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Rückenprotektoren - Schützt und wärmt

, aktualisiert am

Rückenprotektoren für den Wintersport sind zwar noch selten anzutreffen. Doch zumindest unsere Tester hatten sich bald an sie gewöhnt. Dieser Test ist nur online und nicht im Heft erschienen.

Wir haben Rückenprotektoren und Westen folgender Marken getestet:

  • Alpina 
  • Atomic
  • Body Glove    
  • Dainese    
  • Icetools
  • Komperdell
  • POC
  • Salomon
  • Scott

Die Testtabellen enthalten Infos und Bewertungen zu: Aufprallschutz, Gewicht, Passform, Protektoreinsatz, Stabilität, uvm. - Lesen Sie nachfolgend unseren Testbericht.


Skifahren und Snowboarden wird gefährlicher: Pistenbetreiber verlassen sich nicht auf passendes Wetter, sondern nehmen die Sache selbst in die Hand. Immer öfter ersetzt harter Kunstschnee das natürlich vom Himmel gefallene Weiß – wegen des wärmeren Klimas und niederschlagsarmen Wintern bleibt oft nichts anderes übrig. Zudem schaufeln moderne Liftanlagen mehr und mehr Sportler auf den Berg. Die Unfallgefahr steigt durch diese Faktoren an – und damit die Anforderungen an die Bekleidung. Neben Skihelmen tragen auch Rückenprotektoren diesem Umstand Rechnung.

Rückenschutz überraschte positiv

Noch vor zehn Jahren waren die wenigsten Skifahrer mit Helmen unterwegs. Heute ist der Kopfschutz ein Standard, der Leben rettet und auf keiner Abfahrt fehlen sollte. Rückenprotektoren haben diesen Status noch nicht erreicht.
Auch unter unseren Testern war anfangs die Skepsis groß, sich ein solches "Brett" an den Rücken zu schnallen.

20 Protektoren im Test

Schließlich möchte man beim Skifahren oder Snowboarden nicht auf Komfort verzichten oder gar unter anderen Sportlern als "Feigling" gelten. Nach einer Woche auf der Piste, in der 20 Rückenprotektoren zwischen 120 und 230 Euro getestet wurden, waren die Vorbehalte aber verflogen. Jeder unserer Tester würde nun auch privat mit Rückenprotektor fahren.

Zwei Arten von Protektoren

Zwei Arten von Protektoren

Ein simples Brett, das mehr oder minder gut vor einem Aufprall schützt, ist der Rückenprotektor schon lange nicht mehr. Man unterscheidet zwei Formen: ärmellose Westen, bei denen der Protektor in ein Kleidungsstück eingenäht ist, und etwas altmodischere Schilder, die mit Gurten befestigt werden.

Tragekomfort überraschend gut

Der Tragekomfort ist durch den Einsatz moderner Materialien überraschend gut. Sie passen sich bei Wärme an den Körper an und gewährleisten genügend Flexibilität. Vor allem Snowboarder, die sich öfter bücken müssen als Skifahrer, brauchen Bewegungsfreiheit. Als Alternative zu weichen, sich anpassenden Schaummaterialien gibt es Hartschalenprotektoren, die aus kleineren Kunststoffplatten bestehen. Diese greifen flexibel ineinander und bieten besseren Schutz vor Verletzungen durch Durchbohren.

Wovor schützen die Protektoren?

Rückenprotektoren dürfen keine Ausrede dafür sein, sich mit Todesverachtung in die Tiefe zu stürzen. Sie bedeuten keinen umfangreichen Schutz bei Stürzen, sondern sollen lediglich Wirbelsäulenverletzungen bei einem flachen Aufprall am Rücken vermeiden.

