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Acht Autos im Crashtest - Sieben Mal vier Sterne, einmal fünf Sterne

, aktualisiert am

Zufriedenstellende Ergebnisse für den Minivan Renault Scénic. Euphorie kommt aber keine auf. Trotz Verbesserungen gibt es bei Insassenschutz, Kindersicherheit und Fußgängerschutz noch manches zu tun.

ÖAMTC und VKI präsentieren den neuen Crashtest: Acht funkelnagelneuen Auto-Modellen hat in der jüngsten EuroNCAP-Serie das letzte Stündlein geschlagen. Im Dienste der Verkehrssicherheit stellten sie ihre Crash-Qualitäten unter Beweis. Das Ergebnis des aus fünf Fahrzeugklassen bunt gemischten "Schrott-Haufens" ist insgesamt zufriedenstellend: Euphorie kommt aber keine auf. "Trotz Verbesserungen gibt es bei Insassenschutz, Kindersicherheit und Fußgängerschutz noch manches zu tun", kommentiert ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang die Crashtest-Ergebnisse. Paul Srna vom VKI bemängelte die Fußgängersicherheit.

Zwei Kleinwagen (Citroën C2 und Mazda 2), der "kompakte" Audi A3, der Mazda 6 aus der Mittelklasse, gleich drei Minivans (Renault Scénic, Renault Kangoo und Ford Focus C-MAX) und der Toyota Previa aus der Klasse der Vans. Erstmals gab es auch Sterne für die Kindersicherheit im Auto – nur selten aber ein Ergebnis, auf das man auch stolz sein darf. Zwei weitere bereits früher gecrashte Autos – der VW Touran und der Jeep Cherokee – besserten ihr Ergebnis nachträglich mit dem Einbau von Seatbelt-Remindern (Intelligente Gurtanlege-Erinnerung) auf.

Citro ën C2, Mazda 2: Trendige City-Cars

Der C2, neuer Stadtflitzer aus dem Hause Citroën, fuhr beim Crashtest 29 Punkte und somit solide vier Sterne ein. Im Frontcrash (13 Punkte) waren Fahrer und Beifahrer gut geschützt. Aber wie bei jedem kleinen Wagen ist es schwer, Raum für den vollständigen Schutz der Knie des Fahrers zu finden. Beim Seitenaufprall arbeiteten die im Sitz integrierten Seiten-Airbags gut. Die Crashtest-Experten honorierten das mit 14 Punkten für die Seitensicherheit. Einen Zusatzpunkt brachte der Seatbelt-Reminder auf dem Fahrersitz. Hinter Citroën Pluriel und Toyota Yaris reiht sich der kleine C2 auf dem dritten Rang in der Liste der gecrashten Kleinwagen ein.

Zweiter Kleinwagen in dieser Crashtest-Serie war der Mazda 2, der mit insgesamt 25 Punkten ebenfalls vier Sterne erzielte und sich im Ranking im unteren Drittel einreihte. Beim Frontcrash (11 Punkte) blieb die Fahrgastzelle zwar stabil, die Brustbelastungen für den Beifahrer waren aber relativ hoch. Obwohl der Mazda 2 in der Basisversion über keine serienmäßigen Seiten-Airbags verfügt, bot er im Seitenaufprall genügend Schutz. Für den Fahrer bestand Verletzungsgefahr, ausgehend von der Armlehne und durch die eindringende Tür und Türverkleidung. 14 Punkte erhielt der Mazda 2 für seine Seitensicherheit.

Audi A3 bei den Kompakten auf Platz drei

Der neue Audi A3 erreichte 29 Punkte (vier Sterne) und reihe sich im Ranking der Kompaktklasse auf dem dritten Platz ein. Die stabile Fahrgastzelle des Audi stellt den Insassen einen nahezu uneingeschränkten Überlebensraum zur Verfügung und liefert zusammen mit dem gut abgestimmten Rückhaltesystem ein überzeugendes Sicherheitskonzept. Wertvolle Punkte büßt das neue A3-Modell aufgrund von scharfkantigen Teilen im Bereich der Lenksäulen-Verkleidung ein. Im Frontcrash (12 Punkte) erwies sich die Fahrgastzelle als formstabil, in der Seitensicherheit brachte es der A3 sogar auf alle 18 maximal erreichbaren Punkte.

