Schon mal über den verschollenen Verschluss einer Milchpackung geärgert? Damit ist ab Juli 2024 Schluss, denn bis dahin sollen alle Deckel von Einwegverpackungen bis zu drei Liter fest mit dem Deckel auch nach dem Öffnen verbunden sein – das besagt eine EU-Richtlinie für Einwegkunststoffe. Die Kappe soll so mit in die Plastiktonne oder den Gelben Sack wandern, statt lose zum Restmüll. Die Verantwortlichen der Europäischen Union möchten nämlich, dass bis zum Jahr 2030 mehr Plastik als bisher recycelt wird und dadurch klimaschädliche Emissionen reduziert werden. Und auch das „Littering“, also das achtlose Wegwerfen von Abfällen in der Natur, soll damit eingedämmt werden.
Zu viel Müll am Strand
Ausschlaggebend für das Vorhaben war unter anderem ein Monitoring der Europäischen Kommission an einem Strand der Nordsee. Entlang von 100 Metern Strand hat das Forscherteam über 40 Getränkedeckel gefunden. „Einweg-Getränkeflaschen aus Kunststoff zählen zu dem an den Stränden der Union am häufigsten vorgefundenen Meeresmüll. Grund sind ineffiziente Systeme der getrennten Abfallsammlung und die geringe Beteiligung der Verbraucher an diesen Systemen. Es müssen unbedingt wirksamere Systeme der getrennten Abfallsammlung eingerichtet werden“, heißt es in der EU-Richtlinie. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler begrüßt die neue Regelung und macht klar: „Je früher wir das umsetzen, umso besser. Denn jeder Deckel, der nicht in der Natur landet, ist ein Gewinn für den Schutz unserer Umwelt.“
Auch bei Plastikflaschen angebundene Verschlüsse
Schon jetzt macht sich das EU-Vorhaben auf unseren Esstischen bemerkbar. Denn manche Hersteller haben ihre Verschlusssysteme bereits angepasst – etwa Ja! Natürlich, Berglandmilch oder Vöslauer – und verwenden eine angebundene Kappe. Die Neuerung trifft nämlich nicht nur Flüssigkeiten in Tetra-Pak-Verpackungen, sondern auch in Einweg-PET-Flaschen.
Softdrinks und Mineralwasser können wir somit zukünftig nur noch mit angebundenen Verschlüssen trinken. Coca Cola Österreich hat die Richtlinie bereits zwei Jahre vor der gesetzlichen Verpflichtung umgesetzt und stößt mit den Tethered Caps teils auf Unbehagen bei den Konsument:innen. Generell sei die Verschlusskappe schwieriger zu öffnen als zuvor und beim Trinken störend, der Verschluss zu kurz für eine praktikabel Handhabung, melden sich einige Verbraucher:innen in den sozialen Medien zu Wort.
"Mit den neuen Verschlüssen muss man zuerst drehen und die Kappe danach aufklappen. Erstens sind damit zwei statt bisher eine Handbewegung nötig, und, was noch viel schlimmer ist: In der Praxis funktioniert das nicht. Denn die wegstehende Kappe (früher konnte man sie ja mit einem Handgriff rausdrehen) ist dauernd im Weg. Wenn etwa eine große Kaffeetasse in meiner Kaffeemaschine steht, kann ich die Milch nun kaum noch einfüllen. Und auch sonst muss man immer aufpassen, dass die Kappe nicht zufällig grad nach unten schaut, sonst verteilt sich die Hälfte der ausgeleerten Milch auf die Küche", lautet eine der Zuschriften, die wir zu dem Thema erhalten haben.
Neues Pfandsystem
Und noch eine Neuerung gibt es: Im vergangenen Jahr hat die österreichische Bundesregierung die Einführung eines Pfands auf Einweg-Getränkeflaschen und -dosen zwischen 0,1 und 3 Liter ab 2025 beschlossen. Das neue Abfallwirtschaftsgesetz soll achtlos weggeworfene Dosen reduzieren und zu sortenreinerem Recycling führen. „Die Pfandhöhe wird 25 Cent betragen – so stellen wir sicher, dass die Flaschen und Dosen auch wirklich zurückgebracht werden. Zurückgeben kann man überall, wo man auch einkaufen kann. Das ist ein gutes und praktisches System, das alle Beteiligten gut umsetzen können“, sagt Gewessler. In Deutschland gibt es bereits seit 2003 Pfand auf Einwegflaschen aus Plastik und Glas sowie Getränkedosen.
Kommendes Jahr kehrt außerdem das verbindliche Mehrwegangebot in die Geschäfte zurück – so soll es in Filialen des Lebensmittelhandels, die größer als 400 m2 sind, wiederbefüllbare Gebinde für viele Getränkekategorien geben, etwa für Bier und Biermischgetränke, alkoholfreie Erfrischungsgetränke, Säfte und Milch. Bis 2030 sollen 30 Prozent der in Österreich verkauften Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt sein.
Auf der Bremse
Zögerlicher ist die Bunderegierung bei einer Regelung für Mehrwegverpackungen bei Speisen und Getränken zum Mitnehmen. In Deutschland gibt es seit Anfang 2023 die Pflicht, Take-away-Gerichte in Mehrwegbehältern zu verkaufen, in Österreich wartet man noch, prüft und beobachtet.
Angebundene Verschlüsse
BR-ANG, 30. Januar 2023, 20:01
Den Umgang damit habe ich aber schnell verstanden. Somit ist es kein Problem, und ich befürworte die angebundene Verschlüsse.