Diese Art der Verletzungen ist übrigens verhältnismäßig selten: Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit beträgt der Anteil von Rumpfverletzungen beim Skifahren nur sieben, beim Snowboarden vier Prozent. Beim Fahren abseits der Piste gut zu wissen: Rückenprotektoren schützen nicht zuverlässig vor Verletzungen durch spitze Objekte wie Äste oder Skistöcke.

Labortests überwiegend positiv

Perfekter Sitz ist Voraussetzung

Wer einen Rückenschutz im Geschäft kauft, sollte sich genügend Zeit nehmen: Erst nach mehreren Minuten am Körper lässt sich einschätzen, wie sich das Produkt an die Wirbelsäulenkrümmung anpasst. Ein Protektor sollte eng am Körper anliegen, aber nicht einschneiden oder die Beweglichkeit einschränken. Bei Westen verbessert ein integrierter Nierengurt den Sitz. Im Geschäft sollte der Konsument das Produkt über einem T-Shirt ohne Jacke und dicken Pullover probieren. Keine Angst vor vermeintlichen Peinlichkeiten: Mit den Armen rudern, den Oberkörper drehen, sich setzen und schnell wieder aufstehen gehören zur Anprobe einfach dazu. Nur so kann geprüft werden, ob der Protektor sicher sitzt und sich nicht verschiebt.

Protektor-Westen als eigene Kleidungsschicht

Jene Protektoren, die in eine Weste eingenäht sind, sollte man vor dem Skiurlaub als eigene Kleidungsschicht einplanen. Bei wärmeren Temperaturen kann man beispielsweise einen Pullover weglassen, sonst gerät man ins Schwitzen. Manche Produkte lassen sich einfacher, andere nur umständlich verstellen. Beim Kleidungswechsel macht das Mühe, schließlich muss man den Bauchgurt jedes Mal neu einstellen. Schon Kleinigkeiten wie ein Klettverschluss-Schutz, u.a. bei den beiden Komperdell Westen, können einen großen Unterschied machen. Er verhindert, dass der Klettverschluss beim Umziehen an anderen Kleidungsstücken haften bleibt. Auch andere Protektoren verfügen über diesen Klettverschlussschutz.

Labortests überwiegend positiv

Wir haben die 20 Rückenprotektoren sowohl im Labor, als auch auf der Piste getestet. Bei der technischen Überprüfung wurde die Aufpralldämpfung bewertet, indem ein genormter Prüfkörper aus Metall an mehreren Stellen auf den Protektor prallte. Je nach Schutz unterscheidet die Europäische Norm EN 1621-2, die ursprünglich für den Motorradbereich gedacht war, zwischen den Klassen 1 und 2.

Die Norm prüft die Aufpralldämpfung allerdings nur bei Umgebungstemperatur sowie bei Feuchtigkeit. Eine Prüfung bei tieferen Temperaturen ist optional. Für Rückenprotektoren für den Straßenbereich mag das nachvollziehbar sein. Bei Protektoren für den Wintersport liegt die Umgebungstemperatur meist unter dem Gefrierpunkt. Aus unserer Sicht sollten Protektoren für den Wintersport verpflichtend bei tieferen Temperaturen getestet werden. Einige Hersteller führen dies bereits durch und weisen das auch aus.

Wir haben für die Prüfung der Aufpralldämpfung die Anforderungen verschärft und die Prüfung bei -10 Grad durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass die Produkte auch unter strengeren Bedienungen überzeugen können. Viele Protektoren, die mit der geringeren Schutzwirkung 1 gekennzeichnet waren, erfüllten auch die Voraussetzungen für die höhere Klasse. Die Befürchtung, dass die besser schützenden Protektoren steifer als die der Klasse 1 wären, hat sich in der Praxis nicht bestätigt.

Praxistest: Westen überzeugten

Gurt, Schnitt, Gewicht

Im Praxistest haben drei männliche und drei weibliche Tester – Skifahrer und Snowboarder mit unterschiedlichem Geschick – den Tragekomfort bewertet. Dazu gehören das Anziehen, das Verstellen des Gurtes und Einschränkungen durch den Schnitt. Der Protektor soll an der Wirbelsäule anliegen und im Nacken oder Steiß nicht überstehen. Beim Hinsetzen soll er sich nicht verschieben.

