Was uns stutzig gemacht hat
Apple hat seine „ersten CO2-neutralen Produkte“ vorgestellt. Konkret die Apple-Watch-Produktfamilie. Diese CO2-Neutralität wird allerdings mit kühnen Aussagen begründet.
Der US-Tech-Gigant Apple stimmt immer lauter in den Chor der CO2-Neutralitätsbeteuerungen ein. Transparenz und Glaubwürdigkeit sind dabei leider nicht die Taktgeber.
Apple hat seine „ersten CO2-neutralen Produkte“ vorgestellt. Konkret die Apple-Watch-Produktfamilie. Diese CO2-Neutralität wird allerdings mit kühnen Aussagen begründet.
Dieser Kampf reizt uns vom VKI schon immer. Insbesondere unsere Rechtsabteilung ficht solche ungleichen Kämpfe gleichermaßen häufig wie selbstbewusst aus. Auch in puncto Greenwashing schrecken wir nicht vor großen Namen zurück.
Im Gegenteil. Gösser, eine Marke der zum Heineken-Konzern gehörenden Brauunion, oder die Lufthansa-Tochter AUA können ein Lied davon singen. Beide wurden auf unsere Initiative hin rechtskräftig wegen Greenwashing verurteilt. Auch Red Bull, Amazon, Shell oder C&A haben wir uns im Rahmen des Greenwashing-Checks bereits zur Brust genommen.
Nicht nur wir, auch andere Institutionen bzw. Medien nehmen sich des Themas Greenwashing kritisch an. So kommt es dann unweigerlich vor, dass uns „Konkurrenten“ beim Aufdecken von Greenwashing zuvorkommen. Das freut uns natürlich. Je mehr grüne Werbeversprechen als falsch entlarvt werden, desto besser. Natürlich können wir hier nicht alle Enthüllungsberichte wiedergeben. Aber ein Beispiel wollen wir doch herauspicken, weil es immerhin um eines der, wenn nicht um das wertvollste Unternehmen der Welt geht: Apple.
Der Tech-Gigant aus Kalifornien hat im Schlussquartal des Vorjahres seine „ersten CO2-neutralen Produkte“ vorgestellt. Konkret die Apple-Watch-Produktfamilie. Wie Apple die CO2-Neutralität begründet? „100 % saubere Energie für die Fertigung und Produktverwendung, 30 % recyceltes oder erneuerbares Material nach Gewicht und 50 % der Lieferungen ohne Transport auf dem Luftweg.“ Das ergebe unterm Strich eine „produktbezogene Emissionseinsparungen von mindestens 75 % pro Modell“. Und der Rest? Der wird mit Zertifikaten CO2-neutral gestellt.
Beim Lesen dieser Aussagen fällt uns sofort Folgendes auf: Es ist zwar zu begrüßen, dass Apple versucht, auf der Produktionsseite nachhaltiger zu agieren und auch das Thema Transport klimafreundlicher zu gestalten. Aber zu behaupten, dass die Produkte nun einen CO2-neutralisierenden Einfluss auf das Klima haben, ist kühn. Noch kühner, wenn man bedenkt, dass ein sattes Viertel der Emissionen mit CO2-Kompensation klimaneutral gestellt werden muss.
Die Non-Profit Organisation New Climate Institute hat diese grüne Botschaft von Apple genau analysiert. Und kommt auch zu diesem Schluss. Insbesondere Apples 100-Prozent-Grüne-Energie-Behauptung wird argumentativ zerpflückt. Einerseits sind wesentliche Zulieferbetriebe Apples weit davon entfernt, 100 Prozent saubere Energie in ihren Fabriken einzusetzen. Und andererseits kann Apple wohl kaum behaupten, die Produktverwendung erfolge ausschließlich mit erneuerbarer Energie. Mit welcher Art von Strom Kund:innen ihre Apple-Produkte aufladen, bleibt wohl noch auf absehbare Zeit deren höchstpersönliche Entscheidung.
Apple will bis 2030 komplett CO2-neutral werden. Wenn das so glaubwürdig und transparent vonstattengeht wie bei der Apple Watch, dann kommt der „grüne“ Apfel wohl auch künftig ziemlich wurmstichig daher.
Was doppelt schade ist. Denn wenn ein Riesenkonzern wie Apple es mit der Nachhaltigkeit ernst meint, hätte er einen riesigen Hebel für Umwelt und Klima in der Hand. Auch in Sachen Vorbildfunktion in einer ressourcen- und energiehungrigen Branche.
Auf den Vorwurf von Greenwashing angesprochen, sagte Apple-Chef Tim Cook in einem Interview im Vorjahr: „Greenwashing ist verwerflich.“ Wir finden: Er möge Apple an seiner eigenen Definition messen – und entsprechend ausrichten.
Um den Markt in Bezug auf Greenwashing bestmöglich zu kontrollieren, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Deshalb können wir unsere monatliche Aufforderung nur wiederholen: Melden Sie uns Greenwashing! Der VKI geht aktiv und erfolgreich gegen Greenwashing auf allen Ebenen vor. Der Greenwashing-Check ist ein großer Erfolg und wir bleiben weiterhin dran.
Wir blicken auch deshalb optimistisch in die Zukunft, weil sich in Sachen Greenwashing auf EU-Ebene einiges tut. Wenn die sogenannte Green-Claim-Verordnung wie geplant 2024 in Kraft tritt, bedeutet das: leichtere Rechtsdurchsetzung bei irreführenden grünen Werbebotschaften.
Sie sind über ein dreistes grünes Werbeversprechen gestolpert? Helfen Sie mit bei unserer Offensive gegen Greenwashing! Ein Formular dafür finden Sie auf konsument.at/greenwashing
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