Bare Münze - Finanz-Infos von KONSUMENT. - Diesmal: Wer den Kauf von Aktien wegen des hohen Kursrisikos scheut, ist auch mit einer Aktienanleihe schlecht beraten– auch wenn die Erste Bank anderes suggeriert.
Die Aktienmärkte sind zum Teil deutlich gestiegen, während die Zinsen für Anleihen und Sparbücher im Keller bleiben. Soll man sich (wieder) auf den Aktienmarkt wagen? Wie kann ich mich dabei gegen allzu großes Risiko absichern?
Die Erste Bank thematisiert die Fragestellung der Absicherung in ihrem Newsletter (Erste Group Investment Newsletter März 2017) und bietet „Protect Aktienanleihen“ auf verschiedene Werte an. So heißt es bei den Aktien der heimischen Bank Raiffeisen Bank International auf Seite 6:
„Damit setzte sich der Mitte 2016 begonnene Aufwärtstrend fort. Innerhalb dieses Zeitraums hat der Kurs um mehr als 100 Prozent zugelegt.“
„Schutz vor Rückschlägen“
Und weiter: „Wer sich angesichts dieser Entwicklungen vor Rückschlägen schützen will, könnte sich die neue Protect Aktienanleihe der Erste Group Bank AG ansehen.“
Wir haben sie uns tatsächlich angesehen und… können vor diesem Angebot nur warnen. Auch und wegen der scheinbar stattlichen Verzinsung von 7,8 Prozent.
Kein Schutz für den Käufer
Eigentlich ist es ganz einfach: Eine Anleihe ist für den Käufer nie ein Schutzinstrument gegen Kursrückgänge am Aktienmarkt. Bei einer normalen Anleihe erhält er Zinsen und (hoffentlich) sein Geld am Laufzeitende zurück. Bei einer Aktienanleihe erhält er ebenfalls Zinsen, am Laufzeitende jedoch bekommt er unter bestimmten Umständen nicht sein Geld zurück, sondern Aktien. Welche Aktien, wie viele und unter welchen Bedingungen (Kursrückgang der Aktie) kann man den Emissionsbedingungen entnehmen.
Die Gefahr einer Aktienanleihe liegt für den Anleger immer darin, dass es zu Kursrückgängen kommt, denn dann erhält er z.B. statt 100 Prozent seines Kapitals 20 Aktien. Ist jetzt der Kurs von 5 Euro je Aktie auf 4,50 Euro gefallen erhält der Anleger eben nicht 100 Euro, sondern nur rechnerische 90 Euro zurück.
Eine „Protect Aktienanleihe“ verspricht vom Namen her Sicherheit und Schutz. Gemeint ist hierbei aber kein Schutz des Käufers vor Kursverlusten am Aktienmarkt, sondern nur ein teilweiser Schutz: Erst bei einem bestimmten Kursverlust der Aktie erhalten Sie statt des Kapitals die Aktien mit dem Kursverlust ausgehändigt. Bei der Protect Aktienanleihe auf die Raiffeisen Bank International beträgt die Sicherheitsschwelle (Barriere) 20 Prozent. Beträgt der Verlust der Aktie im ausgewählten Zeitraum mehr als 20 Prozent, so werden Sie vom Kuponschneider (Anleihenbesitzer) mehr oder weniger ungewollt zum Aktieninvestor und starten diese Karriere gleich einmal mit Anfangsverlusten von zumindest 20 Prozent.
Schutz nur für die emittierende Bank
Und wonach richtet es sich, welche Aktie als sogenanntes Basisinstrument gewählt wird? Nun, die Aktienanleihe hat schon eine gewisse Schutzfunktion. Allerdings nicht für Sie als Käufer der Aktienanleihe, sondern für den Verkäufer. Dieser zahlt zwar höhere Zinsen, die möglichen Verluste am Aktienmarkt kann er jedoch an den Käufer der Anleihe weitergeben. Sollte der Kurs steigen, so kann er an den künftigen Gewinnen ungeschmälert profitieren.
Der Anleihekäufer hingegen bekommt die Aktie dann und nur dann, wenn sie (deutlich) weniger wert ist. Worin hier ein „Schutz vor Rückschlägen“ bestehen soll, ist schwer nachzuvollziehen. Gerade wenn die Aktie sehr viel an Wert verliert, benötigt man den Schutz wohl am nötigsten – und gerade dann putzt sich der Verkäufer – die emittierende Bank – ab und hängt den gesamten Verlust dem Käufer um. „Missverständlich“ ist eine sehr zurückhaltende Bezeichnung für eine solche Präsentation.
Oftmals wie auch hier kommen Veranlagungen mit (höheren) Zinsen mit ungewöhnlichen Namen und komplizierten Rahmenbedingungen daher. Eine anbieterunabhängige Beschreibung der Funktionsweise und der Risiken bietet Ihnen unser Ratgeber „Kapital & Zinsen“, der sich insbesondere auch als Nachschlagewerk eignet.
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