Schutzflächen unterschiedlich groß

Je nach Hersteller gibt es große Unterschiede bei der Fläche, die der Protektor abgedeckt. Manche Produkte haben sogar Seitenteile bei den Rippen und am Steißbein, die extra Schutz versprechen, in diesem Test aber nicht überprüft wurden. Andere, wie der Salomon Flexcell, decken eine kleinere Fläche ab, was für die Schutzwirkung nachteilig sein kann. Auch der Geruch und das Gewicht wurden im Praxistest berücksichtigt.

Westen überzeugten

Besonders die Westen hatten es unseren Testern angetan. Sie sind bequem zu tragen und wärmen bei kalten Temperaturen, wobei es je nach Produkt Unterschiede gibt. Die Komperdell Air Vest und Pro Vest sind etwa im Bauchbereich sehr kurz geschnitten – für kälteempfindliche Personen unangenehm. Bei vielen Produkten ist der Protektor herausnehmbar; die Weste wandert dann getrennt in die Waschmaschine. Bei der Pflege und der Aufbewahrung müssen die Hinweise der Hersteller beachtet werden. In der Regel gilt: Den Protektor beim Transport nicht knicken, keine schweren Gegenstände darauf abstellen.

Lebensdauer drei bis zehn Jahre

Die Hersteller geben für die Lebensdauer ihrer Protektoren Werte zwischen drei und zehn Jahren an. Der tatsächliche Verschleiß hängt von der Nutzung und Umweltfaktoren ab. Je nach Beanspruchung muss man den Rückenschutz regelmäßig überprüfen. Nach jedem Sturz ist der Protektor optisch zu inspizieren. Ist keine Beeinträchtigung erkennbar, kann er weiter benützt werden.

Testtabelle: Rückenprotektoren - Herren

Testtabelle: Rückenprotektoren - Damen

Testtabelle: Rückenprotektoren - Unisex

Stellungnahme POC

In ihrem Artikel schreiben Sie, dass die Norm, die „ursprünglich für den Motorradbereich gedacht war“, je nach Schutz „zwischen den Klassen 1 und 2“ unterscheide. Demnach wäre hieraus zu verstehen, dass die Norm für den Motorradbereich entwickelt wurde, nun aber auch Ski- und Snowboardprodukte zertifiziert. Dies stimmt so natürlich nicht, da es (noch) keine spezifische Norm hierfür gibt. Jeder Hersteller bezieht seine Protektoren also weiterhin auf die Motorradnorm („Motorradfahrer-Schutzbekleidung gegen mechanische Belastung“), und das freiwillig!

Weiters sprechen Sie davon, dass wir die Klasse 2 der Norm nicht einhalten. Auf welchen der Aufpralltests sich dies bezieht, wird hier noch gar nicht erwähnt. Und dies ist schlicht und ergreifend falsch! Unsere Protektoren halten sehr wohl die offiziell geforderten Werte ein (ich spreche hier ausdrücklich von den geforderten Tests), sonst würden wir die Norm gar nicht offiziell bestehen. Denn wir reklamieren gar nicht für uns, den „optionalen Test bei niedriger Temperatur“, zu bestehen, vielmehr erwähnen wir in unseren Produkthinweisen sogar die „Safety Note“: „The protective effect of the protectors may be reduced by temperatures lower than +-0 Celsius, always keep your protector close to your body and let your body temperature keep the temperature of the protector well above this point.”

