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Wasserverbrauch - Unstillbarer Durst

Wir verbrauchen täglich rund 30-mal so viel Wasser, wie unser Wasserzähler anzeigt. Ursache sind vor allem die importierten Lebensmittel, die auch Österreich zu einem Wasserimportland machen. So trägt unser Konsumverhalten zum Wasserraubbau in Ländern mit ohnehin prekärer Wasserversorgung bei.

Auf allen Anbauflächen in Europa, Austra­lien und den USA wird Reis nach der tradi­tionellen Methode angebaut, das heißt, die Felder werden überflutet. Weltweit betrachtet liegt der Wasserbedarf für Reis, der zu etwa zwei Dritteln auf künstlich bewässerten Flächen kultiviert wird, bis zu fünfmal höher als der ebenfalls sehr wasserintensive Anbau von Mais und Weizen. Global nimmt der Reisanbau bereits 37 Prozent aller bewässerten Flächen weltweit ein und verbraucht 85 Prozent der Wassermengen, die zur Bewässerung eingesetzt werden.

115 Liter für ein Kilo Tomaten

In Spanien, einem von Trockenheit geprägten Land mit ungünstigen Wasserverhält­nissen, wird ein Großteil der Obst- und ­Gemüseprodukte für den europäischen Markt angebaut. Etwa drei Viertel des gesamten Wasserverbrauchs Spaniens verursacht die Agrarindustrie.

Fotos: Ilya Chalyuk, uslik1983 / Shutterstock.com

Verbrauch pro Kopf und Tag in Österreich: Jeder Haushalt verbraucht täglich 135 Liter Trinkwasser (direkt) – im Vergleich dazu beträgt der virtuelle Verbrauch 4.377 Liter täglich! Im symbolischen Wasserglasvergleich würde der direkte Verbrauch (linkes Glas) gerade den Boden bedecken. Quellen: BMLFUW, Davy Vanham

Grundwasserspeicher sinken immer weiter

Eine Analyse des Gemüseanbaus im süd­spanischen Andalusien durch den WWF zeigt, dass dort für ein Kilogramm Paradeiser im Durchschnitt 64 Liter Wasser benötigt werden. In Marokko sind es 98 Liter, in Süd­italien sogar 115 Liter. Und obwohl in den andalusischen Agrarbetrieben bereits moderne wassersparende Berieselungssysteme eingesetzt werden, sinken die Grundwasserspeicher jedes Jahr weiter ab – stellenweise sogar um bis zu zehn Meter pro Jahr. Anda­lusien gehört zu jenen Gebieten, welche die Auswirkungen des Wasserraubbaus schon jetzt zu spüren bekommen.

Weltweiter Wasserverbrauch steigt

Im 20. Jahrhundert ist die Bevölkerung der Erde um etwa das Dreifache, der Wasserverbrauch aber um das Sechsfache gestiegen. Studien der UNO zufolge wird sich der glo­bale Wasserverbrauch weiter erhöhen.

Der Wasserverbrauch in den privaten Haushalten ist geprägt vom globalen Wohlstandsgefälle und den klimatischen Bedingungen. In den ländlichen Regionen afrikanischer Trockengebiete stehen der Bevölkerung pro Person nur 20 Liter täglich zur Verfügung. In den USA liegt der Durchschnittsverbrauch pro Person und Tag bei 300 Litern, in der EU bei 150 Litern.

In Österreich beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch 135 Liter. Zwar stagniert der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch der privaten Haushalte in den meisten Indus­trieländern, so auch in Österreich, oder er ist sogar rückläufig – vor allem aufgrund ­moderner wassersparender Haushaltsgeräte und Sanitärinstallationen.

Wasserfresser: Kleidung, Fleisch, Importprodukte

Doch die vom Hauswasserzähler angezeigte verbrauchte Wassermenge ist nur ein Bruchteil des Wassers, das wir verbrauchen. Die tatsächliche Menge ist viel größer. Mit der Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte wie Baumwoll­erzeugnisse, Sojabohnen, Fleisch, Ölfrüchte, Gemüse, Obst, Kaffee und Zierpflanzen wird auch das für deren Erzeugung aufgewendete Wasser "virtuell" aus den Anbauregionen importiert und in den wohlhabenden Ländern konsumiert.

Österreich als Netto-Importeur

Virtuelles Wasser

Sogenanntes "virtuelles Wasser" wird mit dem Kauf jedes Produktes mitkonsumiert. So wird bei der Produktion von Rindfleisch nicht nur zum Tränken der Tiere Wasser benötigt, sondern auch für die Bewässerung der Futterpflanzen. Auf diese Weise summiert sich ­beispielsweise das für ein Kilogramm Rindfleisch verbrauchte Wasser auf 15.000 Liter, für ein Kilogramm Getreide sind es etwa 1.500 Liter und für ein Frühstücksei 196 Liter. Auch bei Industrieprodukten wird bis zum fertigen Produkt viel Wasser verbraucht. Das "Institute for Water Education" der UNESCO hat für viele Waren solche Berechnungen ­angestellt. Demnach werden bei der Her­stellung eines Baumwoll-T-Shirts 4.100 Liter verbraucht, für ein Auto bis zu 400.000 Liter.

Fotos: Pincarel, Kilroy79, Africa Studio / Shutterstock.com

Baumwollproduktion ineffizient

Baumwolle gehört zu den wasserintensivs­ten Kulturpflanzen überhaupt. Im weltweiten Durchschnitt sind 11.000 Liter Wasser nötig, um ein Kilogramm Baumwollstoff zu erhalten. Aufgrund ineffizienter Bewässerung ­erreichen nur 45 Prozent des eingesetzten Wassers die Baumwollpflanzen, der Rest verdunstet oder versickert.

