Bei unserem Projekt geht fast ein Viertel der einlangenden Beschwerden auf das Konto von überdimensionierten Verpackungen. Verbraucherinnen und Verbraucher fühlen sich getäuscht und kritisieren die Ressourcenverschwendung (Stichwort Verpackungsmüll). „Klassikerstatus“ in der Kategorie Mogelpackung haben Müslis und Knabbergebäck wie zum Beispiel Chips. Die Industrie will uns zwar immer wieder weismachen, dass überdimensionierte Verpackungen nichts mit Profitgier zu tun hätten, sondern eine unvermeidbare Folge des Abfüllungsprozesses seien, doch das können wir widerlegen (siehe „Argumente der Hersteller“, Inhaltsverzeichnis: S. 2).
Weniger Inhalt bei gleicher Verpackungsgröße
Eine beliebte Strategie der Lebensmittelindustrie: Über Jahre wird die Füllmenge bei gleicher Verpackungsgröße immer weiter reduziert. Der Schwund wird einfach durch mehr Luft ausgeglichen. Aktuelle Beispiele sind etwa Nutella oder die Zuckerln von Tutti Frutti. Besonders perfide ist es, wenn eine Reduktion der Füllmenge mit einer Preiserhöhung einhergeht, was relativ häufig geschieht. Für Konsumenten ist das meist nicht erkennbar. Man müsste schon Buch über die Preise im Supermarkt und die jeweiligen Füllmengen führen, um der Trickserei auf die Spur zu kommen.
Gleiche Füllmenge, größere Verpackung
Eine ebenfalls dreiste Methode ist, die Verpackung bei gleicher Füllmenge zu vergrößern. Dieses Strategie haben wir etwa bei Zirkulin Flohsamenschalen und auch bei diversen Kakaos oder in Boxen verpackter Butter beobachtet.
Übergroße Verpackungen und Multipackungen
Die oben genannten Beispiele gehen nahtlos in „Mogelpackungen“ über, die eine erheblich größere Menge vorgaukeln, als enthalten ist. In viele Packungen ließe sich ohne Weiteres die doppelte Menge unterbringen. Ein Problem sind auch immer wieder Multipackungen, etwa einzeln verpackte Portionen Reis (z.B. Uncle Bens) , Müsli (z.B. NUSSYY Bio Dinkel Birchermüsli) oder Porridge (z.B. Schapfen Mühle Hafer Porridge).
Die Portionspackungen sind oft mit viel Luft gefüllt und verursachen noch mehr Verpackungsmüll als überdimensionierte Einzelpackungen, weil sie auch noch in Kartonumverpackungen gesteckt werden. Das Herstellerargument, dies diene dem Produktschutz, mag im Einzelfall für bruchgefährdete Lebensmittel wie Cracker oder Knusperzerealien gelten, meistens dürften jedoch Marketingaspekte eine Rolle spielen. Einer Erhebung der deutschen Verbraucherzentrale zufolge verursachen Mogelpackungen bzw. unnötige Verpackungen allein in Deutschland jährlich eine Abfallmenge, die drei Millionen Mülltonnen à 240 Liter füllt.