So haben wir getestet
Die deutsche Stiftung Warentest hat 22 Schultaschen für Schüler und Schülerinnen ab der ersten Klasse getestet. Wenn möglich wurden Schultaschen ausgewählt, die damit werben, die Ansprüche der DIN-Norm für Schultaschen zu erfüllen.
Täglicher Gebrauch (50 %)
Drei Experten beurteilten die Anpassungsmöglichkeiten und die ergonomischen Trageeigenschaften mit standardisierten Dummys und sieben Kindern im Alter von fünf bis acht Jahren. Die Prüfungen erfolgten mit Brust- und Hüftgurten, wenn diese im Lieferumfang enthalten waren. Das Auf- und Absetzen der Schultaschen wurde in Form einer teilnehmenden Beobachtung an den Kindern durch die Experten für jede Schultasche ausprobiert.
Dazu gehörte die Messung der funktionellen Länge des gepolsterten Bereichs der Tragegurte an einem Dummy, der dem Körperbau eines sechsjährigen Kindes entspricht.
Gurt im Halsbereich
Weiters beurteilten sie auch mit sogenannten Schulterdummys den Gurtverlauf, die Güte der Polsterung und die Materialeigenschaften des Gurts im Hals und Nackenbereich. Zur Beurteilung der Interaktionsfläche Rücken–Schultasche maßen sie mittels eines Druckverteilungssystems die Drücke und Druckspitzen. Die drei Experten beurteilten auch die Eigendynamik der von Kindern getragenen Schultaschen beim Gehen, die von den Fixiermöglichkeiten durch Brust-, Hüft- und Schulterentlastungsgurte bestimmt wird.
Einstellung der Rückenlänge
In einer anthropometrischen Untersuchung suchten und bewerteten sie die für das Kind nutzbaren Einstellungen der Rückenlänge, die sich aus dem Maß der vertikalen Distanz vom untersten Kontaktpunkt der Rückenfläche zum oberen Ansatz des Trageriemens ergibt. Außerdem wurde der Bereich des nutzbaren Hüftgurtumfangs gemessen und beurteilt. Am anthropometrischen Beispiel der unteren Greifhöhe des fünften weiblichen Perzentils für das Alter sechs Jahre beurteilten sie das Tragen der Schultasche am Griff.
Sinnvol nutzbare Innenaufteilung
Die Beurteilung von Verschließen, Packen und Verstauen basierte auf der sinnvoll nutzbaren Innenaufteilung: der Zugänglichkeit des Hauptfachs, der Leichtgängigkeit des Deckelverschlusses, der Deckelverstauung am Tischbein in geöffnetem Zustand, der Trennung von Verpflegung und Lernmitteln sowie der Zugänglichkeit und Größe der Außentaschen an Front und Seite. Für das Packen wurde eine Standardbeladung mit Schnellheftern, Ringordnern, Schulbüchern und Atlas, Federpennal, Schüttelpennal, Brotdose und Halbliter-Trinkflasche gewählt.
Ferner beurteilten die Experten die Standfestigkeit mit insgesamt 4 kg Beladung mittels einer Kraftmessdose im Zugversuch, die Formstabilität unter Schaumstoffwürfelfüllung mittels Materialprüfmaschine und Prüfstempel bei 200 N Belastung sowie einem Vorschub von 90 mm/min und die Verarbeitung der Schultasche sowie scharfe Ecken und Kanten.
Optische Warnwirkung (20 %)
Die Tester ermittelten und bewerteten den prozentualen Flächenanteil aller retroreflektierenden und hell leuchtenden Materialien in Anlehnung an DIN 58124:2010–09, sowie den Entwurf zu ihrer Überarbeitung vom März 2018. Sie berücksichtigten auch Warnfarben, die die überarbeitete Version erstmals erlaubt. Die Warnwirkung bei Tageslicht durch die fluoreszierenden Flächen prüften sie nach künstlicher Alterung durch Xenonlicht. Dazu maßen sie Farbort und Leuchtdichtefaktor. Für die Warnwirkung in der Dunkelheit überprüften und bewerteten sie die retroreflektierende Wirkung.
Materialeigenschaften (25 %)
Zur Prüfung der Haltbarkeit wurde jede Schultasche mit einer definierten Beladung von zirka drei Kilogramm befüllt. Danach kam sie für 24 Minuten in eine mit Teppichboden ausgelegte Falltrommel. Schäden des Inhalts wurden nach sechs Minuten, Schäden an der Schultasche zum Schluss der Prüfung ausgewertet. Schnallen wurden einer Prüfung auf Trittfestigkeit unterzogen – dafür wurde ein Gewicht von vier Kilogramm aus 20 Zentimeter Höhe auf die Schnallen fallen gelassen.
In einem Temperatur- und Feuchtigkeitstest wurden die Schultaschen 24 Stunden lang bei 40 °C und 80 % relativer Luftfeuchtigkeit gelagert. Bewertet wurden die Veränderungen im Vergleich zum Neuzustand. Im Anschluss wurden die Schultergurte fünf Mal bei 40 °C im Pflegeleicht-Programm gewaschen. Auch hier wurden die Veränderungen im Vergleich zum Neuzustand bewertet.
Zur Prüfung der Wasserdichtheit wurde ein Landregen mit hoher Wassermenge simuliert. Dazu wurden die Schultaschen zehn Minuten lang mit zehn Litern Wasser pro Quadratmeter und Minute beregnet. Danach wurde ermittelt, wie viel Wasser ins Innere eingedrungen war. Außerdem wurden die Schultaschen in einen Behälter gestellt, der einen Zentimeter hoch mit Wasser gefüllt war, und nach zehn Minuten wurde überprüft, ob Wasser in den Innenraum eindringt. Drei Experten beurteilten auch die Reinigungsmöglichkeiten der Schultasche.
Schadstoffe (5 %)
An Teilen, die Körperkontakt haben können (einschließlich der Griffe), wurde geprüft, ob sie die folgenden Sustanzen enthalten:
- allergisierende Farbmittel – in Anlehnung an DIN EN 14362
- Weichmacher (Phthalate) – mittels GC/MS Gaschromatographie mit massenselektiver Detektion
- Organozinnverbindungen – mittels GC/MS
- polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) – in Anlehnung an die GS-Spezifikation AfPS GS 2014:01 PAK, mittels LC/MS Flüssigkeitschromatographie mit Massenspektroskopie
- Nonylphenol und Nonylphenolethoxylate – mittels LC/MS Flüssigkeitschromatographie mit Massenspektroskopie
In allen Fällen waren die gefundenen Werte unproblematisch.
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass Produktmängel sich verstärkt auf das Testurteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einer Fußnote gekennzeichnet. Folgende Abwertungen wurden eingesetzt: Lautete die Note für die optische Warnwirkung „nicht zufriedenstellend“, konnte das Testurteil nicht besser sein. Bei „wenig zufriedenstellender“ Warnwirkung wurde das Testurteil um eine halbe Note abgewertet. Für die optische Warnwirkung hieß es „weniger zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“, wenn sie bei Tageslicht oder in der Dunkelheit „weniger zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“ war. War die Wasserdichtheit „nicht zufriedenstellend“, konnten die Materialeigenschaften um höchstens eine Note besser bewertet sein.