Exporte verursachen Wasserknappheit

Das Konzept des "Wasser-Fußabdrucks" macht den Zusammenhang zwischen internationalem Handel, Nahrungsmittelproduktion und der lokalen Nutzung von Wasser­ressourcen deutlich. Es beinhaltet die direkt verbrauchte Wassermenge sowie das für die Produktion von Lebensmitteln und anderen Gütern verbrauchte sogenannte "virtuelle" Wasser. Dabei wird deutlich, dass in vielen Ländern insbesondere der hohe Wasserverbrauch der industriellen Lebensmittelerzeugung für den Export zur Wasserknappheit beiträgt.

Österreich als Netto-Importeur

Dieser Wasser-Fußabdruck summiert sich in Österreich auf 4.377 Liter pro Kopf und Tag. Davon entfallen über 80 Prozent auf landwirtschaftliche Produkte und etwa 14 Prozent auf industrielle. Österreich hat bei landwirtschaftlichen Produkten einen hohen Selbstversorgungsgrad und erzeugt seine Produkte sehr wassereffizient.

Doch von der verwendeten Wasser-Gesamtmenge ist nur etwa ein Drittel des Wassers aus Österreich, zwei Drittel kommen aus auslän­dischen Quellen. Österreich, das so stolz auf seinen Wasserreichtum ist, ist also ein Netto-Importeur von Wasser, wenn diese Gesamtrechnung zugrunde gelegt wird.

Immer mehr Grundwasser angezapft

Mehr Grundwasser für die Landwirtschaft

Weltweit werden 70 Prozent des vom Menschen genutzten Wassers in der Landwirtschaft verbraucht. Doch der Wasserverbrauch der Landwirtschaft variiert global stark. In Europa insgesamt fließen 24 Prozent, in Österreich nur rund 5 Prozent des genutzten Wassers in die Landwirtschaft. Doch viele in Österreich konsumierte landwirtschaftliche Produkte werden mit hohem Wassereinsatz in anderen Ländern gezogen.

Weltweit werden heute bereits fast 40 Prozent der Nahrungsmittel auf künstlich bewässerten Flächen erzeugt. Aufgrund des zunehmenden Mangels an Oberflächenwasser aus Flüssen und Seen wird immer mehr Grundwasser zur Bewässerung herangezogen. Es macht bereits 43 Prozent des Wassers aus, das zur Bewässerung verwendet wird. Die verbrauchte Menge an Grundwasser hat in den Jahren 2000 bis 2010 um ein Viertel ­zugenommen, in China hat sie sich sogar ­verdoppelt.

Nicht erneuerbare Quellen angezapft

Und zunehmend wird nicht erneuerbares Grundwasser angezapft. Nicht erneuerbar, weil seine Erneuerungsrate geringer ist als jene Wassermenge, die entnommen wird. Reis (29 Prozent), Weizen (12 Prozent) und Baumwolle (11 Prozent) sind jene Nutzpflanzen, die am meisten mit nicht erneuerbarem Grundwasser bewässert werden. ­Pakistan, die USA und Indien sind jene Staaten, die am meisten Nutzpflanzen exportieren, die mit nicht erneuerbarem Grundwasser produziert werden.

Wasserkrise als globale Bedrohung

Im Jahr 2013 hatten rund 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser; mehr als 2,5 Milliarden verfügten weder über sanitäre Einrichtungen noch über eine Abwasserentsorgung. Das für Export-Lebensmittel und die Industrieproduktion aufgewendete Wasser steht oft in direkter Konkurrenz zum Menschenrecht auf einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung, das die UN-Generalversammlung im Jahr 2010 als unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschen­rechte festgeschrieben hat.

Laut UNO könnten fast 10 Prozent der weltweiten Erkrankungen verhindern werden, hätten alle ­Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Sanitäreinrichtungen. Weltweit leiden derzeit etwa 30 Länder unter Wassermangel. In den nächsten drei Jahrzehnten werden weitere 40 dazukommen.

Zusammenfassung

  • Regionale Lebensmittel bevorzugen. Der Konsum virtuellen Wassers (Wasser, das zur Produktion von Lebensmitteln benötigt wird) kann reduziert werden, indem mehr regionales, saisonales Gemüse und Obst und auch Fleisch gekauft wird statt mit künstlicher Bewässerung gezogene importierte Ware.
  • Fleischkonsum reduzieren. Mit einem Fleischkonsum von etwa 110 Kilogramm pro Person und Jahr gehört Österreich weltweit zu den Top-5-Fleischkonsumenten. Weniger Fleisch zu essen, reduziert nicht nur den CO2-, sondern auch den ­Wasser-Fußabdruck, denn Viehzucht verbraucht viel Wasser.
  • Bewusster kaufen. Weggeworfene Lebensmittel sind auch vergeudetes ­Wasser. In der EU werden 16 Prozent der Lebensmittel weggeworfen, davon wären rund 80 Prozent noch genießbar. Auch das Kaufen langlebiger Produkte spart Wasser, denn für die Herstellung von Industrieprodukten und die dafür nötigen Kunststoffe, Metalle etc. ist viel Wasser erforderlich. Produkte sollten bevorzugt aus Ländern mit hoher Wassereffizienz sowie hohen ökologischen und sozialökonomischen Standards importiert werden.

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