dass Einsparungsmaßnahmen in der Fahrzeugherstellung auch das Sicherheitsniveau gefährden könnten. EuroNCAP will hier mit der gründlichen Neuordnung der Crashtests massiv gegensteuern. Abgesehen von der menschlichen Tragödie rufen Verkehrsunfälle auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden hervor. Man geht davon aus, dass er etwa zwei Prozent des Bruttonationalprodukts der gesamten EU ausmacht, das sind etwa 200 Milliarden Euro.

Vier Kriterien für die Gesamtnote

Was bisher geschah: Seit 1997 besteht der EuroNCAP-Crashtest (European New Car Assessment Programme) aus drei Krite­rien, nämlich Erwachsenensicherheit, Kinder­sicherheit und Fußgängerschutz. Sie wurden immer gesondert bewertet und mehrmals in Details überarbeitet. Seit Feb­ruar gilt nun ein völlig neues Bewertungsschema. Die jüngsten Ergebnisse sind mit früheren also grundsätzlich nicht mehr vergleichbar.

Zu den bekannten Kategorien kommt nun eine weitere hinzu, welche die sicherheitstechnische Ausstattung des Fahrzeugs beschreibt, etwa das Vorhandensein eines elektronischen Stabilitätskontrollsystems (ESP oder ESC) oder eines Geschwindigkeitsbegrenzers (Speedlimiter, SLD), der verhindert, dass eine vorher eingestellte Geschwindigkeit überschritten wird.

Fünf Sterne schwerer erreichbar

Neben den Einzelbewertungen gibt es nun auch eine Gesamtnote. Das soll vor allem bewirken, dass dem von vielen Fahrzeugherstellern krass vernachlässigten Fußgängerschutz mehr Beachtung geschenkt wird. So sind mit einem wirklich blamablen Fußgängerschutz-Resultat auch keine fünf Sterne in der Gesamtnote möglich. Das Gleiche gilt, wenn das ESP nicht serien­mäßig vorhanden ist.

Tabelle: Crashtest

Sicherheitsniveau

Die Erhöhung der Crashsicherheit ist jedoch nur eine Möglichkeit. Noch besser, wenn es erst gar nicht zum Unfall kommt. Insofern versprechen die elektronischen Helfer einen doppelten Vorteil: Schonung des Menschen, aber auch des Materials. So lässt sich das Sicherheitsniveau auf unseren Straßen erneut deutlich anheben, ohne die Gewichtsspirale durch noch mehr Verstärkungen im Fahrzeug weiterzudrehen.

Pfahltest

Überarbeitet wurde auch der sogenannte Pfahltest, mit dem ein seitlicher Aufprall auf einen Baum oder Mast simuliert wird. Die Dummies wurden erstmals mit Sensoren im Bereich des ganzen Körpers ausgestattet. Dabei hat sich gezeigt, dass der Kopf durch die Kopfairbags meist recht gut geschützt ist, dass es aber im Brustbereich durchwegs noch zu erheblichen Verletzungen kommt. Neu ist auch der Heckaufprall, bei dem die Belastungen im Nacken gemessen werden (Peitschenschlagsyndrom). Auch hier besteht, wie die ersten Tests zeigten, erheblicher Aufholbedarf.

 Bild: EuroNCAP Beim Pfahltest wird der Kopf des Dummys fast durchwegs gut geschützt, im Brustbereich sind die Belastungen aber meist recht hoch - wie beim Mitsubishi Lancer.

Verändertes Bewertungsschema

Um die Komplexität der unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen besser zu erfassen, wurde das Bewertungsschema völlig verändert. Hat man bisher auf recht simple Art und Weise Punkte vergeben und addiert, werden jetzt Punkte vergeben und in Prozent der Maximalpunktezahl umgerechnet. Für jeden Stern und jedes Kriterium muss nun eine gewisse Mindestpro­zentzahl erreicht werden. So hat letztendlich nur jenes Fahrzeug eine Chance auf fünf Sterne, das beim Erwachsenencrash auf 75 Prozent kommt, bei der Kindersicherheit 70 Prozent, beim Fußgängerschutz 25 Prozent und bei den Sicherheitseinrichtungen mindestens 60 Prozent erreicht. Lediglich einen Stern erhält, wer nur auf 15/15/0/5 Prozent kommt. Das gilt für 2009. 2010 und 2012 werden diese Prozentsätze in einzelnen Kategorien noch einmal angehoben. Zum Beispiel beim Fußgängerschutz von 25 auf 40 bzw. 60 Prozent.

Für 5 Sterne 70 % erforderlich

Um die Sache nicht allzu einfach erscheinen zu lassen, wird über diese Ergebnisse noch eine Gewichtung gelegt. So zählt die Erwachsenensicherheit 50 Prozent; ­Kinder- und Fußgängersicherheit machen jeweils 20 Prozent, die Sicherheitseinrichtungen 10 Prozent aus. Daraus errechnet sich dann die Gesamtpunkteanzahl, die für fünf Sterne mindestens 70 betragen muss.

