Das Versicherungs-Geschäft ist ein regionales. Die Konzerne kommen sich über Ländergrenzen hinweg nicht wirklich ins Gehege. Es gibt aber einige Ausnahmen. In welchen Versicherungssparten wird in der EU grenzüberschreitend angeboten?
Besonders häufig bekommen wir Anfragen von Konsument:innen im Zusammenhang mit Reisen, Autovermietungen oder auch Stornoversicherungen. Wenn etwa bei einem Mietwagenvermittler noch zusätzlich eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen wurde. Oder bei der Flugbuchung ein Stornoschutz. In letzter Zeit gibt es zudem vermehrt Anfragen zu Reparaturversicherungen für Geräte, die online gekauft wurden. Und auch zu Tierversicherungen, von der Haftpflicht bis hin zu Kranken- und Unfallversicherungen für Haustiere.
Welche Probleme treten am häufigsten auf?
Die Fragen betreffen meist bereits anstehende Leistungsfälle und drehen sich nicht um Vor- und Nachteile vor Vertragsabschluss. In der Regel geht es um Leistungsablehnung nach einem Schadensfall. Verbraucher:innen wollen die negative Rückmeldung des Versicherers bekämpfen. Manchmal geht es aber um noch viel Grundsätzlicheres: um die Frage, welcher Versicherer überhaupt der Anbieter ist.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Thema Reisen: Bei Buchungsplattformen werden oft Versicherungen mitverkauft. Abgeschlossen wird über einen Vermittler. Der wird dann auch im Schadensfall kontaktiert, reagiert aber nicht. Wer der dahinterstehende Versicherer ist, ergibt sich oft nur aus einem Link in der Bestellbestätigung. Das wird leicht übersehen. Manchmal gibt’s überhaupt keine Information über den Versicherer. Mühsam wird’s, wenn keinerlei Reaktion auf eine Schadensmeldung erfolgt und unklar bleibt, ob die Meldung an den Versicherer weitergeleitet wurde oder die Versicherung nicht reagiert. Ein weiterer wichtiger Punkt sind Unklarheiten über die Leistungen eines Produkts. Die wichtige Frage „Was ist versichert und was nicht?“ bleibt oft im Unklaren.
Welche Tipps haben Sie?
Hilfreich ist, im Vorhinein herauszufinden, wer der Versicherer ist. Und den Notrufkontakt, also Mailadresse oder Telefonnummer, zu notieren. Damit im Schadensfall gleich direkt mit dem Versicherer kommuniziert werden kann.
Aber sollte man nicht noch einen Schritt vorher ansetzen?
Ja, definitiv. Die Grundsatzfrage sollte lauten: „Brauche ich diese Versicherung überhaupt?“ Wer Klarheit über die eigenen Versicherungsprodukte hat, ist eindeutig im Vorteil. Stichwort Mehrfachversicherungen: Man zahlt mehrfach Prämie, die Leistung erhält man im Schadensfall aber in den allermeisten Fällen nur einmal. Auch hier ist das Thema Reisen ein gutes Beispiel. Man schließt „sicherheitshalber“ eine Stornoversicherung ab, obwohl man über die Kreditkarte, den Automobilclub oder eine Jahresreiseversicherung eh schon abgesichert ist.
Oft fühlt man sich bei Onlinekäufen oder Flugbuchungen geradezu gedrängt, noch zusätzlich eine Versicherung abzuschließen.
Der Fachbegriff dazu heißt Dark Patterns. Dabei wird man mit unterschiedlichen Methoden gedrängt und manipuliert. Bei jedem Buchungsschritt wird z. B. gefragt, ob man nicht doch eine Versicherung abschließen möchte. Unsicherheit und Sorge werden geschürt, die einfache Lösung farbenfroh dargelegt. Die vielen Ausnahmen bei der Deckung, das Thema „Was ist nicht versichert”, die genauen Vertragsbedingungen: Das alles wird hingegen nicht erwähnt (Anmerkung: Online haben wir dieses Thema bereits genau beleuchtet).
Kommentieren
Sie können den Text nach dem Abschicken nicht nachträglich bearbeiten, Länge: maximal 3000 Zeichen. Bitte beachten Sie auch unsere Netiquette-Regeln.
Neue Kommentare können nur von angemeldeten Benutzern veröffentlicht werden.
Anmelden0 Kommentare