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Mittelmäßig, Mittelklasse: Mazda 6

Mit 26 Punkten und somit vier Sternen ist der Mazda 6 im Ranking der Mittelklasse im unteren Drittel zu finden. Der Frontcrash brachte elf Punkte: Verletzungsgefahr besteht vor allem durch die hohe Krafteinwirkung auf die Brust des Fahrers. Harte Stellen unter dem Lenkrad stellen außerdem ein Risiko für Knie- und Oberschenkel-Verletzungen beim Fahrer dar. Wertvolle Punkte büßte der Mazda 6 ein, weil beim Frontcrash der Fußraum des Fahrers aufgerissen wurde. Passable Leistung mit 15 Punkten im Seitenaufprall: Das wirkungsvolle Seitenaufprall-Schutzsystem beinhaltet im Sitz integrierte Seiten- und Kopfairbags.

Renault Scénic: Shooting-Star unter den Minivans

Er ist nach EuroNCAP-Erkenntnissen der sicherste in der boomenden Minivan-Klasse. Als erstes Auto erreichte der Renault Scénic mit 34 Punkten fünf Sterne für den Insassenschutz. Beim Frontcrash (15 Punkte) erwies sich der Fahrgastraum als formstabil. Es wurden viele Anstrengungen unternommen, um Knie und Oberschenkel des Fahrers maximal zu schützen. Die Front-Airbags entfalteten sich in Abhängigkeit von Unfallschwere, Größe und Gewicht des Fahrers. Die erhöhte Brustbelastung des Fahrers kostete im Frontcrash allerdings einen Punkt. In der Seitensicherheit fuhr der Renault Scénic dafür aber alle 18 Punkte ein. Ein Seatbelt-Reminder am Fahrersitz bessert das Ergebnis nochmals um einen Punkt auf.

Ford: Fünften Stern knapp verpasst

Knapp vorbei am fünften Stern ging der Focus C-MAX von Ford. Mit 31 Punkten schnitt der Minivan zwar absolut zufriedenstellend ab, im Crashtest offenbarte sich aber die ein oder andere Schwachstelle: Unnachgiebige Stellen hinter dem Armaturenbrett haben bei einem Crash erhöhtes Verletzungsrisiko für den Fahrer zur Folge. Dennoch blieb im Crash die Karosserie stabil, die Deformierungen um Türschweller und A-Säulen waren nur gering und die Insassen waren insgesamt gut geschützt. 13 Punkte erhielt der Focus für seine Frontsicherheit, 17 in der Seitensicherheit, einen Zusatzpunkt gibt es für den Seatbelt-Reminder am Fahrersitz.

Deutlich hinter seinem Werkskollegen Scénic liegt der Renault Kangoo mit 26 Punkten (vier Sternen). Hier haperte es im Frontcrash (12 Punkte) vor allem an der stark deformierten Karosserie. Obwohl Rückhaltesystem und Airbags gut funktionierten, bestand für den Fahrer durch Beschädigungen an der Karosserie das Risiko von Brustverletzungen. Beim Seitenaufprall (13 Punkte) war der Schutz der Insassen beeinträchtigt, weil die Türsäule auf der Fahrerseite stark in die Fahrgastzelle eingedrungen ist. Der Seatbelt-Reminder am Fahrersitz brachte wiederum einen Zusatzpunkt.