Neue Sterne-Ordnung ab 2012

Man hat nicht sofort die strengen Regeln von 2012 eingeführt, damit die Autoher­steller ­eine Chance haben, sich auf die neuen Spielregeln und Testszenarien einzustellen, ohne dramatische Bruchlinie bei der Sternever­gabe. Es geht auch darum, die Konsumenten an die neue Sterne-Ordnung zu gewöhnen.

Der erste Durchgang hat gezeigt, dass vier von sechs Autos fünf Sterne erreichten. Für 2012 prophezeit EuroNCAP wegen der verschärften Prozentrechnung einen überwiegenden Anteil von Autos mit drei Sternen und darunter. Es hätte ja auch wenig Sinn, wenn die meisten Autos trotz dieser grundlegenden Neuerung sowieso wieder fünf Sterne bekämen. Wenn sich die Rechnung mit Punkten und Prozenten auch kompliziert darstellt, am Ende steht ein Ergebnis, das den Kunden eine klare Einschätzung des Sicherheitsniveaus eines Fahrzeugs ­erlaubt. Für die neue Sterne-Wertung gibt es auch ein neues Logo, das die Fahrzeughersteller dann in ihren Marketing- und Werbeprogrammen verwenden dürfen.

Toyota mit besten Resultaten

Zu den konkreten Ergebnissen: Der Toyota Avensis aus der Mittelklasse und der Supermini iQ zeigen, dass es keine Frage der Größe ist, ob ein Auto fünf Sterne schafft. Der Citroën C3 Picasso ist das erste getes­tete ­Auto, das Punkte für seinen serien­mäßigen Geschwindigkeitsbegrenzer erhält. Allerdings schaffte er in Ermangelung eines serien­mäßigen ESP trotzdem nur vier Sterne. Das Gleiche gilt für den Subaru ­Impreza, auch wenn er im Fußgängerschutz vorbildlich ist. Alle anderen schnitten in dieser ­Disziplin schlecht ab. Hier gibt es nach wie vor erheblichen Aufholbedarf, zumal wie schon erwähnt die Kategorie Fußgänger­schutz 2010 und dann erneut 2012 eine deut­liche Verschärfung in der Gewichtung erfährt.

Probleme bei Pfahltest und Heckaufprall

Beim Pfahltest konnte kein Auto wirklich überzeugen. Was bisher nicht getes­tet wurde, hat man offenbar auch bei der ­Konstruktion weitgehend nicht berücksichtigt. Die Verringerung der Verletzungsgefahr für den Brustkorb durch das Eindringen des Pfahles an der Wagenseite stellt wohl eine neue Herausforderung für die Autohersteller dar. Genauso wie der Heckaufprall, den man nur im Toyota Avensis mit akzeptablen Belastungen übersteht.

Toyota sicherstes Auto

Insgesamt ist der Toyota Avensis das mit Abstand sicherste der sechs getesteten Fahrzeuge. Mit seinem Ergebnis würde er auch nach den strengeren Kriterien von 2010 fünf Sterne bekommen. Für 2012 müsste aber die Fußgängersicherheit noch erheblich verbessert werden.

Fußgängersicherheit

Der in der Fußgängersicherheit vorbild­­liche Subaru Impreza weist beim Heck­anprall und beim Pfahltest Schwächen auf. Er verfügt auch nur über einen Gurtwarner, am Fahrersitz. Beifahrer und Fondpassagiere können ungehindert als Gurtmuffel Platz nehmen. Auf noch etwas sei hingewiesen: Es gibt den Impreza auch mit einer Lufthutze auf der Motorhaube, einer Ausbuchtung zur Belüftung (betrifft vor allem die Dieselversionen). Das könnte den guten Fußgängerschutz um einige Prozentpunkte reduzieren.

 Foto: EuroNCAP Für Fußgänger, die auf die Front eines Fahrzeuges aufprallen, dominieren immer noch die gefährlichen Zonen (rot/orange) - im Bild die Testergebnisse für Mitsubishi Lancer.

Der Supermini Toyota iQ brilliert mit einem insgesamt hohen Sicherheitsniveau, zeigt aber wie die meisten der gecrashten Fahrzeuge Schwächen beim Pfahltest und beim Heckanprall. Ähnliches gilt für den Citroën C3 Picasso, der zusätzlich noch relativ hohe Belastungen für den Fahrerbrustkorb beim Frontalanprall aufweist. Beim Mazda 6 wiederum sind es vor allem die Oberschenkel, die erhöhten Belastungen ausgesetzt sind. Der Mitsubishi Lancer ist in der Fußgängersicherheit besonders schwach (nur 34 Prozent des Punktemaximums erfüllt).

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