Dass jedoch davon gesprochen wird, dass wir eine Normklasse nicht einhalten, ist schlichtweg eine Falschinformation, die wir so nicht stehen lassen wollen. Es handelt sich bei dem von Ihnen ausgewählten Testkriterium um ein optionales Kriterium. Ich würde hier sogar noch außen vor lassen, dass die Temperatur eines Rückenprotektors in der Realität wohl sehr selten –10 Grad erreicht, da sich das Material sofort erwärmt, wenn sich der Protektor am Körper befindet.

 Björn Seitner
 Marketing Manager Central Europe
 POC Austria GmbH
 

Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Abwertung zurückgenommen, da die Prüfung bei -10 Grad C tatsächlich von der Norm nicht gefordert wird. Wir bleiben jedoch auf dem Standpunkt, dass Protektoren für den Wintersport diese Anforderung erfüllen sollten.

Zusammenfassung

  • Zwei Funktionen. Die vom Motorradsport kommenden Rückenprotektoren werden verstärkt auch im Wintersport eingesetzt. Sie schützen vor Wirbelsäulenverletzungen, die in Westenform haben zudem eine nicht zu unterschätzende Wärmefunktion.
  • Passabler Schutz. Die im Test vertretenen Modelle (Männer, Frauen, Unisex) bieten fast durchwegs einen akzeptablen Schutz. In der praktischen Prüfung überwogen gute bis sehr gute Bewertungen.
  • Empfehlenswert. Rückenverletzungen passieren im Wintersport nicht sehr häufig, dennoch sind Protektoren eine sinnvolle Ergänzung zum – unverzichtbaren – Helm, vor allem, wenn sie auch eine Kleidungsschicht ersetzen.
     

Testkriterien

Im Test: 20 Rückenprotektoren (neun Herren-, sieben Damen- sowie vier Unisexmodelle) im Preissegment von 120 € bis 230 €.

Technische Prüfung

Die Überprüfung der Aufpralldämpfung erfolgte in Anlehnung an die EN 1621-2:2014 Pkt. 5.1. Die Protektoren wurden für 24 h bei –10 °C gelagert. Ein stabförmiger Fallkörper mit einem Gewicht von 5 kg wurde senkrecht auf den über einem Prüfamboss gelegten Protektor fallen gelassen. Die kinetische Energie beim Aufprall betrug 50 J. Es wurden fünf Versuche an verschiedenen Stellen des Protektors durchgeführt und die einwirkende Kraft in kN gemessen.

Bedienungsanleitung

Drei Personen bewerteten die Bedienungsanleitung u.a. hinsichtlich Lesbarkeit und Gestaltung, Gliederung und Verständlichkeit sowie Hinweisen zu Pflege und Reinigung sowie Warnhinweisen. Weiters wurde die Kennzeichnung am Protektor entsprechend EN 1621-2:2014 Pkt. 6 überprüft.

Praktische Prüfung

Beurteilung der Handhabung durch sechs Personen (drei Damen und drei Herren, sowohl Skifahrer als auch Snowboarder) anhand eines Fragebogens. Bewertet wurden u.a. das Anlegen der Protektorweste und des Schilds sowie etwaige Einstellmöglichkeiten von Bändern und des Nierengurts. Weiters wurden der Tragekomfort, auftretende Bewegungseinschränkungen, die Positionsstabilität des Protektors beim Fahren und Sitzen am Lift bewertet, ebenso das Wärmegefühl und die Neigung zum Schwitzen. Weiters Geruch und Gewicht und die Möglichkeit, den Protektoreinsatz zu entnehmen.

Abwertungen

Ist das Urteil Aufprallschutz „weniger zufriedenstellend“, kann das Testurteil nicht besser sein. Ist der Tragekomfort „durchschnittlich“, kann die Praktische Prüfung nicht besser sein. Ist die Positionsstabilität „nicht zufriedenstellend“, kann die Praktische Prüfung nur um eine Note besser sein. Ist das Urteil Lesbarkeit „durchschnittlich“ oder schlechter, kann das Urteil für die Bedienungsanleitung nur um eine Note besser sein.

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