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Toyota Previa: solide vier Sterne bei den Vans

Ein Van stand diesmal auf der Crashbahn: Der Toyota Previa brachte es auf 28 Punkte (vier Sterne) und reiht sich mit einem deutlichen Punkterückstand auf die Klassenbesten Renault Espace (35 Punkte) und Peugeot 807 (33 Punkte) auf dem dritten Rang ein. Beim Frontcrash waren die Brustbelastungen des Fahrers relativ hoch. Außerdem riskieren Fahrer und Beifahrer durch harte Stellen hinter dem Armaturenbrett bei einem "Frontalen" Verletzungen an den Beinen – Fazit: 12 Punkte. Im Seitenaufprall erzielte der Previa mit 15 Punkten ein gutes Ergebnis. Zwei Punkte gab es außerdem für Seatbelt-Reminder am Fahrer- und Beifahrersitz.

Aufgewertet dank Seatbelt-Reminder

Wegen der europaweit hohen Quoten nicht angeschnallter Autoinsassen wird von EuroNCAP der Einbau "intelligenter optischer und akustischer" Sicherheitsgurt-Erinnerungssysteme forciert und bewertet. Bis zu drei Zusatzpunkte bekommen daher Fahrzeuge, die serienmäßig über sogenannte "Seat-Belt-Reminder" verfügen - je einen für Fahrer-, Beifahrer- und Rücksitz.

Zwei bereits früher gecrashte Fahrzeugmodelle haben jüngst dank Seatbelt-Reminder ihre Sicherheitsbewertung verbessert: Seit November rüstet VW seinen Minivan Touran mit einem Seatbelt-Reminder fürs Gurt-anlegen auch am Beifahrersitz auf. Das Auto wird somit von 32 auf 33 Punkte aufgewertet und erhält nachträglich auch den "heißersehnten" fünften Stern. Offroader Jeep Cherokee wird seit August mit einem Seatbelt-Reminder für den Fahrersitz ausgerüstet. Ein Faktum, das nicht unbelohnt bleibt: Mit einem Punkt mehr in der Sicherheitsbewertung, von 24 auf 25, schafft der Cherokee den Sprung zum Vierstern-Auto.

Crashtest 12/2003

Erstmals Sterne für die Kindersicherheit

Erstmals beim Crashtest Sterne für die Kindersicherheit

Wie gut oder schlecht Kinder im Auto geschützt sind, das bewertete EuroNCAP in der neuen Crashtest-Serie erstmals mit maximal fünf Sternen in der Kindersicherheit. Im Schnitt kamen die acht getesteten Autos zwar auf drei Sterne, aber die Mängel bei der Kindersicherheit sind bereits altbekannt und nur teilweise beseitigt. Für die Crashtest-Experten von ÖAMTC und VKI stellt die Bewertung der Kindersicherheit einen weiteren Schritt in Richtung mehr Insassenschutz – in diesem Fall für die jungen Passagiere - dar.

Bestes Auto: Ford Focus C-MAX  

"Als bestes Auto tat sich der Ford Focus C-MAX mit vier Sternen hervor", lobt Paul Srna, Projektleiter beim VKI. Die Köpfe der Kinderdummys waren sowohl im Front- als auch im Seitenaufprall gut geschützt. Lediglich Kopf und Brust des jüngeren Kindes waren etwas höheren Belastungen im Frontcrash ausgesetzt. Verständlich formulierte und gut sichtbar angebrachte permanente Hinweiskleber warnen im Ford Focus C-MAX vor den Gefahren der Verwendung eines rückwärts gerichteten Rückhaltesystems, das einem Airbag gegenüberliegend montiert wird.

Schwachstellen bekannt  

Generell "krankt" es bei der Kindersicherheit in den gecrashten Autos immer wieder an denselben Stellen: "An den beiden Dummys im Alter von drei und eineinhalb Jahren wurden teils hohe Belastungen im Kopf-, Brust- und Nackenbereich festgestellt", erläutert Srna. Anlass zur Kritik liefern die häufig unzureichenden Warnsymbole und Hinweiskleber, die auf die Gefahr bei Verwendung von rückwärts gerichteten Kindersitzen am Beifahrersitz mit Airbag hinweisen. Srna: "Wird ein Rückhaltesystem rückwärts gerichtet auf einem Autositz mit Airbag verwendet, dann drohten dem darin sitzenden Kind schwere bis tödliche Verletzungen, wenn der Airbag bei einem Unfall ausgelöst wird. Daher ist es besonders wichtig, dass die Warnhinweise gut sichtbar und leicht verständlich sind."

