Die EU hat über Einmal-Strohhalme, -Besteck und -Geschirr aus Plastik ein Verbot verhängt. Diese Ware wird bald vom Markt verschwinden. Doch sind Produkte aus Karton, Palmblätter oder auf Zuckerrohrbasis eine gute Alternative?
Die Erfindung des Kunststoffs im 20. Jahrhundert wurde – bei allen Vorteilen, die das Material bietet – zum Albtraum für die Umwelt. Heute gibt es kaum noch einen Winkel auf der Erde, der nicht mit Plastikpartikeln belastet ist. Konsequenzen kommen wie so oft verhalten und spät. So dürfen Produkte wie Einmalbesteck und Einweggeschirr, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen oder To-go-Lebensmittelbehälter seit dem 3. Juli dieses Jahres nicht mehr neu auf den Markt kommen. Dank großzügiger Verbrauchsfristen wird es allerdings noch einige Zeit dauern, bis diese Produkte komplett aus dem Handel verschwunden sein werden.
Plastikalternativen
Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern geht das zu langsam. Sie wollen bereits jetzt keine Plastikware mehr kaufen. Deshalb drängen schon seit einiger Zeit Alternativprodukte aus Karton, Palmblättern, Weizenfasern oder Zuckerrohrbagasse auf den Markt. Beim letzten Material handelt es sich um die fasrigen, gemahlenen Überreste, die bei der Zuckerproduktion nach dem Auspressen von Zuckerrohr anfallen.
Mit Chemikalien belastet
Unklar ist dabei allerdings, wie umweltfreundlich und gesund die neuen Produkte sind. So liegen nur unzureichende Erkenntnisse über die darin enthaltenen Chemikalien vor. Stichprobenartige Untersuchungen von Behörden und Verbraucherorganisationen geben nicht unbedingt Anlass, das Vertrauen in die neuen Produkte zu stärken.
Im Jahr 2019 testete unsere EU-Partnerorganisation BEUC Papierstrohhalme und fand in zwei von vier Produkten Chemikalien, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Im selben Jahr berichtete das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kantons St. Gallen, dass in der Schweiz Trinkhalme aus Papier auf dem Markt sind, die mit Mineralölen, Chlorpropanolen und anderen unerwünschten Chemikalien belastet sind. Ein Jahr zuvor hatte das Magazin Öko-Test über Schimmel- und Milbenkotfunde in Einweggeschirr aus Palmblättern berichtet, zudem waren einige Produkte mit dem gefährlichen und in der EU verbotenen Pestizid DDT verunreinigt.
Im Februar 2020 fand die britische NGO Fidra beunruhigend hohe Konzentrationen von fluorierten Verbindungen (PFAS) in Take-away-Boxen, die aus geformten Fasern von Zuckerrohrbagasse hergestellt waren. PFAS sind hoch problematisch für die Umwelt und möglicherweise gesundheitsschädlich.
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