Millionen von Zugvögeln starben jährlich bei der Olivenernte – aber nicht nur dabei kommen Tiere zu Tode. Verantwortlich dafür ist die Industrialisierung der Landwirtschaft.
Olivenernte: Ein Maschineneinsatz bei Tag rettet viele Vogel-Leben.
Vögel von Erntemaschinen eingesaugt
Zwischen Oktober und März werden in Mittelmeerländern wie Spanien, Italien oder Griechenland die Oliven geerntet. In kleineren Betrieben geschieht dies noch händisch, während im Intensivanbau die Früchte mit Erntemaschinen von den Bäumen geholt werden. Auf diese Weise werden Kosten für Erntehelfer eingespart. Die Oliven werden von den Ästen geschüttelt und anschließend von den Maschinen eingesaugt.
Kühle Nacht, besseres Aroma
Die Ernte fand nachts statt, da die Aromastoffe der Oliven bei kühleren Temperaturen besser erhalten bleiben. Millionen Zugvögel aus Nordeuropa nutzen diese Olivenbäume jedoch als Nachtquartier – und wurden noch bis vor kurzem vom Licht und Lärm der Erntemaschinen überrumpelt und eingesaugt. Allein in Spanien starben laut Forschungszentrum für Biodiversität und genetische Ressourcen jährlich 2,6 Millionen Vögel bei dieser Praxis. In Portugal geschätzt 96.000 Vögel jährlich. Betroffen sind Zugvögel wie Rotkehlchen, Finken, Grasmücken und Bachstelzen.
Bird Life gibt Entwarnung
Bei einem Maschineneinsatz am Tag wären die Vögel weniger orientierungslos und könnten rechtzeitig wegfliegen. Im Jahr 2019 gab die Regierung Andalusiens eine Empfehlung ab, die nächtliche Maschinenernte auszusetzen. Inzwischen können NGOs wie Bird Life Entwarnung geben. Die nächtliche Olivenernte in Spanien und Portugal gehöre der Vergangenheit an - und in anderen Ländern sei es kein großes Thema. „In vereinzelten Fällen ist es wohl möglich, aber weder unsere Partner noch andere Tierschutzorganisationen sehen es in anderen mediterranen Ländern als großes Problem“, so Bird Life International. Das Ziel sei dennoch, das Verbot der nächtlichen Ernte auf alle Olivenproduzierende EU-Staaten auszuweiten.
Es geht auch anders
Die italienische Olivenöl-Bibel "Flos Olei: A guide to the world of extra virgin olive oil" ermittelt jedes Jahr die 500 besten Olivenöle der Welt, 2019 stammten 75 davon aus Istrien. "Gelesen wird fast immer per Hand, gepresst möglichst schonend noch am Tag der Ernte", heißt es bei Flos Olei über istrische Olivenöle. Auch würden immer mehr Olivenplantagen in Istrien biologisch bewirtschaftet. Ein Vorteil ist hier das kühlere Klima, das im nördlichsten Anbaugebiet für Olivenöl herrscht. Bio ist jedoch nicht automatisch besser, da weder die EU-Öko-Verordnung noch die Richtlinien der einzelnen Bio-Verbände Vorschriften zur Ernte von Oliven beinhalten.
Biozyklisch-vegan und Qualitätssiegel
Einige Bio-Firmen erklären allerdings öffentlich auf ihren Websites, dass ihre Erzeugerbetriebe auf den Einsatz von Erntemaschinen verzichten. Das FAO-Qualitätssiegel GIAHS (Globally Important Agricultural Heritage Systems) garantiert zudem eine Ernte von Hand sowie den Schutz von wichtigen Agrarlandschaften und den dort angewendeten traditionellen Erntepraktiken.
Auch beim biozyklisch-veganen Olivenanbau kann man sicher sein, dass die Ernte händisch erfolgt. Dieser schreibt ein Abtrennen der Oliven per Hand oder mit dem Rüttler vor. Zudem sorgt die Einzelbetriebsabfüllung dafür, dass vollkommene Transparenz über den Erzeuger des Öls gegeben ist und Verbraucher nachvollziehen können, von welchem Olivenhain das Öl stammt.
Auf der Plattform change.org wurde eine öffentliche Petition zur Olivenernte gestartet, die Vertretern der Europäischen Kommission aus den vier wichtigsten Olivenanbauländern (Portugal, Spanien, Griechenland und Italien) vorgelegt werden soll: Petition gegen Vogelsterben bei der Olivenernte.