Außerdem muss die teilweise vorhandene Möglichkeit zur Abschaltung des Beifahrer-Airbags klar erkennbar sowie leicht und verwechslungssicher zu bedienen sein.

Das ganze System wird beurteilt

"Bei der Bewertung der Kindersicherheit muss deutlich darauf hingewiesen werden, dass es sich dabei immer um eine Beurteilung des Systems – bestehend aus Fahrzeug und vom Hersteller empfohlenen Kindersitz bei fachgerechter Montage im Auto – handelt, also nicht auf das Fahrzeug oder den Kindersitz alleine übertragen werden kann", stellt der VKI-Projektleiter klar. Da die Montage einen wesentlichen Anteil am Funktionieren dieses Systems hat, wäre eine engere Kooperation von Fahrzeug- und Kindersitzhersteller wünschenswert, damit benutzerfreundliche Systeme (wie ISOFIX) weiter optimiert werden.

  Wieder enttäuschende Ergebnisse beim Fußgängerschutz

Die Fahrzeugfront muss dort Schutz bieten, wo im Falle eines Zusammenstoßes der Kopf eines Fußgängers – sei es nun ein Kind oder ein Erwachsener – aufschlagen könnte oder andere Körperteile gefährdet sind. Kein einziges Auto in dieser Crashtest-Serie kam über zwei (von vier) Sterne beim Fußgängerschutz hinaus. "Ein durchschnittlich schwaches Ergebnis, wie es beim Fußgängerschutz leider noch immer üblich ist“, kritisiert Paul Srna.

Dass der Fußgängerschutz nicht in dem Maße weiterentwickelt wird, wie die Insassensicherheit, zeigt sich selbst beim Renault Scénic: Mit nur elf von 36 möglichen Punkten lieferte das neu designte Modell ein enttäuschendes Ergebnis. In der Designarbeit kommt der Aspekt des Fußgängerschutzes generell deutlich zu kurz: Unnachgiebige Stellen auf der Motorhaube, steife Stoßstangen und Kotflügel, so lauten häufige Beanstandungen der Crashtest-Experten.

Gutes Design kann Schwache schützen

Ergebnisse aus vergangenen Tests, in denen Autos diverser Klassen immerhin drei Sterne erreicht haben, zeigen jedenfalls, dass durch gezielte Design-Maßnahmen wesentlich besserer Schutz für die schwächeren Verkehrsteilnehmer möglich ist.

So testet EuroNCAP

EuroNCAP (European New Car Assessment Programme) ist das weltweit größte Crashtest-Programm, in Österreich vertreten durch ÖAMTC und VKI. Die Tests betreffen den Insassenschutz bei Front- und Seitenaufprall, die Sicherheit von Kindern im Fahrzeug und die Fußgänger-Sicherheit beim Aufprall gegen ein Auto:

Der Frontcrash (maximal 16 Punkte sind zu erreichen) findet mit einer Geschwindigkeit von 64 km/h statt, wobei das Fahrzeug seitlich versetzt gegen eine deformierbare Barriere prallt. Gemessen werden die Verformungen am Auto und die Belastungen an den Dummies. Beim seitlichen Aufprall trifft ein Crash-Gefährt mit 50 km/h die Fahrerseite des stehenden Autos und simuliert so ein auf der Fahrerseite eindringendes Fahrzeug. Beim zusätzlichen Pfahltest wird das Fahrzeug mit 30 km/h seitlich gegen eine Stahlsäule gecrasht, der Aufprall erfolgt in Höhe des Fahrers. Simuliert wird hier ein Unfall etwa mit einem Baum oder einem Lichtmasten. Für den Seitenaufprall gibt es maximal 16 Punkte, zwei Extrapunkte bringt der Pfahltest.

Details zum Testablauf und zur Gewichtung finden Sie unter "Crastests - Testmethoden".

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