Zum Inhalt

Bahnfahren: Reservierungen - Nicht am Koffer sitzen

Wer für seine Bahnfahrt einen sicheren Anspruch auf einen Sitzplatz haben will, muss reservieren. Das kostet extra – und ist in vielen Zügen gar nicht möglich.

Falsche Erwartungen geweckt

"In jedem Zug der ÖBB steht es Ihnen frei, Ihren Platz zu reservieren", wecken die ÖBB im Internet zum Thema "Reservierungsmöglichkeiten" gleich eingangs falsche Erwartungen. Denn in rund 70 Prozent der Züge – den Regionalzügen – ist eine Sitzplatzreservierung gar nicht möglich.

Faustregel: Ein Sitzplatz kann nur in Zügen vorreserviert werden, die 1.-Klasse-Wagen mitführen, also IC, EC, EN, ICE. Ausnahme bei Gruppenreisen: Auch in Regionalzügen gilt Reservierungspflicht, wenn mindestens 10 Personen gemeinsam reisen und dabei die Fahrpreisermäßigung "Gruppenreisen" oder "Jugendgruppenreisen" in Anspruch nehmen. Platzbestellungen für Gruppen werden im inländischen Verkehr spätestens 7, im internationalen Verkehr spätestens 30 Tage vor Antritt der Reise bei den Fahrkartenschaltern angenommen.

Keine Reservierungspflicht

Eine Reservierungspflicht für Sitzplätze gibt es in Österreich nicht – ohne Reservierung besteht aber kein Anspruch auf einen Sitzplatz. Die ÖBB bieten Entscheidungshilfen. Auf der ÖBB-Website findet sich eine "Lis­te der am stärksten frequentierten Züge", und die elektronische Fahrplanauskunft weist darauf hin, wenn absehbar: "Starker Reisetag – bitte unbedingt Sitzplatz reservieren!"

Mit der Reservierung muss man sich auf einen bestimmten Zug und Reisetag festlegen. Im Zug werden reservierte Sitzplätze von den ÖBB gekennzeichnet. Bei Liege- und Schlafwagenplätzen ist immer ein Aufschlag (zur Fahrkarte) zu bezahlen, womit auch eine Reservierung verbunden ist.

Reservierung 3 Stunden vor Abfahrt

Sitz- oder Liegeplatzreservierungen können frühestens drei Monate, Schlafwagenplätze bereits sechs Monate vor dem Reisetag gebucht werden. Bis etwa 2 oder 3 Stunden bevor der Zug in seinem Ausgangsbahnhof startet, kann reserviert werden. Am Abfahrtsbahnhof des Fahrgastes kann dieser auch eine „Last-Minute-Reservierung“ buchen. Für diesen Zweck gibt es im Zug pauschal vorreservierte Plätze, die freigemacht werden müssen, wenn jemand mit Reservierung zusteigt.

Der Anspruch auf den reservierten Sitz- oder Liegeplatz erlischt, wenn dieser Platz nicht bis 15 Minuten nach Abfahrt des Zuges von jenem Bahnhof, ab dem reserviert wurde, eingenommen wird. Für nicht beanspruchte reservierte Sitzplätze verfällt der bezahlte Betrag.

Reservierung meist kostenpflichtig

Für Kinder unter sechs, die gratis fahren, kann kein Sitzplatz reserviert werden, außer für sie wird auch eine Kinderfahrkarte (Halbpreis) gekauft. Reservierungen sind in der Regel kostenpflichtig: Der Sitzplatz kos­tet (Zug- und Klasse-unabhängig) 3 Euro, für Gruppenreisende im internationalen Verkehr 1 Euro, Liegeplätze ab 13,40 Euro.

Gratisreservierungen gibt es nur mehr in wenigen Fällen: Bei gemeinsamen Reisen mit der Vorteilscard-Familie zahlt lediglich die 1. Person die Reservierungsgebühr. Mitreisende Erwachsene und/oder Kinder erhalten (bis maximal fünf gemeinsam Reisende) eine Gratisreservierung. Ebenso gratis ist die Reservierung für Inhaber einer Vorteilscard Blind oder Spezial (Behinderte) sowie bei Autoreisezug-Buchungen. Nur noch bis 13. Dezember 2008 gratis ist die Reservierung für Inhaber von Österreichcard, Club Membercard und Vorteilscard Club.

 

Abteile für Damen

In Liegewagen gibt es spezielle "Damenabteile", die Frauen vorbehalten sind und gezielt gebucht werden können. Männer können keine ausschließlich von Männern belegten Abteile buchen. Auch ob er einen oberen oder unteren Schlafplatz will, kann der Fahrgast entscheiden. Der Rest ist "Zufall": etwa ob der reservierte Liegeplatz schlafbeeinträchtigend neben einer Toilette oder direkt über einer Wagon-Achse liegt.

Grafische Reservierung ab Dezember

In den neuen Railjet-Zügen, die ab 7. Dezember 2008 zum Einsatz kommen, wird es laut ÖBB erstmals in Europa in Zügen eine grafische Reservierungsmöglichkeit (ähnlich wie im Flugverkehr) geben.In speisewagenführenden Zügen der ÖBB kann auch das Wunschmenü bereits vor der Abreise bestellt werden. Im Businessabteil und in der 1. Klasse werden bestellte Mahlzeiten auf Wunsch auch am Sitzplatz serviert.

Übrigens: Die "gute" Medienpräsenz hoff­nungslos überfüllter Züge zum Fahrplanwechsel Dezember 2007 hat die Reservierungsrate deutlich hochschnellen lassen. Plus 20 Prozent im Jänner/Februar 2008 gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum. Die Fahrgäste wollen einfach nicht mehr das Risiko eingehen, von Innsbruck nach Wien am Gang auf ihren Koffern zu sitzen…

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Klimaticket: Resümee nach zwei Jahren

Klimaticket: Resümee nach zwei Jahren

Im Oktober 2023 gibt es das Klimaticket Österreich seit zwei Jahren. Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs in Österreich ist damit zu einer Einheit zusammengewachsen und hat eine neue Qualität erreicht. Doch ein paar Kinderkrankheiten sind noch zu kurieren.

Grenzüberschreitende Bahnfahrten premium

Grenzüberschreitende Bahnfahrten

Mit dem Zug in ein Nachbarland zu reisen ist einfach. Dabei die Fahrkarte zum günstigsten Preis zu erwerben jedoch gar nicht. Wir informieren, worauf Sie achten sollten.

Öffi-Angebot: Auf dem Abstellgleis

Öffi-Angebot: Auf dem Abstellgleis

Die Öffis in Österreich sind sehr unterschiedlich attraktiv und nutzbar – je nachdem, wo man wohnt. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kostet auch Zeit und Geld.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang